Talfahrt am OTC-Markt |
30.09.2020 06:12:00
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Corona-Ausverkauf: Deshalb ging es auch für nicht kotierte Aktien bergab
Der Handel mit nicht börsennotierten Anteilsscheinen gilt im Allgemeinen als eine Art sicherer Hafen in turbulenten Zeiten. In der Corona-Krise ging es jedoch auch auf dem OTC-Markt deutlich abwärts. Woran das gelegen haben könnte.
• Druck auch bei nicht kotierten Anteilsscheinen gross
• Mehrere Gründe für Ausverkauf verantwortlich
Geheimtipp OTC-Aktien
Wer schon länger an der Börse handelt, weiss um die grossen Chancen aber auch hohen Risiken, die die internationalen Aktienmärkte bergen. Während der anhaltenden Corona-Krise wurde dies einmal mehr sehr deutlich. Während sich viele internationale Indizes im Februar noch auf neue Höchststände schoben und der längste Bullenmarkt der Geschichte sein elftes Jubiläum feierte, folgte innerhalb weniger Tage ein massiver Abverkauf, der zahlreiche internationale Indizes zweistellig nach unten riss. Die sich rapide ausbreitende Lungenkrankheit COVID-19 machte dem jahrelangen Aufschwung an den Börsen somit in kürzester Zeit einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Zu gross waren die Unsicherheiten bezüglich der Auswirkungen des Virus auf die globale Wirtschaft, zu drastisch die Massnahmen, die zur Bekämpfung einer weiteren Ausbreitung ergriffen wurden.
Auch für nicht börsennotierte Aktien ging es bergab
Doch was erfahrene Anleger überrascht haben dürfte, ist die Tatsache, das auch nicht kotierte Aktien in der Krise dem massiven Ausverkauf zum Opfer fielen und eine vergleichbare Talfahrt an den Tag legten. Dabei gelten die ausserbörslich (over-the-counter, kurz OTC) gehandelten Titel gerade in Krisenzeiten eigentlich als stabil und sichere Wertanlage. Denn eigentlich zeichnen sie sich mittel- bis langfristig durch hohe Kursgewinne und ein niedriges Risiko aus. Hintergrund sind weniger zahlreich vertretene internationale und institutionelle Anleger bei den Tresentiteln. Grosse Kursausschläge bleiben also aus. Meist sind die Aktienkäufer Personen, die eine spezielle, oft heimatliche Verbindung zu dem nicht kotierten Unternehmen haben, bei jedem Anteilsschein, der sich in ihren Portfolios handelt es sich daher um ein Sammler- oder Liebhaberstück. Das dürfte auch mit dem hohen Preis der OTC-Anteilsscheine zu tun haben, oftmals liegt dieser im vierstelligen Bereich.
Nicht selten kommt es deshalb vor, dass eine Aktie erworben und dann sehr lange nicht mehr veräussert wird, was zu einer grossen Stabilität am ausserbörslichen Markt führt. Doch auch die nicht kotierten Titel konnte im Zuge der Corona-Krise nichts vor einem deutlichen Wertverlust bewahren. So fiel der Liquidity Index der Berner Kantonalbank für die 50 grössten Schweizer OTC-Aktien innerhalb des Zeitraum von Anfang Februar bis Anfang April um über zehn Prozent und damit nur etwas weniger als der Schweizer Leitindex SMI, der im gleichen Zeitraum etwas über elf Prozent einbüsste.
Auch Goldpreis kurzzeitig von Ausverkauf betroffen
Interessanterweise zeigten die ausserbörslich gehandelten Aktien dabei eine ähnliche Entwicklung wie der Goldpreis, der im Zuge des massiven Ausverkaufs im Februar und März ebenfalls deutlich nachgab. Und das, wo das gelbe Edelmetall ebenfalls als sicherer Hafen turbulenten Zeiten gilt.
Nachteil der Illiquidität von OTC-Titeln
Allerdings ist der Abverkauf von Goldbeständen in Zeiten der Unsicherheit nicht so ungewöhnlich. Denn kommt es am Aktienmarkt zu grossen Verwerfungen, kann es passieren, dass Investoren schnell Liquidität benötigen und sich daher von ihren sichereren Anlagen trennen. Gleiches gilt auch für nicht kotierte Aktien, die einer stabilen Wertanlage gleichkommen. Allerdings kann die Illiquidität, die die OTC-Anteilsscheine auszeichnet, hier zum Nachteil werden. Schließlich werden die Anteilsscheine bei weitem nicht so häufig gehandelt wie börsennotierte Aktien, wodurch ein Verkauf durchaus mehrere Tage andauern kann. Muss ein Tresenpapier schnell abgestossen werden, weil schnell Liquidität benötigt wird, kann es also passieren, dass ein wesentlich geringerer Verkaufspreis akzeptiert werden muss. Aus diesem Grund wird für ausserbörslich gehandelte Aktien immer ein Kurslimit bestimmt.
Nicht nur börsennotierte Unternehmen von Corona-Krise getroffen
Einen weiteren Grund für den Abschwung der OTC-Aktien stellt die Tatsache dar, dass durch die Corona-Krise alle Segmente und alle Unternehmen gleichermassen hart getroffen wurden. Auch die in der Schweiz verankerten kleinen und mittelständischen Unternehmen sowie grössere nicht börsennotierten Firmen litten unter ausbleibender Kundschaft und weggefallenden Aufträgen und mussten so Einbussen hinnehmen, die sich auch im Aktienpreis widerspiegelten. Daneben hätten viele Investoren im Zuge der Krise auch lediglich Gewinne realisiert oder sich von der allgemeinen Panik am Markt anstecken lassen, wie die Neue Zürcher Zeitung einen Händler von Lienhardt & Partner wiedergibt.
Ob hohe Dividenden ausgeschüttet werden bleibt ungewiss
Neben den bereits genannten Gründen sieht sich der OTC-Markt derzeit noch mit einem weiteren Problem konfrontiert, das Anleger vorerst davon abhalten könnte, ins Tresengeschehen wieder einzusteigen. Denn eigentlich überzeugen nicht kotierte Aktien mittel- und langfristig nicht nur durch ein geringeres Risiko verbunden mit hohen Gewinnen, sondern auch mit der Höhe ihrer Dividenden. Doch ob diese in Zeiten der Corona-Krise auch tatsächlich so üppig ausfallen werden, ist derzeit noch mehr als ungewiss.
Langsame Erholung auf OTC-Markt erwartet
Daneben dürfte die Erholung der nicht börsennotierten Unternehmen nur langsam vonstatten gehen, da kurzfristige Massenaktienkäufe in diesem Segment, im Gegensatz zum regulären Aktienhandel, nicht üblich sind. Marktteilnehmer, die auf eine rasante Gegenbewegung hoffen, werden dem OTC-Markt also weiter fernbleiben. Für langfristig orientierte Investoren könnten sich hier jedoch durchaus interessante Möglichkeiten auftun.
Redaktion finanzen.ch
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