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Euro am Sonntag-Strategie 27.08.2017 19:31:00

Angst-Börse: Welche Tricks vor teuren Fehlern schützen

Angst-Börse: Welche Tricks vor teuren Fehlern schützen

Die Nordkorea-Krise lässt die Nervosität an den Aktienmärkten steigen. Wie Anleger ihre Depots auf turbulenten Zeiten vorbereiten.

von Sven Parplies, Euro am Sonntag

Wenn die Kurse steigen, macht Börse Spaß. Und die meiste Zeit ging es ­bisher aufwärts: Der DAX hat seinen Wert in 21 von 29 Jahren gesteigert. In Schnitt ging es inklusive Dividenden um neun Prozent nach oben. Aber auch an den Aktienmärkten gelten die Gesetze der Schwerkraft. Zwei Mal - 2002 und 2008 - verlor der DAX mehr als 40 Prozent. Wer mit hohem Risiko investiert oder einen schlechten Einstiegszeitpunkt gewählt hat, kann tief in die roten Zahlen rutschen.

Auch jetzt könnte es wieder turbulent werden. Der Konflikt um das Atomwaffenprogramm Nordkoreas ist in eine kritische Eskalationsstufe eingetreten. US-Präsident Trump droht Diktator Kim Jong-un mit einem Präventivschlag. Auch China zog Trumps Zorn auf sich - das Land übe nicht genug Druck auf seinen tyrannischen Nachbarn aus. Sanktionen der USA gegen Chinas Wirtschaft wären aus Sicht der Börse ebenfalls ein bedrohliches Szenario.

Wie ernst Anleger den Nord­korea-­Kon­flikt nehmen, lässt sich am Volatilitätsindex VIX ablesen. Dieser "Angst-Indikator" misst anhand der Preise von Optionen auf den Aktienindex S & P 500, welche Schwankungsbreite Anleger erwarten. Anfang August schoss der Index auf ein neues Jahreshoch. Auch die im historischen Vergleich bereits lang anhaltende Rally bereitet einigen Investoren Sorgen.

Für Privatanleger können fallende Kurse schnell zur Falle werden. Der Nobelpreisträger Daniel Kahneman und sein Kollege Amos Tversky haben festgestellt, dass bei den meisten Menschen der Schmerz eines Verlustes doppelt so stark wiegt wie Freude über einen entsprechenden Gewinn. Das führt dazu, dass Anleger renditefressende Fehler machen. Sie gehen nach Verlusten größere Risiken ein, um die Verluste auszubügeln - und rutschen dadurch womöglich noch tiefer in die roten Zahlen.

Einen perfekten Weg, sich vor Verlusten zu schützen, gibt es nicht - mit einigen einfachen Tricks aber lassen sich Risiken besser kontrollieren. Die wichtigsten Weichen werden bereits vor dem Aktienkauf gestellt: Jeder Anleger sollte für sich klären, wie viel Verlust er psychisch verkraften kann. Weil Prozentzahlen sehr abstrakt sind, sollte man dabei an konkrete Geldbeträge denken. Wer schwache Nerven hat, sollte im Zweifelsfall kleinere Summen investieren, um auch in turbulenten Phasen einen kühlen Kopf bewahren zu können.

Wenn es tatsächlich nach unten geht, helfen Stoppkurse, die Verluste zu begrenzen. Ein Anleger verkauft bei diesem Mechanismus ein Wertpapier, sobald es einen bestimmten Prozentsatz an Wert verloren hat. Orientierung liefert die Charttechnik. Oft gibt es in der Kurskurve einer Aktie ein Niveau, an dem die Notierung in der Vergangenheit mehrere Male nach oben gedreht hat. Den Stoppkurs setzt ein Anleger dann etwas unterhalb dieser Markierung.

20-Prozent-Regel

Anleger sollten den Stoppkurs nicht zu eng setzen, weil sie sonst schon bei kleinen Kursrückschlägen mit Verlust aus dem Markt fliegen. Als Faustregel bietet sich eine Schwelle von etwa 20 Prozent unter dem Einstiegskurs an. Und: Ein Anleger sollte bereits beim Kauf einen Stoppkurs festlegen und die Aktie im Ernstfall auch wirklich abstoßen. Wer die Schwelle immer weiter nach unten zieht, kann in eine gefährliche Abwärtsspirale geraten. Bei vielen Banken kann man Stopps so platzieren, dass sie bei steigenden Kursen automatisch nach oben gezogen werden, im Fachjargon Trailing Stop genannt.

Doch kein System ohne Tücken. Selbst bei einem großzügigen Stoppkurs kann es passieren, dass man ausgerechnet auf dem Tiefpunkt verkauft - und dann zusehen muss, wie der Kurs nach oben dreht. Aus diesem Grund verzichten einige Anleger auf Stoppkurse. Bei zuverlässigen Dividendenwerten kann man durchaus Verluste aussitzen und sich in finsteren Zeiten mit den Bargeldausschüttungen trösten.

Zuverlässige Dividenden

Einige amerikanische Unternehmen - etwa Johnson & Johnson und Coca-Cola - haben ihre Dividende seit mehr als 50 Jahren durchgehend angehoben. In Deutschland hat der Versicherungskonzern Munich Re seine Ausschüttung seit 1969 nicht gesenkt. Eine erfolgreiche Vergangenheit ist zwar keine Garantie für die Zukunft, gibt aber ein ­Gespür für die Qualität ­eines Unternehmens. Auch in diesem Fall gilt: Ein Anleger sollte sich schon vor dem Kauf bewusst machen, ob er ein Wertpapier als eher kurzfristige Spekulation betrachtet oder als langfristiges Dividendeninvestment.

Als Signal wird die 200-Tage-Linie an den Finanzmärkten viel beachtet. Sie errechnet sich aus den Schlusskursen eines Wertpapiers über die vorangegangenen 200 Tage und glättet somit die auf kurze Sicht oft hektischen Kursbewegungen. Dadurch ist ein Trend klarer zu erkennen. Als Faustregel gilt dabei: Wenn der aktuelle Kurs unter den gleitenden Durchschnitt fällt, ist das ein schlechtes Signal.

Die Redaktion von Euro am Sonntag nutzt die 200-Tage- Linie des DAX als Teil ihres Börsenindikators. Um Fehlsignale zu vermeiden, sendet dieser Indikator erst dann ein Verkaufssignal, wenn der Kurs des DAX fünf Prozent unter den gleitenden Durchschnitt rutscht. Auf diese Weise konnten Anleger in der Vergangenheit einem erheblichen Teil der großen Kurseinbrüche entgehen. Wer in Einzelaktien investiert, kann das Verkaufssignal für den DAX als generelles Signal zum Rückzug sehen oder für jedes einzelne Wertpapier die 200-Tage-­Linie als Indikator nehmen.

Der Preis der Sicherheit

Die Unfallversicherung der Aktienmärkte sind Put-Optionsscheine. Bei diesen Papieren setzt ein Anleger mit kleinen Beträgen - dafür aber gehebelt - auf fallende Kurse. Stürzt der Markt ab, rutscht ein Anleger mit seinen Aktien ins Minus, verdient gleichzeitig aber mit seinen Puts Geld. Sollte der Aktienmarkt allerdings steigen oder seitwärts laufen, verliert der Put an Wert und belastet das Depot. Da Aktienkurse häufiger steigen als fallen, wird ein Anleger mit einer Absicherung in den meisten Fällen Geld verlieren - wie bei einer Feuerversicherung für das Haus oder ­einer Zusatzpolice für die Zähne.

In einer angenehmen Situation sind alle jene, die mit Sparplänen langfristig in einen Aktienindex investieren. In diesem Fall bekommt man nach einem Kursrutsch mit der nächsten Sparrate mehr Aktien für sein Geld. Nach einem scharfen Kurseinbruch kann es darum eine gute Idee sein, die Sparrate kurzzeitig zu erhöhen. Ein Börsencrash kann also durchaus ein Glücksfall sein.

Strategie

+++ Klare Ziele setzen Anleger sollten vor dem Aktienkauf einen Plan machen. Zum Beispiel: als Kernbestand langfristig in einen Indexfonds investieren und diese Position über einen Sparplan auf­stocken. Zusätzlich kann man mit kleineren Beträgen auf riskantere Einzeltitel setzen.

Grenzen erkennen

Dosieren Sie das Risiko so, dass Sie immer ­ruhig schlafen können. Halten Sie ausreichend hohe Cashreserven, um plötzliche Aus­gaben im Privatleben finan­zieren zu können. Niemals auf Kredit ­spekulieren!

Kurs halten

Auch wenn die Märkte auf breiter Front fallen, sollten Anleger an ihrer langfristigen Strategie festhalten. Sparpläne durchziehen, Stoppkurse beachten.

Ruhig bleiben

Nach Gewinnen nicht übermütig werden. Werten Sie Verluste nicht als persönliche Niederlage. Selbst Warren Buffett setzt manchmal auf die ­falschen Aktien.

Ausgewogen investieren

Gold als Beimischung in Höhe von fünf bis zehn Prozent des Depotvolumens schützt vor extremen Krisen.

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