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Handelskrieg 09.04.2025 15:51:41

US-Importzölle traten um Mitternacht in Kraft - Finanzmarktturbulenzen

US-Importzölle traten um Mitternacht in Kraft - Finanzmarktturbulenzen

Der US-Präsident Donald Trump hat Ernst gemacht.

Um 00.01 Uhr Ortszeit Washington sind die angekündigten Zölle gegen fast 100 Länder in Kraft getreten. Damit US-Zölle auf den höchsten Stand seit der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Viele der betroffenen Länder wollen ihre Handelsbedingungen mit den USA nun neu verhandeln. Die auf einzelne Länder zugeschnittenen Zölle zielen auf Staaten, die die Trump-Administration als schlechte Akteure im Handel betrachtet. Am stärksten betroffen sind südostasiatische Länder: Vietnam, Laos und Kambodscha erhielten Zollerhöhungen von mehr als 45 Prozent. China belegte Trump mit einer Erhöhung um 84 Prozent, womit die Abgaben auf alle chinesischen Einfuhren nunmehr 104 Prozent betragen.

Einschliesslich der Abgaben auf bestimmte Produkte aus der Zeit vor Trumps zweiter Amtszeit wird der durchschnittliche Zollsatz für China auf rund 125 Prozent geschätzt. Trumps Team hat erklärt, dass Länder in der Lage sein könnten, niedrigere Zölle auszuhandeln, indem sie ihre eigenen Zölle senkten und nichttarifäre Hemmnisse für die Einfuhren von US-Waren abschafften. Konkrete Vereinbarungen wurden aber bisher in keinem Fall getroffen. Vielfach basieren die so genannten reziproken Zölle auf der grundlegenden Formel "Grösse des Ungleichgewichts im Warenhandel eines Landes mit den USA, geteilt durch die Menge der amerikanischen Importe aus dieser Nation".

Trump verdreifacht Zölle auf geringwertige Waren aus China

Neben den besonders hohen generellen Sonderzöllen für China hat US-Präsident Donald Trump zusätzlich Zölle von 90 Prozent auf geringwertige Waren aus dem Land angeordnet - eine Verdreifachung der bisher vorgesehenen Abgaben für diese Artikel. Das geht aus einem Dekret hervor, dass der Republikaner am Dienstagabend (Ortszeit) unterzeichnete.

Ursprünglich wollte Trump Waren mit einem Wert von unter 800 Dollar (rund 724 Euro) ab dem 2. Mai mit einem Zoll von 30 Prozent belegen. Bisher waren solche Güter von Zöllen ausgenommen. Dank dieser Regel lieferten chinesische Online-Händler wie Temu und Shein in grossem Stil ihre Produkte in die USA.

In dem Dekret verankerte der Präsident auch die bereits angekündigten besonders hohen US-Sonderzölle für China. Damit ersetzte er die zunächst geplanten zusätzlichen 34 Prozent durch Zölle in Höhe von 84 Prozent. Trump hatte so auf die von Peking verkündeten Gegenzölle in Höhe von 34 Prozent reagiert.

Die USA hatten seit Januar Waren aus China zunächst mit zusätzlichen Zöllen von 20 Prozent belegt. Insgesamt betragen die für China verkündeten Zölle nun 104 Prozent.

Zollkrieg zwischen USA und China: Fortgesetzte Finanzmarktturbulenzen

Die Reaktion Chinas auf die zusätzlichen US-Zölle hat am Mittwoch den Druck auf die internationalen Finanzmärkte erhöht. An den Börsen ging es deutlich nach unten, die Ölpreise fielen und an den Anleihemärkten könnte sich laut Experten gerade einiges zusammenbrauen.

China wird weitere Einfuhrzölle auf alle US-Waren in Höhe von 50 Prozent erheben. Ab dem 10. April würden damit neue Zusatzzölle in Höhe von insgesamt 84 Prozent auf alle US-Waren gelten. Die USA erheben inzwischen insgesamt 104 Prozent auf Einfuhren aus China. Die Entwicklung nährt Befürchtungen hinsichtlich einer sich immer schneller drehenden Zollspirale, die die Weltwirtschaft ausbremsen könnte.

Die Ölpreise beschleunigten ihre Talfahrt. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juni sackte zuletzt um fast sechs Prozent beziehungsweise 3,75 US-Dollar auf 59,07 Dollar ab. Bereits zuvor war der Preis erstmals seit Anfang 2021 unter die Marke von 60 Dollar gerutscht. Für die US-Sorte WTI mussten 55,83 Dollar gezahlt werden - 6,3 Prozent weniger als tags zuvor.

Die Kurse von US-Staatsanleihen gerieten allerdings unter Druck, obwohl in einem solchen Finanzmarktumfeld diese als eigentlich vergleichsweise sicher geltenden Staatspapiere sonst gesucht sind. Der Terminkontrakt für zehnjährige Papiere (T-Note-Future) sank bis zum frühen Nachmittag um 0,8 Prozent auf 110,55 Punkte. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe stieg im Gegenzug bis auf 4,43 Prozent.

Dass sowohl in den USA als auch am Morgen in Japan Renditen langlaufender Staatsanleihen deutlich zulegen, sei ein gefährliches Signal und könne ein Zeichen dafür sein, dass etablierte Safe-Haven-Positionen ihre Glaubwürdigkeit verlören, kommentierten die Volkswirte der Dekabank in einem Tagesausblick. Marktexperte Stephen Innes von SPI Asset Management nannte die Anleiherenditen den "Lügendetektor für die Wirtschaftslage", der momentan ein anderes Ergebnis zeige, als es die US-Regierung wohl beabsichtige.

In diesem Umfeld wäre der Druck auf die Fed und andere Zentralbanken hoch, Notfallmassnahmen zu ergreifen. An den Märkten wird bereits darüber spekuliert, ob die US-Notenbank in einer Sondersitzung die Zinsen senken oder wieder Staatsanleihen aufkaufen könnte.

DOW JONES/WASHINGTON (awp international)

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