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Bullen- vs. Bärenmarkt 20.06.2023 22:26:00

S&P 500 verlässt den Bärenmarkt: So könnte es weitergehen, wenn sich die Börsengeschichte wiederholt

S&P 500 verlässt den Bärenmarkt: So könnte es weitergehen, wenn sich die Börsengeschichte wiederholt

Der US-Börsenindex S&P 500 hat statistisch gesehen den Bärenmarkt verlassen und ist auf Bullenmarktterritorium eingetreten. Ein Blick auf die Börsenhistorie zeigt: So könnte es am Markt jetzt weitergehen.

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• S&P 500 tritt in Bullenmarkt ein
• Historie zeigt gute Chancen auf mittelfristige Kursaufschläge
• Experten nicht vollständig überzeugt

Wenn ein Index zu einem Tief 20 Prozent zulegt, verlässt er offiziell den Bärenmarkt und tritt in einen Bullenmarkt ein. Am 08. Juni 023 trat dieser Fall ein: Der breite US-Index S&P 500 beendete den Handel bei 4.293,93 Punkten und damit 20,05 Prozent über seinem Tief aus dem 12. Oktober 2022, das bei 3.577,03 Zählern markiert wurde. Seitdem hat das Börsenbarometer weiter zulegen können und schloss zuletzt bei 4.409,59 Punkten.

Der Bärenmarkt dauerte Berechnungen von MarketWatch zufolge dabei vergleichsweise lang: Unter Berufung auf Daten von Dow Jones Market Data berichtet das Portal, dass der durchschnittliche Bärenmarkt in der Regel 142 Tage dauert - seit Oktober bis zum Bullenmarkteintritt am vergangenen Donnerstag vergingen ganze 248 Tage. Das macht den jüngsten Bärenmarkt nach Dauer zur Nummer zwei nach dem längsten Bärenmarkt der Geschichte, der am 15. Mai 1948 endete und 484 Tage dauerte.

Der Blick zurück - Was passierte in der Vergangenheit beim Eintritt in einen Bullenmarkt?

In der Vergangenheit schloss sich an einen Bärenmarkt stets ein Bullenmarkt an - die beiden Marktphasen wechselten sich also regelmässig miteinander ab. Sobald der Index nach seinem Eintritt in den Bullenmarkt wieder 20 Prozent verliert, folgt ein Bärenmarkt - gewinnt er in diesem erneut 20 Prozent, schliesst sich abermals ein Bullenmarkt an, so die übliche Definition der beiden Marktphasen.

So ist also auch 2023 davon auszugehen, dass der Markt mittelfristig Aufschläge verzeichnet, wenn man der Statistik Glauben schenkt: In der Vergangenheit lagen die Aktienkurse im S&P 500 drei Monate nach Eintritt in einen Bullenmarkt durchschnittlich 3,63 Prozent höher, die Wahrscheinlichkeit für steigende Kurse lag dabei Dow Jones Market zufolge bei 69,23 Prozent. Rund ein halbes Jahr nach Start des Bullenmarktes lag der durchschnittliche Kursanstieg im S&P 500 bereits bei 7,94 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit dafür gibt der Marktdatenanbieter mit 61,54 Prozent an: Exakt so hoch lag die Wahrscheinlichkeit auf Basis der Daten auch dafür, dass der Index nach einem Jahr Bullenmarkt durchschnittlich um 9,33 Prozent zulegen konnte.

Bullenmarkt brachte in der Vergangenheit nicht immer mittelfristig Kursgewinne

Auch wenn die Wahrscheinlichkeit auf steigende Kurse statistisch gesehen bei deutlich über 50 Prozent liegt, zeigt ein Blick auf historische Daten auch, dass sich die Märkte in der Vergangenheit nicht durchgängig konsistent entwickelt haben. So lag der auf den Bärenmarkt folgende Bullenmarkt aus dem Jahr 2008 etwa nach drei Monaten 24,9 Prozent im Minus und konnte erst nach sechs Monaten beziehungsweise einem Jahr Dauer Erholungstendenzen ausweisen. Der Bullenmarkt aus dem Jahr 2001 zeigte sogar noch deutlich schlechtere Ergebnisse: Nach drei Monaten hatte der S&P der Statistik zufolge 2,1 Prozent verloren, nach sechs Monaten lag das Minus bei 10,3 Prozent und ein Jahr nach Bullenmarkstart hatte der breit gestreute US-Aktienindex sogar 22,5 Prozent verloren. Negativ entwickelte sich der Börsenindex trotz einem Jahr Bullenmarkt auch in den Jahren 1929, 1931, 1933, 1938, 1939, 1940 und 1948.

Skepsis bei einigen Anlegern und Experten

Dass es zu einem Bullenmarkt mit Kursaufschlägen kommen wird, ist also alles andere als sicher. Skepsis an dieser Entwicklung hatte jüngst CNBC zufolge unter anderem Bob Michele, der Chief Investment Officer and Head of the Global Fixed Income, Currency & Commodities bei JPMorgan, angemeldet, den die aktuelle Marktlage "sehr an die Zeit von März bis Juni 2008" erinnert, als Probleme bei Banken und Immobilien von Händlern "weitgehend abgetan" wurden. Er zeigte sich überzeugt, "dass wir uns in einem Jahr in einer Rezession befinden werden", ein Wirtschaftsabschwung dürfte der Entwicklung an den Aktienmärkten allerdings nicht zuträglich sein.

Zu beachten ist dabei auch, dass der S&P 500 seit Oktober zwar 20 Prozent zulegen konnte, von seinen Allzeithochs aber weiterhin rund zehn Prozent entfernt bleibt. Mit Blick auf die enttäuschende Aktienmarktentwicklung in einigen Bullenmärkten der Vergangenheit könnte sich das aktuelle Markthoch also auch als Bärenmarktrally erweisen und wäre damit trügerisch für jene Anleger, die auf höhere Aktienkurse setzen. Zudem ist die Definition eines 20-Prozent Auf- oder Abstiegs als Start eines Bullen- oder Bärenmarktes nicht offiziell, auch wenn sie als gemeinhin anerkannt gilt. "20 Prozent stammen aus den wirklich alten Zeiten, wie zum Beispiel während des Ersten Weltkriegs, da war es das erste Mal, dass wir das sahen", zitiert Reuters Howard Silverblatt, den leitenden Indexanalysten bei S&P Dow Jones Indizes in New York.

In einer ebenfalls von Reuters zitierten Notiz erklärte zudem auch Dan Suzuki, stellvertretender Chief Investment Officer bei Richard Bernstein Advisors in New York, dass es sicherlich möglich sei, "dass sich diese Rallye zu einem vollwertigen Bullenmarkt entwickelt, wie historische Präzedenzfälle zeigen". Er halte dies aber für alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Dabei verwies der Experte auch darauf, dass es derzeit keine breite Markterholung in allen Sektoren gebe, sondern die Kurserholungen der vergangenen Monate grösstenteils auf Tech-Aktien wie NVIDIA, Meta und Amazon zurückzuführen gewesen seien.

"Sicherlich handelt es sich um einen Bullenmarkt in der Big-Cap-Technologie. Ich würde es nicht im weitesten Sinne als Bullenmarkt bezeichnen, denn es gibt nur bestimmte Aktien, die sich wirklich in dem befinden, was wir Bullenmarktgebiet nennen würden, und das ist einfach nicht breit genug, um von einem nachhaltigen Bullenmarkt zu sprechen", zitiert Reuters Tim Ghriskey, leitender Portfoliostratege bei Ingalls & Snyder in New York.

Redaktion finanzen.ch

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