Starke Preisschwankungen |
17.04.2022 23:14:00
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Benötigen Rohstoffhändler nach massiven Turbulenzen am Rohstoffmarkt staatliche Unterstützung?
An den Rohstoffmärkten kommt es aktuell aufgrund der Invasion Russlands in der Ukraine zu grossen Schwankungen. Das macht sich insbesondere bei den Preisen für Öl, Gas, aber auch Nickel bemerkbar. Auch Rohstoffhändlern drohen durch die Turbulenzen finanzielle Schwierigkeiten, müssen sie ihre Börsengeschäfte doch finanziell absichern. In diesem Zusammenhang kommt die Frage auf - wie systemrelevant sind Rohstoffhändler und sollten sie staatlich unterstützt werden?
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Jetzt informieren• Rohstoffhändler mit Liquiditätsproblemen konfrontiert
• Staatliche Unterstützung nötig?
Der Einmarsch Russlands in die Ukraine hat nicht nur weltweites Entsetzen ausgelöst und die internationalen Aktien- und Anleihemärkte ins Chaos gestürzt, auch an den Rohstoffbörsen kommt es noch immer zu grossen Turbulenzen. Dabei rücken insbesondere Sorgen um Lieferstopps rund um Öl und Gas in den Fokus der Marktteilnehmer, auch der Preis verschiedener Metalle ist seit dem Kriegsbeginn förmlich explodiert. So stieg beispielsweise der Nickelpreis vor einem Monat auf mehr als 100.000 US-Dollar, was einem Anstieg um mehr als 50 Prozent entsprach. Aktuell wird ausserdem von dem EU-Parlament ein Embargo von Öl und Gas aus Russland gefordert, was ebenso für weitere Schwankungen sorgen dürfte.
Rohstoffhändlern drohen Liquiditätsprobleme
In diesem Zusammenhang haben Rohstoffhändler bereits Alarm geschlagen, die hohe Volatilität könnte Liquiditätsprobleme insbesondere bei kleineren Unternehmen hervorrufen, was letztlich den Fluss der Güter beeinträchtigen könnte. Dazu muss man wissen, dass der Handel von Rohstoffen über die Börse meist mit Terminkontrakten vollzogen wird. Steigt der Preis des Rohstoffs am Terminmarkt, muss der Rohstoffhändler eigene Liquidität nachschiessen, um den Handel abzusichern. Dies ist gängige Praxis und normalerweise für die betroffenen Unternehmen kein Problem. Nun kommt es aufgrund des Ukraine-Kriegs teilweise zu so grossen Preissprüngen, dass einige Firmen Gefahr laufen, die nötigen zusätzlichen Gelder zur Absicherung nicht bereitstellen zu können. Denn auch die Banken, bei denen die Rohstoffhändler zusätzliche Liquidität anfragen können, erheben Gebühren, um sich selbst abzusichern, was das ganze Geschäft für die Unternehmen seit Beginn des Kriegs deutlich teurer macht.
Ist der Gasmarkt kaputt?
Wie Russel Hardy von Vitol auf dem FT Commodities Summit laut der Neuen Zürcher Zeitung vorrechnete, müsse ein Rohstoffhändler für eine Megawattstunde Erdgas mit einem Börsenpreis von 97 US-Dollar derzeit 80 US-Dollar zur Absicherung bereitstellen. Dies sei das Vier- bis Fünffache zu "normalen" Konditionen. Zu dem Problem gesellt sich die daraus resultierende Schwierigkeit, dass aufgrund fehlender Liquidität auch weniger Handel an den Märkten stattfinden würde, was wiederum zu grösseren Preisschwankungen führt. Es entsteht also eine Art Teufelskreis. Unter diesen Bedingungen würde das Handeln von Gas an der Börse "nicht mehr funktionieren", wie Gunvor-Chef Torbjörn Törnqvist im Rahmen der gleichen Tagung laut der NZZ zusammenfasst.
Wie systemrelevant sind Rohstoffhändler?
Vor diesem Hintergrund stellt sich nun die Frage, ob Rohstoffhändler systemrelevant sind und dementsprechend auf staatliche Unterstützung zurückgreifen können müssten. In einem solchen Fall würde es den betroffenen Unternehmen erleichtert, Kredite von Zentralbanken oder anderen Finanzinstitutionen zu erhalten, damit sie am Laufen gehalten werden können. Schliesslich könne es bei einem Zusammenfall des Sektors zu Problemen bei der Energieversorgung kommen. Die Frage, inwiefern Rohstoffhändler systemrelevant sind, wurde jüngst von dem Deputy Governor der Bank of Canada, Timothy Lane, erneut in den Raum geworfen, nachdem er sich schon vor zehn Jahren mit dem Thema auseinandersetzte. Damals hatte er in einer Rede dazu animiert darüber nachzudenken, ob ein Ausfall bei einem grossen Rohstoffhandelshaus nicht verheerende Auswirkungen auf den Rohstoffmarkt haben könnte, ähnlich wie es mit Banken und dem Finanzsektor ist.
Bund kündigt Milliardenkredite an
Tatsächlich hat die Bundesregierung angekündigt für vom Ukraine-Krieg betroffene Firmen Kredithilfen in Höhe von mehr als 100 Milliarden Euro bereitstellen zu wollen. Dazu werde die Förderbank KfW ein Sonderprogramm auflegen, wie Reuters mit Bezug auf ein gemeinsames Papier des Finanz- und Wirtschaftsministerium am Freitag berichtete. So heisst es dort: "Bei plötzlichen, dramatischen Preissprüngen müssen Unternehmen, die an den Energiebörsen mit Strom und Erdgas auf Termin handeln, an der Börse gegebenenfalls kurzfristig sehr hohe zusätzliche Sicherheiten - sogenannte Margins - hinterlegen." Dennoch schränkt das Schreiben auch ein: "Wir setzen staatliche Hilfen nur dort ein, wo ein echter Bedarf besteht und andere Mittel ausgeschöpft sind."
Nicht alle Rohstoffhändler in Panikmodus
Allerdings sehen nicht alle Betroffenen die aktuell Situation so kritisch. Gelassen zeigt sich Mercuria-Chef Marco Dunand gegenüber der NZZ: "Die Branche hat im vergangenen Jahr gut verdient". Es sei Rohstoffhändlern möglich auch durch andere als staatliche Finanzierungsmöglichkeiten an das nötige Kapital zu gelangen, wie durch eine Verschuldung oder durch privates Beteiligungskapital. Darüber hinaus sei es möglich, dass sich die Unternehmen gegenseitig abstimmen, um Forderungen gegenzurechnen.
Redaktion finanzen.ch
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