Experten-Kolumne |
07.04.2023 09:40:14
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Kreislaufwirtschaft dank innovativer Recyclingtechnologie
Die Textilindustrie hat eine schlechte Umweltbilanz. Die neue Recyclingtechnologie von Worn Again Technologies ist ein wichtiger Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft. Das Swiss Textile Recycling Ecosystem bringt dafür Akteure der gesamten Wertschöpfungskette zusammen.
Textilindustrie ist einer der grössten Verschmutzer
Eine Branche, bei der in Sachen Nachhaltigkeit viel Spielraum nach oben besteht, ist die Textilindustrie. Gemäss der Forschungsstelle des Europäischen Parlaments verursacht allein die Modebranche 10 Prozent der weltweiten CO₂-Emissionen - mehr als die internationale Luftfahrt und Seeschifffahrt zusammen. Das Färben und die Veredelung von Textilien im Rahmen ihrer Herstellung ist schätzungsweise für rund 20 Prozent der weltweiten Wasserverschmutzung verantwortlich, und durch das Waschen von synthetischen Textilien gelangen unzählige Tonnen Mikrofasern in die Ozeane. Dazu kommt, dass viele Kundinnen und Kunden eine veritable «Wegwerfmentalität» verfolgen.
Um einen Paradigmenwechsel in der Modeindustrie herbeizuführen, müssen alle Beteiligten der Wertschöpfungskette auf dieselben Ziele hinarbeiten. Das in diesem Sommer gegründete Swiss Textile Recycling Ecosystem ist ein Netzwerk, das die Entstehung einer Kreislaufwirtschaft für Textilien vorantreiben will. Textilhersteller, Wertstoffsammler und -sortierer sowie Einzelhändler, Markeninhaber und Technologieanbieter streben eine Zusammenarbeit an, um Nachhaltigkeitsvisionen für den Sektor zu verwirklichen.
Neue Recyclingverfahren für Kreislaufwirtschaft
Die Basis der Initiative ist die innovative Recyclingtechnologie des britischen Unternehmens Worn Again Technologies (WAT): Aus zerschlissenen Textilien soll Garn für neue Kleidung gesponnen und die Modeindustrie somit nachhaltiger werden. Technologie- und Scale up-Partner von WAT ist Sulzer Chemtech; die Demonstrationsanlage ist in Winterthur in Planung.
Mit einem neuen Verfahren werden Polyester (Polyethylenterephthalat PET) und Zellulose aus nicht wiederverwendbaren, schwer rezyklierbaren Textilien von Endverbrauchern und aus industriellen Quellen zurückgewonnen. Zudem reinigt das Technologieverfahren die gewonnenen Produkte indem Farbstoffe, Fremdstoffe und Unreinheiten entfernt werden, was ein entscheidender Vorteil gegenüber herkömmlichen mechanischen Recyclingverfahren ist. So entstehen hochwertige, reine Materialien, die in bestehenden Anlagen zu neuen Fasern, Textilien und anderen Produkten verarbeitet werden können.
Branchenakteure spannen zusammen
Die Demonstrationsanlage in industriellem Massstab - sie wird 1000 Tonnen Material pro Jahr verarbeiten können - ist der erste Schritt zum Aufbau eines zuverlässigen Textilrecyclings und der Verwirklichung der Kreislaufwirtschaft von Textilien. Anlagen mit höherem Durchsatz, die auch preislich kompetitiv sind, sollen weltweit gebaut werden. Zur Kommerzialisierung der Demonstrationsanlage tragen verschiedene Branchenakteure massgeblich bei. Rieter wird die Kurzstapelspinnerei unterstützen und Monosuisse kümmert sich um die PET-Faserproduktion. Coop tritt als Einzelhändlerin auf, TEXAID organisiert die Sammlung und Sortierung der zu rezyklierenden Textilien und liefert zusammen mit Sallmann (ISA) und Serge Ferrari die Ausgangsstoffe. Koordiniert werden die Aktivitäten von Swiss Textiles.
Umweltorganisationen und Branchenverbände schätzen, dass weltweit 92 Millionen Tonnen Textilien pro Jahr weggeworfen werden. Vor diesem Hintergrund ist das Swiss Textile Recycling Ecosystem ein wichtiger Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft und mehr Nachhaltigkeit in der Textilindustrie. Speziell am neuen Ökosystem ist, dass dank der verschiedenen Partner die Nachhaltigkeitsbestrebungen in der gesamten textilen Wertschöpfungskette aufeinander abgestimmt werden können.
Autor: Erik Koep, CEO Worn Again Technologies
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schliesst jegliche Regressansprüche aus.
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