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"Weltweite Schuldenfalle" 03.04.2023 23:54:00

Wirtschaftsexperte Nouriel Roubini rät von klassischen Portfolios ab und will krisensichere Finanzprodukte lancieren

Wirtschaftsexperte Nouriel Roubini rät von klassischen Portfolios ab und will krisensichere Finanzprodukte lancieren

Der für seine düsteren Prognosen bekannte Wirtschaftsexperte Nouriel Roubini will mit seiner Investmentfirma Atlas Capital Team und zusammen mit Goldman Sachs krisensichere Finanzprodukte auf den Markt bringen.

Credit Suisse
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• Klassische 60/40-Portfolios leiden unter geopolitischer Depression
• Neu-Positionierung in Ära der Instabilität, Stagflation und Verschuldung
• Börsengehandelter Atlas Fonds als Absicherung gegen vielfältige Krisen

Wirtschaftsexperte Nouriel Roubini betonte in Interviews immer wieder, dass die Federal Reserve ihren derzeitigen Zinskurs verlasse - die Wahrscheinlichkeit hierfür steige nach dem Banken-Kollaps. Dies ist - zumindest mit der Entscheidung über eine weitere Leitzinserhöhung vom 22. März - bislang nicht der Fall.

Die "Lose-Lose-Situation" der Zentralbanken

Aufgrund der aufgehäuften Schulden könne die US-Notenbank allerdings nur noch zwischen zwei Übeln wählen: "Die Zentralbanken befinden sich in einer Schuldenfalle und können die Zinsen nicht weiter anheben", zitiert ihn investing.com. Eine weiche Landung sei ausgeschlossen: "Das System ist so hoch verschuldet, dass es eine harte Landung geben wird, die zu problematischen Zahlungsausfällen führt, wenn die Zinsen genug angehoben werden, um die Inflation zu bekämpfen", so Roubini.

Durch weitere deutliche Zinserhöhungen zur Bekämpfung der Inflation erfolgten unausweichlich Zahlungsausfälle im privaten wie im unternehmerischen, institutionellen oder staatlichen Bereich. Zusammenbrüche wirtschaftlicher oder monetärer Art wären die Folge. Dies bezeichnet der Wirtschaftsexperte als die "Schuldenfalle", in die die Welt hineintappt und die durch die Politik der Zentralbanken ausgelöst wurde. Die positiven Angebotsschocks aus Zeiten niedriger Zinsen verkehrten sich bei anhaltend hoher Inflation ins Negative und läuteten eine neue Ära ein. Kennzeichen dieser neuen Ära seien Instabilität, Stagflation und Verschuldung.

Roubini warnte bereits im Dezember letzten Jahres in einem Bloomberg Interview vor "insolventen Zombie-Unternehmen", die seit der Finanzkrise, durch die Corona-Pandemie hindurch, künstlich am Leben erhalten worden wären. Durch steigende Leitzinsen bei gleichzeitig hoher Inflation geraten anfällige und überschuldete Unternehmen und Finanzinstitute zunehmend unter Druck, da sie "gleichzeitig mit stark steigenden Kreditkosten, sinkenden Einkommen und Einnahmen und sinkenden Vermögenswerten konfrontiert" seien.

Der derzeit "erhebliche Stress im Bankensystem" sei ein sehr gefährlicher Moment und mache die "Lose-Lose-Situation" der Zentralbanken noch offensichtlicher, denn die Eindämmung der Inflation auf das Zielniveau und die Eingrenzung der finanziellen Volatilität stünden sich gegenüber.

Neu-Positionierung der Anleger-Portfolios: Atlas Capital Team Index

Roubini verweist darauf, dass traditionelle 60/40-Anlegerportfolios in der aktuellen Situation keine gute Entscheidung seien. Die Wahrscheinlichkeit, dass beide Komponenten - langfristige Anleihen und Aktientitel - nachgeben, sei angesichts steigender Zinsen bei gleichzeitig hoher Inflation sehr hoch. Ein deutlich gestiegenes Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) bei S&P 500-Unternehmen verstärke zudem das Risiko eines längerfristigen schweren Bärenmarktes. In der derzeitigen geopolitischen Depression mit vielfältigen Konfliktherden, auch abseits des Krieges Russlands gegen die Ukraine (USA-China, China-Taiwan, Israel-Iran), werde auch im Falle einer milden Rezession der S&P 500 um über 30 Prozent fallen.

Daher gelte es, sich gleichzeitig gegen eine anhaltend hohe Inflation, gestiegene Zinsen sowie geopolitische und Umwelt-Risiken abzusichern. Gold, gegen Umweltschäden abgesicherte Immobilien sowie kurzfristige und inflationsgeschützte Staatsanleihen seien deshalb die Wahl der Stunde. Der Atlas Capital Team Index, enthalte nach Angaben von Bloomberg genau dies. Die Finanzprodukte auf den ACT-Index sollen in Zusammenarbeit mit Goldman Sachs lanciert werden.

Schützen müssten Anleger ihre Vermögenswerte zudem gegen einen durch den makroökonomischen Druck sowie grössere Geldmengen drohenden Wertverlust bei Fiat-Währungen, sagt Reza Bundy, CEO bei Atlas Capital Team gegenüber Bloomberg. "Die Regierungen sehen sich mit der drohenden Notwendigkeit konfrontiert, mehr Geld zu drucken, um diese Bedrohungen zu bewältigen, was wahrscheinlich zu einer Abwertung dieser Währungen führen wird, sodass die Anleger gezwungen sind, ihr Vermögen zu schützen", so Bundy.

Die geplanten Finanzprodukte von Atlas Capital Team sollen nach Angaben des CEOs die Nachfrage nach proaktiven Investitionen zum Schutz vor existenziellen Bedrohungen bedienen. Perspektivisch werden Annuitäten, Total Return Swaps und andere Derivate auf den ACT-Index angeboten. Dem börsengehandelten Indexfonds sollen einzelne Finanzprodukte im Direktvertrieb folgen. Selbst eine Blockchain-basierte Version des Fonds will der sonst als Kritiker von Bitcoin, Ethereum und Co. bekannte Nouriel Roubini herausbringen.

Der Banken-Kollaps: Gefährlicher Moment für die Weltwirtschaft

Der Anstieg der langfristigen Renditen hatte zu enormen Verlusten bei der kalifornischen Silicon Valley Bank geführt, die laut Roubini "einzigartig in ihrer Anfälligkeit für nicht realisierte Wertpapierverluste war, die ihr Eigenkapital aufzehren". So würde auch "bei vielen anderen Banken ein Drittel bis die Hälfte ihres Kapitals vernichtet werden, wenn Verluste realisiert werden", so Dr. Doom weiter.

Bezüglich der Schweizer Credit Suisse äusserte sich Nouriel Roubini in einem Interview mit Bloomberg TV vor der Übernahme durch die UBS skeptisch. Das Problem sei: "Nach manchen Massstäben könnte die Credit Suisse 'Too big to fail' sein, um zu scheitern, aber auch 'Too big to be saved'", so Roubini. Eine Rettung der CS sei aber zentral für das internationales Finanzsystem, "andernfalls könnten schlimme Dinge passieren".

Redaktion finanzen.ch

Dieser Text dient ausschliesslich zu Informationszwecken und stellt keine Anlageempfehlung dar. Die finanzen.net GmbH schliesst jegliche Regressansprüche aus.

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Bildquelle: Vivien Killilea/Getty Images for Berggruen Inst.

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