Schwarzes Gold |
11.03.2022 23:54:00
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Für Analyst ist beim Öl noch kein Ende der Preissteigerungen in Sicht
Der durch Putins Krieg verursachte rasante Anstieg des Ölpreises dürfte in den kommenden Wochen anhalten, vermutet Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch. Händler kaufen kaum noch russisches Öl, alternative Quellen konnten die Angebotsverknappung bislang nicht ausgleichen. Nun rückt sogar das Rekordhoch des Ölpreises von 2008 näher.
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Jetzt informieren• Ölhandel mit Russland zum Erliegen gekommen
• Globale Energiesicherheit in Gefahr
Der Ölpreis befindet sich auf einem Mehrjahreshoch: Auf dem aktuellen Niveau notierte der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesort Brent zuletzt im April 2012, bevor der Preiseinbruch von 2014/2015 eine Periode mit mehreren Jahren verhältnismässig günstigen Öls einleitete. Diese ist nun endgültig beendet. Im Euroraum wird der Preisauftrieb von Öl durch den momentan starken US-Dollar weiter verschärft, da der Handel mit Öl in US-Dollar abgerechnet wird.
Derzeitige Ölpreis-Explosion weckt Erinnerungen an Ölkrise 1973
Nachdem der Brent-Rohölpreis während der ersten Welle der COVID-19-Pandemie im März 2020 auf unter 25 US-Dollar pro Barrel crashte, stieg der Ölpreis wegen der anschliessenden wirtschaftlichen Erholung konstant an. Putins Überfall auf die Ukraine am 24. Februar sorgte dann geradezu für eine Explosion des bereits hohen Ölpreises: Innerhalb weniger Handelstage erhöhte sich der Preis für ein Barrel Brent Rohöl um 48 Prozent von 94 US-Dollar auf bis zu 139 US-Dollar - ein Anstieg historischen Ausmasses, der vor allem bei älteren Autofahrern unschöne Erinnerungen an die Ölkrise von 1973 weckt.
Sanktionen bringen russischen Ölhandel zum Erliegen
Der rasante Anstieg des Ölpreises hängt unmittelbar mit Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine zusammen. Zwar verhängten die EU-Staaten bislang noch keine offiziellen Sanktionen gegen russisches Öl und Gas, jedoch kaufen Händler de facto kaum russisches Öl mehr auf - nicht zuletzt aus Sorge vor einer Sanktionierung durch die USA und ihren Verbündeten. Langfristig befürchten Marktteilnehmer sogar einen vollständigen Lieferausfall von russischem Öl, entweder wegen eines westlichen Embargos oder aber aufgrund eines russischen Lieferstopps. Dies hätte dramatische Auswirkungen: Russland war 2020 das zweitgrösste Erdöl-Förderland der Welt und trug 12,6 Prozent zum globalen Angebot bei; knapp die Hälfte der russischen Ölförderung ist für den Export bestimmt. Käme der internationale Ölhandel mit Russland tatsächlich zum Erliegen, würde dies das globale Angebot an Öl in erheblichem Ausmass verknappen. Russische Ölunternehmen wie vor allem LUKOIL und Rosneft finden bereits jetzt so gut wie keine ausländischen Käufer mehr für ihr Öl, die Aktien dieser russischen Ölunternehmen können derzeit weder in Moskau noch in London gehandelt werden.
Rekordhoch rückt näher
Infolge der Sanktionen gegen Russland rückt nun das Rekordhoch des Ölpreises in Sichtweite: Den bislang höchsten Stand erreichte Öl am 11. Juli 2008, als Brent-Rohöl in der Spitze bei 147,40 US-Dollar notierte. Laut Einschätzung diverser Analysten könnte dieses Rekordhoch in diesem Jahr durchaus noch übertroffen werden. So prognostiziert der Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch im Interview mit der WirtschaftsWoche, dass aufgrund fehlender Käufer von russischem Öl "kein Ende der Preissteigerungen in Sicht" sei. Die geopolitischen Spannungen sorgen für eine scharfe Kontraktion des Angebots, während die Nachfrage weiterhin hoch bleibt. Eine seriöse Prognose könne jedoch angesichts der volatilen Marktsituation nicht abgegeben werden. Es wird darauf ankommen, ob das womöglich ausfallende russische Öl durch eine erhöhte Exportmenge von anderen Staaten kompensiert werden kann.
Globale Energiesicherheit in Gefahr
Die Internationale Energieagentur (IEA) sieht deshalb die globale Energiesicherheit gefährdet, zumal die 23 Mitglieder der Organisation der erdölexportierenden Staaten (OPEC+), der auch Russland angehört, sich laut Berichten von Reuters weigern, die Fördermenge an Öl um mehr als die bereits zuvor vereinbarten 400'000 Barrel je Tag zu steigern. Um die globale Angebotsverknappung einzudämmen, haben deshalb die USA und einige verbündete Staaten ihre strategischen Ölreserven freigegeben. Sollte es aber tatsächlich zu einem endgültigen Zusammenbruch des internationalen Ölhandels mit Russland kommen, dürften diese Massnahmen kaum ausreichen, um einer - zumindest mittelfristigen - Reduktion des Ölangebots entgegenzuwirken. Der damit einhergehende hohe Ölpreis wiederum droht die galoppierende Inflation weiter zu verschärfen und könnte die globale Konjunkturerholung nach der Corona-Krise abbremsen.
Redaktion finanzen.ch
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