Experten-Kolumne |
07.01.2025 11:02:25
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Sichere Altersvorsorge: Eine Frage der Mentalität?
Die Demografie wird für die Altersvorsorgesysteme zur Bewährungsprobe. In der Schweiz und in Deutschland sind die Rentensysteme formell relativ ähnlich, aber die Mentalität bei der privaten Vorsorge unterscheidet sich deutlich - gerade sie könnte in Zukunft zum Erfolgsfaktor werden.
Schweiz: Gender Fairness statt Gender Pension Gap
Das Schweizer Drei-Säulen-System gilt international noch immer als effizient und sozial relativ ausgewogen. Doch inzwischen zeigen sich auch hier erste Risse. Rund ein Drittel der Bevölkerung ist nur über die Säulen 1 und 2 abgesichert. Dieser staatlich bzw. betrieblich finanzierte Ruhestand sichert als Sockel gegen Altersarmut ab. Doch was früher funktionierte, ist angesichts der Bevölkerungsentwicklung kein verlässliches Rezept für die Zukunft. Eine dauerhaft stabile Vorsorge muss sich auch gegen steigende Lebenshaltungs- und Pflegekosten oder Inflation rechnen. Wer ausschliesslich auf die ersten beiden Säulen setzt (oder setzen muss), vergibt zudem die steueroptimierenden und kapitalmarktorientierten Chancen der dritten Säule, beispielsweise den Steuerfreibetrag der Säule 3a. Ein hoher Anteil der Schweizerinnen und Schweizer hat immer noch eine Vorsorgelücke, vor allem Frauen und Familienarbeitende: Das Gender Pension Gap ist mit über 30 % vergleichsweise hoch ausgeprägt - obwohl Hauptverdienende gemäss einer aktuellen Umfrage von Liechtenstein Life mehrheitlich sogar bereit für einen finanziellen Ausgleich innerhalb der Familie wären. Fondsgebundene Lebensversicherungen können nicht nur für Gender Fairness durch faire finanzielle Absicherung innerhalb von Familien sorgen, sondern auch Steuervorteile realisieren und ein zusätzliches Sicherheitsstandbein ausserhalb der garantierten Vorsorge eröffnen.
Deutschland: Mehrfachbelastung der Sandwich-Generation
Die demografische Umwälzung wirkt sich auf ein rein umlagefinanziertes Beitragssystem wie in Deutschland gravierend aus: Die geburtenstarken Babyboomer verabschieden sich in den kommenden Jahren in den Ruhestand, der von einer schrumpfenden Zahl an Arbeitnehmern finanziert werden muss. Rentenerhöhungen, selbst der angestrebte Inflationsausgleich, werden in Zukunft nicht mehr nur über Beiträge gestemmt werden können. Es ist offensichtlich, dass Staat und Beitragszahler mittelfristig für zusätzliche Finanzierungsmöglichkeiten sorgen müssen. Versuche, die Rentenerhöhungen über Steuern zu finanzieren, entpuppen sich gerade für die Jüngeren als Doppelbelastung, weil beispielsweise die international hohe Belastung von Erbschaften der eigenen Absicherung enge Grenzen setzt. Die heute arbeitende Bevölkerung befindet sich in einer Sandwich-Situation: Sie finanziert einerseits die heutigen Rentner und muss andererseits selbst die Initiative für die persönliche Vorsorge ergreifen, weil sie kaum Aussichten auf ein vergleichbares Einkommen im Alter hat.
Mentalität als Erfolgsfaktor
Die Schweiz verfügt im Vergleich mit den nördlichen Nachbarn über einen strategischen Vorteil: Eine tief verwurzelte Mentalität der Eigenverantwortung. Der Wille, die eigene Zukunft selbst zu gestalten, ist in der urdemokratischen Schweiz viel stärker verankert als in vielen anderen europäischen Ländern. Verbunden mit einem im internationalen Vergleich hohem Bildungsgrad in Finanzfragen sorgt diese Mentalität dafür, dass Schweizerinnen und Schweizer Schwankungen an den Kapitalmärkten pragmatischer beurteilen und aufgeschlossener gegenüber kapitalmarktorientierten Anlageformen sind. Renditeorientierte Fondspolicen könnten die systemischen Herausforderungen zumindest in der individuellen Vorsorge abfangen.
In Deutschland arbeitet man immer noch primär an der Fortführung des Umlageprinzips. Die Anhebung des Renteneintrittsalters oder Steuerhöhungen sorgen jedoch nur bedingt für Entlastung, den Kern der Unsicherheit lösen sie nicht: Für die meisten Deutschen ist Altersvorsorge immer noch eine vor allem staatliche Aufgabe. Private Vorsorge wird nicht als Notwendigkeit gesehen, sondern als optionaler Zusatz. In Zukunft sollte sie jedoch angesichts der demografischen Schieflage zu einer tragenden Säule innerhalb der Altersvorsorge werden, die unabhängig vom Umlagesystem Erträge erwirtschaftet. Es wird Zeit, auch in der staatlichen Vorsorge Risiken zu erkennen und in den Kapitalmärkten auch Chancen. Wenn sich die Demografie und damit die Basis der bisherigen Altersvorsorge ändert, ist es an der Zeit für einen Bewusstseinswandel und eine Stärkung von Eigeninitiative. Makler und Vermittler sollten bei ihren Kunden ein Bewusstsein für die eigene Verantwortung und den Gestaltungsspielraum wecken.
Autor: Aron Veress, CEO Liechtenstein Life
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schliesst jegliche Regressansprüche aus.
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