Euro am Sonntag-Analyse |
23.04.2017 08:27:01
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Erdöl: Das sind die Preistreiber im Hintergrund!
Nach dem US-Militärschlag in Syrien steigen die Notierungen. Sowohl Saudi-Arabien als auch Donald Trump haben ein Interesse daran, dass das so bleibt.
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Jetzt informierenFrieden ist im Nahen Osten ein Fremdwort. In Libyen herrscht Chaos, in Syrien Krieg - die Welt hat sich fast schon daran gewöhnt. Auch dem Ölpreis macht das wenig aus. Bisher haben keine Bomben die Versorgung der Weltwirtschaft mit ihrem wichtigsten Rohstoff gestoppt.
Auch der Eingriff der USA in den Syrien-Konflikt macht Erdöl nicht knapper. Dass der Preis seit den von US-Präsident Donald Trump befohlenen Luftschlägen dennoch um fünf Prozent und seit Ende März gar um zehn Prozent auf zuletzt knapp 56 Dollar für ein Fass der Nordseesorte Brent anstieg, hat aber durchaus mit der US-Intervention zu tun, allerdings nur mittelbar: "Das schafft Verunsicherung. Beobachter fragen sich, ob der Konflikt eskaliert, auch zwischen Russland und den USA", erklärt Analyst Oliver Schwarz von Warburg Research. Nachdem sich Trumps Vorgänger Barack Obama aus vielen Krisenherden der Welt herausgehalten hat, könnte der neue starke Mann im Weißen Haus - trotz gegenteiliger Ankündigung in seinem Wahlkampf - eine Kehrtwende vollziehen.
Dafür sprechen die aggressive Haltung gegenüber Nordkorea und scharfe Töne gegenüber China. Die USA könnten wieder kriegerischer werden wie zuletzt unter Obamas Vorgänger George W. Bush. "Die Sorge ist da, dass eine Verschärfung globaler Auseinandersetzungen unter Mitwirkung der USA tatsächlich die Ölversorgung beeinträchtigt", so Schwarz.
Doch noch ist das spekulativ. Für Syrien allein gilt: Selbst wenn die ohnehin kaum noch funktionierende Ölversorgung durch die Bombardements noch mehr beschädigt würde, Öl aus dem Bürgerkriegsland spielt laut Schwarz "am Weltmarkt praktisch kei- ne Rolle". "Nur wenn an zentralen Stellen Infrastruktur zerstört wird und Transporte unterbrochen werden, dann wird sich das anhaltend auf die Ölpreise auswirken", sagt Eugen Weinberg, Rohstoffanalyst der Commerzbank. "Dann könnten die Notierungen auch ganz schnell in Richtung 80 bis 100 Dollar steigen."
Dieses Szenario setzt voraus, dass die Versorgung aus Staaten wie Saudi-Arabien, Iran und Irak betroffen sein müsste, die gemeinsam rund 20 Prozent der Weltölproduktion unter sich ausmachen - etwa wenn die Transportrouten am Persischen Golf beeinträchtigt wären.
Zuletzt war das Gegenteil der Fall: Mit dem Wiederaufbau der Ölproduktion im Irak und der Aufhebung der Sanktionen gegen den Iran ist die Versorgung erheblich ausgeweitet worden. Auch auf den Meeren sind nicht weniger Öltanker nach Europa und Asien unterwegs.
Allerdings nicht mehr wie früher in Richtung USA. Der weltweit größte Erdölverbraucher versorgt sich seit wenigen Jahren selbst, seit die Schieferölrevolution den US-Markt mit billigem Öl flutet. Saudi-Arabien hatte daraufhin die Ölschleusen geöffnet in der Hoffnung, die Konkurrenz mit Dumping aus dem Markt zu schwemmen. Doch weil das nicht gelang, musste das Scheichtum umsteuern. Das geschah im Herbst 2016, als sich das Ölkartell OPEC unter Regie der Saudis erstmals seit Langem auf eine Kürzung der Förderung einigte.
Der Grund für den Sinneswandel: Die Weltwirtschaft braucht zwar das saudische Öl, Saudi-Arabien aber ist von ihm noch abhängiger. Genauer: von den Einnahmen damit. Sie bescheren dem Land einen Platz unter den laut Weltbank 20 reichsten Nationen. Bis 2014, das Jahr, in dem binnen weniger Wochen der Ölpreis von 100 auf 50 Dollar je Fass einbrach, finanzierte der Staat 90 Prozent seiner Ausgaben mit dem Verkauf des Schmierstoffs und seiner Derivate.
Anfangs nahmen die Scheichs das Haushaltsdefizit in Kauf, in der Hoffnung, dass sich die Preise mit Verschwinden der US-Konkurrenz wieder erholen würden. Doch schließlich musste das Land Schulden am internationalen Kapitalmarkt machen. Im vergangenen Herbst legte Saudi-Arabien den mit 16,5 Milliarden Euro bis dato größten Schwellenland-Bond auf.
Saudi-Arabien kürzt Produktion
Weil das nicht reicht, um die Ausgaben dauerhaft zu decken, wird der Kapitalmarkt weiter angezapft. Die Gelder daraus sind wichtig, um die Bevölkerung bei Laune zu halten, die bisher kaum Steuern zahlt, sich vieler Vergünstigungen erfreut und dafür auf politische Mitsprache verzichtet. So plant das Herrscherhaus der Wahabiten für 2018 den Börsengang des größten Ölförderkonzerns der Welt, Saudi Aramco. Noch in diesem Jahr wollen die Saudis mit der Ausgabe von Anleihen des Ölriesen Milliarden einsammeln.
Doch es gibt einen Haken: "Saudi-Arabien beziffert den Wert Saudi Aramcos auf 2.000 Milliarden Euro, ohne dass das Unternehmen bisher eine Bilanz und zentrale Kennzahlen vorgelegt hätte. Die Bewertung ist nicht nachvollziehbar", kritisiert Commerzbank-Analyst Weinberg. Spätestens für Anleiheemission und Börsengang muss sich das ändern. Und weil zur Unternehmensbewertung die vorhandenen Ölreserven und der Marktpreis maßgeblich sind, wird klar, warum Saudi-Arabien ein großes Interesse daran hat, dass der Ölpreis wieder steigt.
Das ist auch der Grund, warum die im vorigen Herbst vereinbarte Förderkürzung der OPEC so gut funktioniert. Laut Commerzbank-Analyse hat Saudi-Arabien seine Förderung um gut fünf Prozent gesenkt, das Kartell als Ganzes um knapp vier Prozent. Tatsächlich nahmen die Ölvorräte in den Industrieländern ab, nachdem sie zuvor seit Mitte 2014 ständig gestiegen waren. Der Effekt ist aber geringer als von den Saudis erhofft. Zuletzt stiegen die Lagerbestände sogar wieder, weshalb die Ölpreise vor der Eskalation des Syrien-
Konflikts Anfang März um zehn Prozent abgestürzt waren. Das zeigt den schwindenden Einfluss des Kartells.
Auch die Russen kommen wieder
In den USA legt die Produktion weiterhin zu, auch Venezuela fördert so viel es kann. Nur Russland hält sich zurück. Das, so Weinberg, dürfte aber im zweiten Halbjahr Makulatur werden, wenn Herbst und Winter die Nachfrage auf der Nordhalbkugel anheizen.
Auch wenn Saudi-Arabien alles dafür tun dürfte, den Ölpreis zu stützen - etwa indem die OPEC ihre Kürzungen bis Ende des Jahres verlängert -, im Preispoker der nahen Zukunft gibt es eine große Unbekannte, welche die arabischen Pläne durchkreuzen kann: Donald Trump. Denn noch hat der US-Präsident nicht gesagt, wie er sich die Förderung der US-Ölwirtschaft künftig vorstellt. Es gibt verschiedene Optionen. "Lockert Trump die Auflagen für die US-Ölindustrie, wird der Ölpreis sinken. Sollte er sich für Importsteuern entscheiden, wird US-Öl teurer und Brent günstiger", schätzt Weinberg.
Ein entscheidender Punkt ist auch Trumps künftige Haltung gegenüber dem Iran, jenem Land, das seine Ölförderung nach Aufheben der Sanktionen Ende 2015 um die Hälfte gesteigert hat. Sollten die USA die Strafmaßnahmen der internationalen Gemeinschaft gegen Teheran wieder durchsetzen, das derzeit täglich 600 Millionen Liter Erdöl aus dem Wüstenboden holt und damit allein den Bedarf Deutschlands und Frankreichs decken könnte, dürfte sich das Angebot spürbar verknappen und einen Preissprung auslösen.
Auch das bleibt ungewiss. Solange aber diese Unklarheiten anhalten, wird sich auch der Preis kaum wieder massiv abschwächen. Saudi-Arabien, dem treuen Verbündeten der USA in der Region und Intimfeind des Iran, wäre das in jedem Fall recht.
Investor-Info
Royal Dutch Shell
Dividendenperle
Tiefe Ölpreise und dennoch satte Gewinne - der niederländisch-britische Öl- und Gasriese Shell verdient dank eines soliden Raffinerie- und Tankstellengeschäfts gut. 2016 mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr. Dividende zahlt das Unternehmen wie zu besten Zeiten, die Rendite liegt bei mehr als sieben Prozent. Durch den Verkauf teurer Projekte wie Ölsande und der Übernahme des Gaskonzerns BG Group ist Shell gut für die Zukunft aufgestellt.
ExxonMobil
Unternehmensriese
Der größte börsennotierte Ölkonzern der Welt ist der erste, der einen Ex-CEO auf dem US-Außenministerposten weiß. Das wird dem texanischen Konzern ebenso wenig schaden wie Trumps Politik der Bevorzugung heimischer Energiequellen. Exxon ist mit mehreren Zehntausend Öl- und Gasquellen in den USA vertreten, auch bei Schieferöl vorn dabei. Zwar musste das Unternehmen 2016 im vierten Jahr in Folge Gewinnrückgänge hinnehmen, Aktionäre profitierten dennoch von steigenden Dividenden und Aktienrückkäufen.
Swisscanto Global Energy
Geschmeidiges Portfolio
Auch wenn das Portfolio des Swisscanto Global Energy (ISIN: LU 010 284 350 4) 2017 noch im Minus rangiert, mit einem Zuwachs von 25 Prozent in den letzten zwölf Monaten ist der Schweizer Fonds für internationale Öl- und Gasaktien deutlich erfolgreicher als die meisten Einzelwerte des Sektors. Ein Grund: Durch die breite Anlage in viele Titel profitierte der Fonds von den Branchenübernahmen. 60 Prozent des Portfolios sind zudem in den USA ansässig. Der von Paolo Zagaria gemanagte Fonds mit der FondsNote 3 könnte damit zu den Profiteuren einer "America first"-Politik von Donald Trump zählen. Als Beimischung attraktiv: die Dienstleister, die bei steigenden Preisen meist überproportional zulegen.
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