Trotz steigender Risiken |
18.10.2023 22:10:00
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Warum Anleihehändler nicht davon ausgehen, dass die Inflation noch die grösste Herausforderung der Fed ist
Die derzeitige Marktentwicklung zeigt, dass die Händler von einem Sieg der US-Notenbank im Kampf gegen die Inflation ausgehen - obwohl die Risiken angesichts des Angriffs auf Israel gestiegen sind.
• Terrororganisation Hamas richtet fürchterliches Blutbad in Israel an
• Verschärfung des Nahost-Konflikts erhöht Risiken für Inflation und Wachstum
Weil von Seiten der Fed Signale für eine möglicherweise weitere Leitzinsanhebung kamen, wurden Anleihen in jüngster Zeit unter Beschuss genommen. Dies hängt damit zusammen, dass im Falle einer strafferen Geldpolitik künftige Anleihen mit einem höheren Zinssatz ausgestattet würden als derzeitige Papiere und die neu emittierten Bonds daher für Anleger attraktiver wären. Daher sinken die Nachfrage und somit auch die Kurse der "alten" US-Anleihen, während ihre Renditen, die sich gegenläufig entwickeln, im Gegenzug ansteigen.
Sieg im Kampf gegen die Inflation erwartet
Doch am Dienstag nach den verheerenden Angriffen der Hamas auf Israel wurde der Ausverkauf bei US-Staatsanleihen gebremst und die Renditen fielen stark. Diese Entwicklung ist laut "MarketWatch" darauf zurückzuführen, dass unter den Marktteilnehmern die Hoffnung dominiert, dass die US-Währungshüter im November, Dezember oder Januar keine weiteren Zinserhöhungen beschliessen werden.
Interessanterweise geschieht dies ausgerechnet zu einer Zeit, in der Israel offiziell den Kriegszustand ausgerufen hat. Der Nahe Osten ist mit Saudi-Arabien, dem Iran sowie anderen wichtigen Förderländern eine der ölreichsten Regionen der Welt, kommt es dort zu Spannungen, steigen am Erdölmarkt in aller Regel die Risikoaufschläge deutlich und schnell. Doch der Ölpreis hat sich nach einem kurzen Sprung nach oben wieder beruhigt, was darauf hindeutet, dass der Markt die Auswirkungen des Krieges vorerst für begrenzt hält. Die Bewegung beim Öl "wurde bisher eingedämmt", zitiert "MarketWatch" dazu Lawrence Gillum, einen Strategen des Broker-Dealers LPL Financial. "Aber wenn der Konflikt sich ausweiten sollte, um den Iran und ein Ölembargo im Stil von 1973 einzubeziehen, könnten wir eine steigende Inflation sehen. Bei den Anleihen wird dies derzeit nicht wirklich eingepreist. Der Anleihenmarkt erwartet, dass die Fed diesen Kampf gegen die Inflation gewinnt."
Risiken aufgrund des Israel-Kriegs
Doch sollte sich der Konflikt im Nahen Osten ausweiten, so drohen immense Auswirkungen auf das Erdölangebot aus dem Nahen Osten. Denn es wird spekuliert, dass dem Iran als Hauptunterstützer der Hamas eine Schlüsselrolle bei dem schlimmsten Blutbad seit der israelischen Staatsgründung zufällt, weshalb es nun wahrscheinlicher wird, dass die USA die Sanktionen gegen iranische Ölexporte strenger durchsetzen werden. Hinzu kommt, dass der Iran an der Seestrasse von Hormus liegt, über die ein grosser Teil des Rohöls aus der Region transportiert wird. Teheran hat bereits in der Vergangenheit mehrfach mit einer Blockade der Seestrasse gedroht. Daher birgt der Konflikt das "Risiko höherer Ölpreise und somit Risiken sowohl für die Inflation als auch für die Wachstumsaussichten", wie Karim Basta, Chefökonom bei III Capital Management, laut FORTUNE erklärte.
Dilemma der Fed
Damit verstärkt der angefachte Nahostkonflikt das Dilemma der US-Notenbank. Diese versucht mit ihrer Geldpolitik nämlich einen schwierigen Balanceakt, weil höhere Zinsen zwar dabei helfen, die Inflation zu dämpfen, zugleich können sie aber das Wirtschaftswachstum bremsen und sogar zu einer Rezession führen.
Wie aus dem Protokoll ihrer September-Sitzung - die übrigens vor dem Grossangriff auf Israel stattfand - hervorgeht, schätzt eine grosse Mehrheit der US-Währungshüter die künftige Wirtschaftsentwicklung weiter als höchst ungewiss ein. Dies spreche für ein vorsichtiges Vorgehen beim Zinskurs, hiess es im Protokoll. Diese Unsicherheit dürfte durch den Terrorangriff auf Israel und seine möglichen Folgen noch verstärkt werden.
Redaktion finanzen.ch
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