Die Fed - ein Supertanker |
16.02.2024 23:11:00
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Ex-Fed-Chef rechnet mit drastischeren Zinssenkungen als erwartet
An den Märkten rechnet man für 2024 fest damit, dass die US-Notenbank die Zinswende einleiten wird. Über deren genauen Zeitpunkt sowie den Umfang der Zinssenkung wird derweil emsig spekuliert. Bei letzterem könnte auf die Markteilnehmer eine Überraschung zukommen, denkt Robert Kaplan, Ex-Fed-Präsident von Dallas.
• Ex-Fed-Präsident von Dallas warnt vor Preistreibern
• US-Notenbank könnte Zinsen stärker senken als von vielen erwartet
Nachdem es der Fed gelungen ist, mit einer beispiellosen Serie von Zinserhöhungen den enormen Inflationsdruck wieder beträchtlich zu reduzieren, denken die Marktteilnehmer, dass es an der Zeit sei, das Zinsniveau wieder zu senken. Genährt wurde diese Hoffnung auch durch das Fed-Protokoll vom Dezember. Darin hatten die US-Währungshüter für 2024 drei Zinssenkungen signalisiert. Doch einige Marktteilnehmer halten dies für eine konservative Schätzung und rechnen eher mit bis zu sechs Senkungen.
Fed gibt sich zurückhaltend
Einen Dämpfer für die Optimisten gab es dann jedoch im Januar 2024. Dass der Leitzinssatz zum Jahresauftakt unverändert in einer Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent belassen wurde, war zwar erwartet worden, doch die anschliessenden Kommentare der Notenbanker enttäuschten. So hielt es Fed-Chef Jerome Powell weiterhin für zu früh, den Sieg im Kampf gegen die Inflation zu verkünden.
"Die Inflation ist immer noch zu hoch, und die weiteren Fortschritte bei ihrer Senkung sind nicht gesichert", erklärte Powell im Anschluss an die Fed-Sitzung. Bezüglich einer möglichen Zinssenkung Ende März, wie sie von zahlreichen Markteilnehmern erhofft wird, sagte er deshalb: "Ich denke nicht, dass das der wahrscheinlichste Fall ist."
In einem Fernsehinterview, das einige Tage später auf CBS ausgestrahlt wurde, bekräftigte Powell seine vorsichtige Haltung: "Es gibt keinen leichten, einfachen, offensichtlichen Weg", so der Fed-Chef. "Wir glauben, dass die Wirtschaft in einer guten Verfassung ist. Wir glauben, dass die Inflation zurückgeht. Wir wollen nur ein wenig mehr Vertrauen gewinnen, dass die Inflation nachhaltig zurückgeht."
Stimulierende Fiskalpolitik
Wie Robert Kaplan, ehemaliger Präsident und CEO der Federal Reserve Bank von Dallas, in einer Folge von Yahoo Finance Live erklärte, habe die Fed auch allen Grund wachsam zu sein. Er begründete dies mit anhaltenden preistreibenden Faktoren wie der Globalisierung, der Situation im Nahen Osten sowie dem Übergang zu erneuerbaren Energien. Besonders hob er jedoch die stimulierende Fiskalpolitik hervor und verwies hierbei auf den Inflation Reduction Act, den Infrastructure Act sowie den American Rescue Act. "Ich denke, wenn Sie nicht die sehr grosse fiskalische Stimulierung hätten, dann hätte ich etwas mehr Vertrauen, dass die Abkühlung, die wir sehen, anhalten wird. Das habe ich immer noch. Wir kühlen uns offensichtlich ab. Aber wenn Sie Milliardenprojekte im ganzen Land starten, sollten Sie wachsam sein", unterstützte Kaplan die vorsichtige Haltung der US-Notenbank.
Fed ist wie ein Supertanker
Befragt nach dem Entscheidungsprozess innerhalb der US-Notenbank verglich Kaplan die Fed mit einem Supertanker: "Vorausgesetzt es herrscht keine Krise, beratschlagt man, versucht man zu signalisieren, wie man über die Dinge denkt und handelt dann. Und so ist ein Ende der Zinsanhebungen für die Fed ein wenig wie das Bewegen eines Supertankers."
Mit ihren jüngsten Äusserungen würden die Währungshüter den Boden vorbereiten, um "im März oder Mai eine Entscheidung zu treffen, dass sie ihren ersten Zinsschnitt vornehmen werden", glaubt Kaplan. Bevor die Fed jedoch mit Zinssenkungen startet, "möchte sie zuversichtlich sein", dass die Fortschritte bei der Inflation anhalten werden. "Aber wenn sie einmal mit dem Senken beginnt, könnte es sein, dass sie mehr senkt, als die Leute denken. Denn die Richtung zu ändern - denken Sie an einen Supertanker - dauert eine gewisse Zeit", hält der Ex-Notenbanker eine Überraschung für möglich.
Redaktion finanzen.ch
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