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Expertenkolumne 01.07.2021 14:04:38

Schwellenländeranleihen auch für unsichere Zeiten

Schwellenländeranleihen auch für unsichere Zeiten

In nur einem Jahrzehnt haben Unternehmensanleihen aus Schwellenländern eine bemerkenswerte Entwicklung zurückgelegt und sind zu einer wertvollen Renditequelle geworden. Anlegerinnen und Anleger sollten Trends und bestimmte Regionen im Auge behalten.

Unternehmensanleihen aus Schwellenländern (Emerging Market Corporate Bonds) sind eine relativ neue Anlageklasse. Ihr schnelles Wachstum hat sie zu einem wertvollen und unverzichtbaren Teil der Portfolioallokation gemacht. In den letzten zehn Jahren ist der Markt zudem wesentlich diversifizierter geworden - er bietet Anlegerinnen und Anlegern nun Zugang zu einer breiten Palette von Investitionsmöglichkeiten, die sich über eine Reihe von Sektoren erstrecken und so unterschiedliche Regionen wie Lateinamerika und den Nahen Osten abdecken. Asien macht inzwischen die Hälfte des Gesamtmarktes von Emerging Market Corporate Debt aus, was zum starken Wachstum des Investment-Grade-Teils des Marktes wesentlich beigetragen hat. Damit haben Anleger eine grosse Auswahl über das gesamte Bonitätsspektrum hinweg, je nach Risikobereitschaft.

Höhere Renditen

Schwellenländeranleihen bieten generell die Möglichkeit, attraktive Renditen zu erwirtschaften, ohne ein übermässiges zusätzliches Risiko einzugehen. Dabei können Investoren von den Wachstumsaussichten wichtiger globaler Unternehmen profitieren. Oft ist es jedoch so, dass Bedenken in Bezug auf einzelne länderspezifische Rahmenbedingungen die ansonsten soliden Fundamentaldaten der Unternehmen überschatten. Die Renditen sind daher oft höher im Vergleich zu Anleihen aus entwickelten Märkten mit ähnlicher Kreditqualität. Wir bezeichnen das als «Post-Code-Premium». Damit ist ein attraktives Risiko-Ertragsprofil gemeint, das sich Anlegern bietet, die bereit und in der Lage sind, die Fundamentaldaten der emittierenden Unternehmen sorgfältig zu analysieren.

Daher ist es nicht überraschend, dass die Nachfrage nach Schwellenländeranleihen als Ergänzung zu Anleihen aus entwickelten Ländern in den letzten Jahren gestiegen ist. Investorinnen möchten von den höheren Spreads und dem besseren Risiko-Rendite-Profil profitieren, das diese im Vergleich zu den hiesigen Corporate Bonds mit vergleichbarer Kreditqualität bieten können.

Gut vorbereitet für schwierige Phasen

Unternehmen in Schwellenländern verfügen in der Regel über globale Investoren und Kunden, was zu diversifizierteren Einnahmequellen führt, als die ihrer Kollegen aus entwickelten Märkten. Viele dieser Firmen sind auf der ganzen Welt tätig und in ihrem Sektor führend. Da Schwellenländer bereits so manche volatilen Zeiten erlebt haben, neigen deren Unternehmen häufig dazu, an einer vorbestimmten Strategie festzuhalten, Barmittel für schlechtere Tage beiseitezustellen und nicht zu viele Schulden auf sich zu nehmen. Aus diesem Grund haben sie oft einen geringeren Verschuldungsgrad als ihre Konkurrenten aus entwickelten Ländern mit demselben Kreditrating. Das verschafft ihnen eine solide Basis für schwierige Phasen, wie der weltweite Abschwung im letzten Jahr aufgrund von Covid-19 gezeigt hat.

Fokus auf China und Lateinamerika

Da sich die Volkswirtschaften nun langsam von der Pandemie erholen, können Unternehmen aus Schwellenländern stark vom globalen Aufschwung profitieren. Es wird jedoch Gewinner und Verlierer geben, sodass ein äusserst selektiver Investitionsansatz entscheidend ist. Trotzdem müssen Anlegerinnen und Anleger wegen der inhärenten Unsicherheit der Pandemie flexibel bleiben. Die auf Rohstoffe fokussierten Märkte in Lateinamerika dürften gut abschneiden, wenn sich die wirtschaftliche Erholung fortsetzt. Asien - angeführt von China - wird voraussichtlich ebenfalls weiter widerstandsfähig bleiben. Zudem überzeugen einige risikobereinigte Bewertungen in Märkten wie Argentinien und der Türkei. Dort waren die länderspezifischen Rahmenbedingungen - und nicht die Fundamentaldaten der Unternehmen - die Haupttreiber für die Preise der Unternehmensanleihen, was zu der bereits erwähnten «Post-Code-Prämie» führte.

Wirtschaftliches Zentrum verschiebt sich nach China

Wichtige Trends werden die Anlageklasse zusätzlich stark beeinflussen. So wird die wachsende, konsumfreudige Mittelschicht Chinas das globale wirtschaftliche Zentrum nach Osten ziehen. Investorinnen und Investoren benötigen lokales Fachwissen, um sich in der Vielfalt von Möglichkeiten zurechtzufinden. Darüber hinaus werden technologische Umwälzungen in verschiedenen Bereichen traditionelle Industrien herausfordern und neue Produkte hervorbringen. Es ist ratsam, mit diesen Entwicklungen Schritt zu halten, um Chancen zu erkennen, bevor es der Rest des Marktes tut.

Ein weiterer wichtiger Trend ist der Klimawandel, der zu globalen Anpassungen der Produktions- und Konsumbranchen führt. Dadurch entstehen Übergangsrisiken für einige Branchen, aber auch Chancen für andere Sektoren. Für einen Investor wird ein tiefes Verständnis der Risiken und Chancen auf individueller Branchenebene entscheidend sein.

Victoria Harling, Head of Emerging Market Corporate Debt, Ninety One

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