Rohstoff-Investments 2020 |
04.04.2020 23:14:00
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Öl, Wasserstoff oder Lithium - was bietet dieses Jahr die meisten Chancen?
Viele Rohstoff-Aktien entwickelten sich in den zurückliegenden Wochen und Monaten erheblich schlechter als der Gesamtmarkt. Dieser Umstand bietet Investoren nun die Chance einige Werte relativ günstig zu erwerben.
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Jetzt informieren• Lithium-Unternehmen gewinnen wieder an Bedeutung
• Wasserstoffbranche befindet sich im Rallymodus
Egal ob Erdöl, Wasserstoff oder Lithium - das Jahr 2020 dürfte für einige Rohstoff-Aktien grosse Überraschungen bereithalten. Denn die Fundamentaldaten für einzelne Rohstoffunternehmen sind derzeit ausgesprochen attraktiv. Viele Aktien aus diesem Sektor handeln gegenwärtig nämlich mit einem ordentlichen Abschlag zum Gesamtmarkt. Schuld daran sind die sehr pessimistischen Konjunkturaussichten, die Phobie vor einer globalen Rezession und die damit verbundene Angst vor einer sinkenden Rohstoffnachfrage. Diese Bedenken lassen sich gegenwärtig vor allem bei den Bewertungen vieler Mineralöl- und Erdgas-Unternehmen ablesen.
Weltweiter Erdölverbrauch steigt weiter an
Förderkürzungen durch die OPEC und ein wieder aufflammender Konflikt zwischen dem Iran und der USA verliehen dem Preis für das schwarze Gold in den zurückliegenden Wochen wieder Rückenwind. Unabhängig davon sind aber auch die langfristigen Aussichten für den Energieträger Rohöl durchaus positiv. Der enorme Energiebedarf aufstrebender Staaten wie Indien, Brasilien und vor allem China wird auch in Zukunft dafür sorgen, dass Öl der wichtigste Rohstoff auf dem Weltmarkt bleibt. Der stetig steigende Verbrauch gepaart mit einer immer überschaubareren Verfügbarkeit wird langfristig zwangsläufig, auch ohne Krieg im Nahen Osten, für höhere Preise sorgen.
Kostensenkungen sorgen für beachtliches Finanzpolster
Steigende Preise am Rohölmarkt beflügelt natürlich in erste Linie die Gewinne der grossen Mineralölgesellschaften. Diese profitieren aktuell jedoch nicht mehr nur von den relativ hohen Ölpreisen, sondern vor allem auch von ihren massiven Kostensenkungen, die durch den Ölpreisverfall im Jahr 2016 unabdingbar geworden sind. Nach Angaben der Investmentbank Morgan Stanley haben die fünf grossen Ölkonzerne Chevron, Exxon Mobil, TOTAL, BP und Shell ihre operativen Kosten durchschnittlich um rund 20 Prozent herabgesenkt.
Britische Ölgiganten locken mit hohen Ausschüttungen
Dabei wurden jedoch nicht nur die Förderkosten gesenkt, sondern auch die Investitionsausgaben für neue Projekte. Dieser Umstand ermöglicht es den Unternehmen nun ihre Aktionäre mit hohen Dividenden und Aktienrückkäufen zu beglücken. So liegt die gegenwärtige Dividendenrendite der BP- und Shell-Aktie bei rund 6,35 und 6,38 Prozent. Zudem weisen die beiden britischen Ölmultis Kurs-Gewinn-Verhältnisse von knapp 12 und 11 auf. Im Vergleich dazu ist der französische Konkurrent TOTAL, mit einem KGV von 10,5 sogar noch etwas günstiger bewertet. Mit einer aktuellen Dividendenrendite von rund 5,5 Prozent ist der französische Ölgigant jedoch nicht ganz so spendabel wie seine britischen Mitbewerber.
Ist Lithium das neue Öl?
Für Investoren, die jedoch davon ausgehen, dass die Tage von konventionellen Verbrennungsmotoren schon längst gezählt sind und der technische Fortschritt klassisches Erdöl immer bedeutungsloser werden lässt, sind traditionelle Öl-Aktien natürlich nicht mehr State-of-the-Art. In der Konsequenz rückt nun das Alkalimetall Lithium, welches zur Herstellung von wieder aufladbaren Akkumulatoren verwendet wird, vermehrt in den Fokus der Anleger.
Dass dieser Rohstoff in den kommenden Jahren einen regelrechten Nachfrage-Boom auslösen wird, bezweifeln dabei nur die wenigsten. Denn der rasante Aufstieg und Ausbau der Elektromobilität geht unweigerlich mit einem hohen Bedarf an Lithium einher. Allein auf dem europäischen Kontinent sollen dieses Jahr über 30 vollelektrische PKWs auf den Markt kommen. Dabei wird jedes dieser Modelle mit einer leistungsstarken Lithium-Ionen-Batterie ausgestattet sein.
Der E-Boom erfreut die Lithium-Produzenten
Laut einer Studie des Marktforschungsinstituts Frost & Sullivan sollen im Jahr 2025 weltweit schon rund 34 Millionen batteriebetriebene PKWs verkauft werden. Im Jahr 2030 sollen es laut den Experten dann sogar schon bis zu 121 Millionen sein. Hinzu kommen natürlich auch elektrifizierte LKWs, Transporter, Busse, Boote sowie einige Hybridmodelle. Von diesem prognostizierten E-Boom werden dabei jedoch nicht nur die Automobilhersteller profitieren, sondern vor allem auch die Lithium-Produzenten.
Lithium-Aktien gewinnen wieder an Bedeutung
Trotz der verheissungsvollen Vorhersagen für den Lithium-Markt sind Aktien aus dieser Branche noch längst keine Selbstläufer. So korrigierten die Kurse einiger grösserer Produzenten in den vergangenen zwei Jahren um mehr als 50 Prozent. Da sich das Überangebot an Lithium auf dem Weltmarkt nun jedoch wieder entspannt hat, haben auch die Aktien vieler Lithium-Produzenten wieder zurück in die Spur gefunden. Nun könnte sogar eine grosse Wende bevorstehen, denn die stark steigende Nachfrage nach dem begehrten Alkalimetall könnte das ebenfalls anschwellende Angebot noch übertreffen.
Vier Konzerne beherrschen den Weltmarkt
Je nach persönlicher Einschätzung des Lithium-Marktes eignet sich ein Engagement in der Branche jedoch nur für Investoren, die mit einer sehr hohen Volatilität leben können. Denn an aussichtsreichen Unternehmen aus dem Sektor mangelt es der Börse keinesfalls. Zu den vier Weltmarktführern, welche Lithium teilweise nur nebenbei produzieren, zählen Albemarle aus Louisiana, FMC aus Pennsylvania, Tianqi Lithium aus China und SQM aus Chile. Diese vier Konzerne sind gegenwärtig für rund 85 Prozent des Lithium-Marktes verantwortlich.
Nebenwerte mit guten Kontakten
Die restlichen 15 Prozent des Marktes teilen sich dabei eine Vielzahl an sehr kleinen Produzenten wie zum Beispiel Orocobre aus Australien und Ganfeng Lithium aus China. Trotz der überschaubaren Marktkapitalisierung von rund einer halben Milliarde Euro arbeiten die beiden Produzenten schon jetzt mit grossen Automobilherstellern wie BMW und Toyota zusammen. So hat BMW mit dem chinesischen Lithium-Konzern Gangfeng kürzlich einen Liefervertrag von über 540 Millionen Euro abgeschlossen. Das Lithium soll zwischen den Jahren 2020 und 2024 ausgeliefert und in über 20 BMW-Modellen verbaut werden. Dieser Mega-Deal, welcher sogar die aktuelle Marktkapitalisierung des chinesischen Lithium-Produzenten übersteigt, katapultierte die Gangfeng-Aktie seit September 2019 weit über 100 Prozent in die Höhe.
Sind Öl- und Lithium-Aktien schon Schnee von gestern?
Zwar hat sich das Chancen-Risiko-Verhältnis in der Lithium-Branche in den zurückliegenden zwei Jahren wieder enorm verbessert, dennoch muss man zukünftig, vor allem bei den kleineren Produzenten, mit einer hohen Volatilität rechnen. Investoren, für die nicht nur Öl- sondern auch Lithium-Aktien schon Schnee von gestern sind, sollten ihr Hauptaugenmerk andererseits besser auf Unternehmen aus dem Bereich Wasserstoff legen.
Neben dem klassischen Verbrennungsmotor mit Benzin und dem E-Auto mit Akku gilt vor allem die Brennstoffzellentechnologie als die aussichtsreichste Innovation für die Mobilität der Zukunft. So soll der Markt für Brennstoffzellen, laut einer Studie des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau, im Jahr 2020 schon bei gut zwei Milliarden Euro liegen. Nach der Einschätzung von Navigant Reseach sollen bis zum Jahr 2024 sogar schon über 200.000 Autos und Busse mit Wasserstoff betrieben werden.
Die Automobilindustrie setzt auf Wasserstoff
Angesichts dieser Prognosen verwundert es kaum, dass sich gegenwärtig viele Investoren eher für Brennstoffzellen-Aktien anstatt für Lithium-Produzenten interessieren. Gerade die Tatsache, dass die Produktion von Elektrofahrzeugen mit einer massiven Umweltbelastung einhergeht und der Strom für die Akkus grösstenteils mit fossilen Brennstoffen erzeugt wird, lässt viele Verbraucher und natürlich auch Investoren aufhorchen. Dementsprechend fiel auch eine im Jahr 2018 veröffentlichte Umfrage der Beratungsgesellschaft KPMG aus. Unter mehr als 200 Befragten Managern aus der Automobilindustrie gaben nämlich rund drei Viertel an, dass sie die Brennstofftechnologie für die wesentlich besser Alternative im Vergleich zur Lithium-Ionen-Batterie halten. Demgemäss arbeiten die grossen Automobilhersteller wie Daimler, BMW, VW, Ford und Honda schon längst an der Weiterentwicklung der Brennstoffzellentechnik.
Diese drei Spezialisten beherrschen den H2-Markt
Um als Anleger von diesem Trend zu profitieren, kommt man dabei nicht um die drei Top-Wasserstoff-Aktien der Branche wie Ballard Power, NEL und PowerCell Sweden herum. Dabei ist Ballard Power Systems der klare Marktführer des Sektors. Der Hersteller aus Kanada produziert derzeit vor allem Brennstoffzellen, die in Bussen, Zügen, Gabelstaplern und Schiffen zum Einsatz kommen. Darüber hinaus arbeiten die Kanadier zusammen mit der VW-Tochter AUDI an einem Konzeptauto, welches ausschliesslich mit Wasserstoff betrieben werden soll und innerhalb von rund vier Minuten vollgetankt werden kann.
Ähnlich wie Ballard Power liefert auch Powercell Sweden aus Skandinavien Brennstoffzellensysteme, welche im Schiffsverkehr und dem Automobilsektor zur Anwendung kommen. Das Unternehmen sorgte aufgrund zahlreicher strategischer Partnerschaften und Aufträge zuletzt immer wieder für positive Nachrichten. So arbeiten die Schweden beispielsweise zusammen mit dem deutschen Industriegigant Bosch an einem neuen Brennstoffzellenmotor für die Automobilbranche.
Im Gegensatz zu Powercell und Ballard Power kümmert sich die norwegische Firma NEL vermehrt um die Infrastruktur rund um die Wasserstoff-Herstellung und -Betankung. Zu den Kunden von NEL zählen somit verschiedene Transport- und Logistikunternehmen sowie Tankstellenbetreiber und Ölkonzerne. Dabei lässt beispielsweise auch das Wasserstoff-Tankstellen Konsortium H2 Mobility, an dem Shell, TOTAL, OMV, Linde, Air Liquide und Daimler beteiligt sind, verschiedenen Projekte umsetzten.
Trend oder Value - eine Frage des Geschmacks
Während viele Aktien aus der Erdölbranche fundamental sehr günstig bewertet sind und auch die Anteilsscheine aus dem Lithium-Sektor gegenwärtig weit unter ihren Höchstkursen notieren, markieren die Papiere aus dem Bereich Brennstoffzellentechnologie immer neue Bestmarken. Dementsprechend sind die Unternehmen aus der H2-Branche schon mit sehr viel Euphorie aufgeladen. Anleger, die sicher dem Value-Investing verschrieben haben, sollten ihren Fokus dementsprechend eher auf Titel aus dem Erdgas- und Mineralölsektor legen. Denn selbst die effizientesten Anwendungen von Lithium und Wasserstoff werde das Schwarze Gold mittelfristig nicht obsolet machen.
Pierre Bonnet / Redaktion finanzen.ch
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