ChatGPT wenig transparent |
09.05.2023 23:23:00
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Yannic Kilcher mit Kritik an ChatGPT - das macht der Schweizer Rivale Open Assistant besser
Der Chatbot ChatGPT erfreut sich derzeit grosser Beliebtheit. Entwickler Yannic Kilcher übt aber auch Kritik an dem KI-Tool - und stellt seine Open-Source-Alternative vor.
• Open Assistant soll sich durch Transparenz und Verfügbarkeit auszeichnen
• Kilcher hofft auf "gemischten Markt"
KI-Hype um ChatGPT & Co.
Der Hype um ChatGPT, den Chatbot von OpenAI, ist aktuell enorm. Durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) können Nutzer in der Webanwendung ganze Texte oder auch Programmcodes generieren lassen. Grossinvestor Microsoft hat die Technologie bereits in seine Suchmaschine Bing integriert. Auch Google und Baidu arbeiten an ähnlichen Diensten. Der chinesische Amazon-Konkurrent Alibaba möchte ebenfalls vom KI-Markt profitieren und setzt dabei auf das Sprachmodell Tongyi Qianwen. Und auch SenseTime will Nutzern mit seinem KI-Chatbot SenseChat das Leben erleichtern.
Open-Source-Chatbot Open Assistant vorgestellt
ChatGPT diente auch Yannic Kilcher als Inspiration. Der Ingenieur für maschinelles Lernen beschäftigt sich auf einem YouTube-Kanal bereits seit längerem mit maschinellem Lernen, Programmierung sowie Herausforderungen und Auswirkungen der KI-Technologie. Als dann Ende November 2022 ChatGPT immer mehr in den Fokus der Öffentlichkeit rückte und Kilcher diesen erstmals nutzte, war die Idee für Open Assistant geboren. Massgeblich unterscheidet sich der von Kilcher und weiteren Entwicklern ins Leben gerufenene Chatbot von ChatGPT durch seine Open-Source-Lizenz. Damit ist der Quellcode der Anwendung nicht nur frei verfügbar, sondern kann auch von jedem verändert und weiterentwickelt werden. "Open Assistant ist ein Projekt, das jedem den Zugang zu einem grossartigen Chat-basierten Sprachmodell ermöglichen soll", heisst es dazu im GitHub-Repository des Projekts. "Wir glauben, dass wir damit eine Revolution in der Sprachinnovation auslösen werden. So wie die stabile Diffusion der Welt geholfen hat, Kunst und Bilder auf neue Weise zu schaffen, hoffen wir, dass Open Assistant die Welt verbessern kann, indem wir die Sprache selbst verbessern."
Macht der Grosskonzerne "nicht zufriedenstellend"
Im Interview mit der "Neuen Zürcher Zeitung" betonte Kilcher kürzlich die Wichtigkeit von Open-Source-Anwendungen. "Die Welt profitiert mehr von Open Source, als den meisten bewusst ist", so der Entwickler. "So viele Komponenten, die man täglich nutzt, bauen auf Open Source auf." Als eindeutigen Vorteil sieht Kilcher die schnellere und sicherere Entwicklung der Anwendungen, da zahlreiche Teilnehmer des Projekts diese auf Herz und Nieren testen - und sich ein gutes Produkt zunutze machen können. Mit dem aufkeimenden KI-Hype gehe jedoch eine neue Bedrohung für die Softwarebranche einher. Der Ingenieur bemängelte, dass die Technologie mehrheitlich von wenigen Grosskonzernen entwickelt werde, die den Zugang zu dieser jedoch versperren würden. Kleine und mittlere Unternehmen müssten somit Informationen mit US-amerikanischen Konzernen wie OpenAI teilen, wenn sie KI-Software nutzen möchten. Was dort mit den Daten geschehe, sei jedoch unklar. "Das ist keine zufriedenstellende Situation", kritisierte Kilcher gegenüber der NZZ.
Open Assistant soll ChatGPT-Nachteile ausmerzen
Anders sehe es hingegen beim Open Assistant aus. "Die Firmen können unseren Datensatz nutzen, wie sie wollen, sie können damit auch einen eigenen Chatbot trainieren", gab der KI-Experte zu bedenken. Die Datenquellen, an denen mehr als 13'000 Unterstützer mitgearbeitet haben, bestehen aus menschlichen Konversationen. Dabei galten jedoch einige Richtlinien, wie etwa ein Verbot zum Aufruf zur Gewalt oder illegale Informationen. "Doch es gibt Dinge, die gefährlich sind, aber doch legitim sein können", so Kilcher. "Unser Chatbot gibt meist Antworten, sagt aber dazu: Das kann gefährlich sein, such dir professionelle Hilfe." Dieser Ansatz sei aus der Entwicklung des Datensatzes entstanden. Unangemessene Aussagen sollen aber in den meisten Fällen unbeantwortet bleiben. Trotzdem werde bei der Nutzung des Chatbots weniger zensiert als etwa bei ChatGPT.
Mithilfe des Datensatzes konnten Kilcher zufolge bereits verfügbare KI-Modelle, darunter das der Facebook-Mutter Meta Platforms, verändert werden.
Open Assistant kann mit GPT-3,5-Turbo mithalten - nicht aber mit GPT-4
Wie die Entwickler in einem Paper festhalten, sollen die Antworten des Open Assistant laut einer Studie ähnlich zuverlässige Ergebnisse liefere wie der Platzhirsch ChatGPT in der Version GPT-3,5-Turbo. Dennoch falle der freie Assistent derzeit noch hinter der Version GPT-4 zurück, wie Kilcher im Gespräch mit der NZZ eingestand. Dies liege vor allem an den deutlich kleineren Sprachmodellen, auf die der Chatbot zugreift. "Die Schreibfähigkeiten unserer KI sind sehr gut, im Programmieren ist der Open Assistant um einiges schlechter als Chat-GPT." Daran, dass der Chatbot von OpenAI irgendwann obsolet werde, glaubt Kilcher jedoch nicht. Nicht nur sei Open-Source-Software oftmals weniger leistungsfähig, auch werde das KI-Unternehmen seinen Chatbot auch in Zukunft mit neuen Funktionen und Verbesserungen versorgen. "Ich hoffe darauf, dass ein gemischter Markt entsteht, wie bei anderer Software auch", erklärte er. "Windows und Macintosh existieren neben dem Open-Source-Betriebssystem Linux. Dazu gibt es Mischformen wie Android: Das ist ein offenes System, auf dem viele Google-Komponenten aufbauen."
Keine ChatGPT-Kopie
Und auch auf der Projektseite heisst es: "Wir werden uns nicht darauf beschränken, ChatGPT zu replizieren. Wir wollen den Assistenten der Zukunft bauen, der nicht nur E-Mails und Anschreiben schreiben kann, sondern auch sinnvolle Aufgaben übernimmt, APIs nutzt, dynamisch Informationen recherchiert und vieles mehr, mit der Möglichkeit, von jedem personalisiert und erweitert zu werden."
Der Open Assistant ist bereits in einer Webversion verfügbar und nach einer Anmeldung kostenlos nutzbar. Interessierte Nutzer können ausserdem dazu beitragen, die Datenqualität zu verbessern, etwa durch das Hinzufügen, Einordnen und Labeln von Aufforderungen an den Chatbot sowie dessen Antworten.
Ob sich das Open-Source-Projekt gegenüber ChatGPT und Co. durchsetzen kann und ein gemeinsames Bestehen, wie Kilcher es anstrebt, möglich ist, bleibt abzuwarten.
Redaktion finanzen.ch
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