Probleme mit Lieferketten |
11.05.2022 22:37:00
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Keine Entspannung auf den Weltmärkten: Swissmem-Präsident dennoch zuversichtlich für Schweizer MEM-Firmen
Martin Hirzel, seit Anfang 2021 Präsident des Industriebranchenverbandes Swissmem, zeigt sich hinsichtlich einer Entspannung auf den Weltmärkten wenig optimistisch. Der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie gehe es laut ihm jedoch eigentlich gut.
• Lieferketten leiden nach wie vor unter Auswirkungen der Corona-Pandemie
• Keine Deglobalisierung erwartet - Sorgen um Politisierung des Handels
Hirzel: Auftragsbücher voll, aber Lieferketten "komplett aus dem Takt gefallen"
Laut Martin Hirzel, Präsident des Industriebranchenverbandes Swissmem, geht es der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie eigentlich gut, wie er in der Samstagsrundschau von Radio SRF Ende April erklärte. Die Auftragsbücher seien voll und die Nachfrage hoch, das Problem seien jedoch die Lieferketten, die nach wie vor unter den Folgen der Corona-Pandemie leiden und so laut Hirzel "komplett aus dem Takt gefallen" sind - hinzu kam nun auch noch der Ukraine-Krieg. Und so sei eine Entspannung der Märkte vor dem Hintergrund dieser Krisen Hirzel zufolge "nicht einmal mehr Wunschdenken". Aufgrund des Corona-Lockdowns in Shanghai würden in der nächsten Zeit kaum Güter über den Hafen in Shanghai ausgeführt werden, was die Lage noch einmal durcheinander bringen und zu einer "totalen Verwerfung" führen werde.
Keine Deglobalisierung erwartet - Sorgen um Politisierung des Handels
Auch wenn man gerade in Zeiten der Corona-Pandemie festgestellt habe, dass neben Preis und Qualität die geografische Nähe von Lieferanten einen Wert habe und der Produktionsstandort Europa und Schweiz eine gewisse Renaissance erfahren habe, glaubt Hirzel nicht an eine Deglobalisierung der Weltwirtschaft. Auch wenn die Mitglieder seines Industriebranchenverbandes vermehrt Anfragen als Zweit- oder Notfalllieferanten erhalten würden, sei der chinesische Markt nach Einschätzung des Swissmem-Präsidenten für alle Industrieunternehmen sehr spannend und werde das auch bleiben.
Während er nicht an eine Deglobalisierung glaubt, macht sich Hirzel jedoch Sorgen um eine Politisierung des Handels. So habe sich bereits vor der Corona-Pandemie mit dem Handelskrieg das Phänomen einer Blockbildung abgezeichnet. Und so komme es - vor allem zwischen den USA und China - zu einer Abschottung. Es würden laut Hirzel unterschiedliche Technologiewelten eingeführt und die gegenseitige Anerkennung von industriellen Standards in Frage gestellt oder die Nutzung des anderen Standards sogar verboten. Das habe Konsequenzen vor allem für Maschinenbauer und berge Potenzial für ein Worst-Case-Szenario, dass sich "Schweizer Industriefirmen überlegen 'Kann ich es mir überhaupt leisten alle drei Märkte […] USA, Europa und China zu beliefern'", so Hirzel. Unternehmen müssten sich fragen, ob sie Lieferketten abbilden könnten, die sich nicht berühren. Die Schweizer Unternehmen könnten sich das nicht leisten. "Ich hoffe nicht, dass es so weit kommt", meint Hirzel.
Hirzel dennoch optimistisch für Schweizer MEM-Firmen
Die Beschäftigung in der Schweizer Industrie ist laut Hirzel in den vergangenen Jahren gestiegen, auch nach der Pandemie habe es wieder eine rege Beschäftigungswelle gegeben und so zeigt sich der Swissmem-Präsident sehr optimistisch, dass man sich keine Sorgen um die Arbeitsplätze bei Schweizer MEM-Firmen machen müsse, so agil wie sie seien "und in ihrer Nische Technologien entwickeln und Weltmarktführer sind". Allerdings müsse man sich Sorgen machen, ob man wieder dahin komme, dass man global in allen Märkten arbeite. Gerade in der Schweiz sei man auf offene Märkte, auf Freihandel und ein gutes Verhältnis mit der EU angewiesen, denn 80 Prozent der Schweizer Industriegüter werden laut Hirzel exportiert. "Noch steht das nicht auf dem Spiel", so Hirzel und betont, dass er daran glaubt, dass man auch künftig einen Weg finden wird. Besonders bezüglich des Verhältnisses zur EU, erklärt Hirzel, sei er wieder optimistischer als noch vor einigen Monaten.
Redaktion finanzen.ch
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