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18.06.2015 14:50:00
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Schwellenländer-Anleihen lohnen in Lokalwährungen
Auf der Suche nach Rendite interessieren Investoren sich wieder für Schwellenländer-Anleihen. Chancen bieten vor allem Obligationen in Lokalwährungen - obwohl kurzfristig mit Gegenwind zu rechnen ist.
Die Anleihemärkte der Schwellenländer haben harte Zeiten hinter sich. Viele Investoren kehrten den Emerging Markets den Rücken, als Ben Bernanke, der damalige Chef der US-Notenbank Fed, im Jahr 2013 das Tapering ankündigte - also das Ende der Anleihekäufe durch die Fed einläutete.
Die Kurse von Schwellenländer-Obligationen rutschten abwärts, die Renditen schnellten in die Höhe und zahlreiche Schwellenländer-Währungen kamen unter Druck. In der Folge schwankten die Kurse heftig. Nicht nur die straffere Geldpolitik der US-Notenbank bereitete Investoren Kopfzerbrechen, sondern auch fallende Rohstoffpreise und geopolitische Risiken.
Anleger kehren zurück
Inzwischen hat sich die Lage beruhigt. Anleger interessieren sich wieder für Anleihen aus den Emerging Markets. "Unter dem Strich haben Schwellenländer-Anleihefonds seit dem Frühjahr vergangenen Jahres wieder höhere Mittelzuflüsse verzeichnet", sagt Walter Liebe, Senior Investment Advisor bei Pictet Asset Management.
Grund für das steigende Interesse der Investoren ist vor allem der Renditehunger. Weil Bundesobligationen und Anleihen aus Industriestaaten kaum noch nennenswerte Coupons bieten, schauen Anleger sich wieder verstärkt in Schwellenländern um und sind bereit, höhere Risiken einzugehen.
Höhere Renditen in Lokalwährungen
Indes kaufen viele Investoren bevorzugt Schwellenländer-Anleihen in Dollar. Wesentlich interessanter sind nach Ansicht von Marktbeobachtern jedoch Schwellenländer-Bonds in Lokalwährungen. Sie gelten als höchst aussichtsreich und zum Teil weniger riskant als ähnlich renditestarke Anleiheformen.
"Die Renditen von festverzinslichen Anlagen in lokalen Schwellenländer-Währungen liegen wesentlich höher als in der Euro-Zone oder in den USA", sagt Pictet-Experte Liebe. Aktuell bewegten sich die Renditen von Schwellenländer-Obligationen in Lokalwährung auf einem Niveau zwischen 6 und 8 Prozent. Zum Vergleich: Die Rendite eidgenössischer Bundesobligationen liegt bei gerade einmal 0,06 Prozent. US-Staatsanleihen bringen 2,2 Prozent, liegen aber dennoch deutlich darunter.
Staatsschulden der Schwellenländer tiefer als von Industrienationen
Nicht nur die attraktiven Renditen sprechen dafür, sich Schwellenländer-Anleihen in Lokalwährungen ins Portfolio zu holen, sondern auch die Kreditwürdigkeit der Emittenten. "Während die Staatsschulden in vielen westlichen Industrienationen oder auch in Japan immer weiter wachsen, ist die Verschuldungssituation der Schwellenländer noch komfortabel, auch wenn die Verschuldung bei Privathaushalten und Unternehmen angestiegen ist", sagt Stefan Scheurer, Kapitalmarktanalyst von Allianz Global Investors (Allianz GI).
Im Durchschnitt sind Schwellenländer inzwischen bereits mit Investment Grade bewertet. Im Vergleich zu Hochzinsanleihen, die ähnliche Renditen in Aussicht stellen, ist das Ausfallrisiko der Titel also geringer.
Starker Dollar
Zwar ist es verständlich, dass Anleger vor allem auf Dollar lautende Schwellenländer-Obligationen erwerben. Schliesslich hat die US-amerikanische Leitwährung in den vergangenen Monaten massiv an Stärke gewonnen, während die Währungen der Emerging Markets gegenüber dem Greenback immer schwächer wurden. Genau das spricht aus Sicht von Marktbeobachtern allerdings ebenfalls für einen Kauf von Bonds in Lokalwährungen: "Einige Schwellenländer-Währungen sind aufgrund der Dollarstärke momentan unterbewertet und werden in den kommenden Jahren deutlich aufwerten", sagt Allianz-GI-Analyst Scheurer.
Das gelte besonders für asiatische Lokalwährungen. Die Währungen aus Thailand, Indonesien, China und Malaysia dürften gegenüber dem Dollar in den kommenden fünf Jahren prozentual gut zweistellig aufwerten, erwartet Scheurer.
Fremdwährung im Portfolio
Auf der Währungsseite dürfte bei Schwellenländer-Anleihen allerdings kurzfristig auch das grösste Risiko liegen. Wer in Anleihen lokaler Währungen investiert, nimmt damit eine Fremdwährungsposition in sein Portfolio auf. Die Anlageergebnisse setzen sich bei Lokalwährungsanleihen in erster Linie aus der Kursentwicklung und der Verzinsung eines Titels zusammen.
Aber es spielt eben auch eine Rolle, wie sich die Wechselkurse entwickeln. "Es kann immer wieder zu heftigen Schwankungen kommen", warnt Yerlan Syzdykov, Fondsmanager des Pioneer Funds - Emerging Markets Bond. Schwellenländer-Investoren brauchten in jedem Fall starke Nerven, sagt Syzdykov: "Die Volatilität an den dortigen Märkten muss man aushalten können."
Auf lange Sicht Risiko gering
Auf lange Sicht müssten Investoren sich nicht allzu sehr um eventuelle Wechselkursschwankungen sorgen, sagt Pictet-Analyst Liebe: "Die Währungsschwankungen spielen langfristig eine erstaunlich geringe Rolle für den Erfolg einer Anleiheinvestition, während Coupon und Kursveränderung den Löwenanteil ausmachen." Das spreche für eine längere Haltedauer von Emerging Market Bonds, um das Währungsrisiko gering zu halten.
Trotz allen guten Argumenten gilt bei Investments in Schwellenländer nach wie vor, was Analysten seit Jahren predigen: Nicht alle Länder sind gleichermassen attraktiv. "Man darf nicht alle Emerging Markets in einen Topf werfen", warnt auch Pioneer-Fondsmanager Syzdykov. Das Anlageuniversum umfasse sehr verschiedene Länder, alle mit ganz eigenen konjunkturellen und geldpolitischen Rahmenbedingungen. "Selektion ist das A und O", betont Syzdykov. Von Investments in Peru und Chile etwa rät er ab, und auch in der Türkei und in Russland müsse man zunächst abwarten, wie sich die politische Lage entwickle.
Breit investieren
Grundsätzlich sollten Privatanleger sich ohnehin nicht daran machen, auf eigene Faust attraktive Einzeltitel auszuwählen. Besser ist es, das Risiko zu streuen und einen Fonds zu kaufen, der breit in Schwellenländer-Obligationen in Lokalwährungen investiert. Das Angebot an solchen Produkten ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen.
Bei der Auswahl sollten Investoren auf die Portfoliozusammensetzung achten. Asiatische Anleihen in Lokalwährung gelten bei Analysten derzeit als besonders attraktiv, auch Indien, Nigeria und Mexiko stehen auf den Favoritenlisten weit oben. Anleger sind deshalb gut beraten, wenn sie in einen Fonds mit einem hohen Anteil an Obligationen aus diesen Regionen investieren.
(Handelszeitung)
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