Inflationsdruck |
23.03.2023 14:44:00
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Leitzinserhöhung: SNB hebt Leitzinsen deutlich an - Mehrere Banken erhöhen Kontozinsen
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) bleibt auf die Bekämpfung der Inflation fokussiert - Turbulenzen im Bankensektor hin oder her.
Die Notenbank erhöhte den SNB-Leitzins am Donnerstag um 0,50 Prozentpunkte auf 1,50 Prozent. Es war der vierte Zinsschritt in Folge. Letzten Sommer hatte die SNB die Zinsschraube mit einem Schritt um einen halben Prozentpunkt erstmals seit fünfzehn Jahren wieder angezogen.
Die jüngste Zinserhöhung sei "absolut notwendig" gewesen, sagte SNB-Chef Thomas Jordan am Donnerstag vor den Medien. "Je mehr sich die Inflation verfestigt, desto schwieriger wird es, sie zu bekämpfen."
Inflation hat angezogen
In der Tat hat seit der letzten geldpolitischen Lagebeurteilung der SNB im Dezember die Teuerung in der Schweiz wieder markant angezogen. Sie lag zuletzt mit 3,4 Prozent weiter klar über dem SNB-Zielband von 0 bis 2 Prozent.
"Inzwischen finden Preiserhöhungen auf breiter Basis statt", stellte Jordan fest. Der Inflationsdruck sei auch aufgrund sogenannter Zweitrundeneffekte nochmals angestiegen.
Dass die SNB einen fünften Zinsschritt wohl nicht nur verbal vorbereitet, lässt sich auch an der jüngsten Inflationsprognose der Währungshüter ablesen. Diese fällt deutlich höher als noch vor drei Monaten aus und prognostiziert Werte von unter 2 Prozent nicht vor Ende 2025.
CS nicht zu retten, wäre verantwortungslos
Gleichwohl ging Jordan zu Beginn der Pressekonferenz als erstes auf die am vergangenen Wochenende mit heissen Nadeln gestrickte Rettung der Credit Suisse ein - wohl wissend, dass sich die meisten Journalistenfragen um dieses Thema drehen würden.
"Ein Konkurs der Credit Suisse hätte schwerwiegende Folgen für die nationale und internationale Finanzstabilität und für die Schweizer Wirtschaft gehabt", stellte daher Jordan gleich zu Beginn klar. Dies zu riskieren, wäre seiner Meinung nach verantwortungslos gewesen.
Die US-Notenbank hatte am Vorabend noch erwogen, aufgrund der aktuellen Bankenkrise keinen Zinsschritt vorzunehmen. Denn steigende Zinssätze könnten die Finanzinstitute weiter unter Druck setzen und die Kreditvergabe einschränken. Am Ende hat sich das Fed für einen kleinen Schritt um 0,25 auf 5 Prozent entschieden.
Für Jordan war ein Verzicht kein Thema. Die Zinsen in den USA seien deutlich höher. "Bei einem Verzicht auf eine Zinserhöhung hätten wir ein grösseres Problem", ist Jordan überzeugt. "Straffen wir zu spät, müssen wir später viel stärker anziehen mit allen negativen Folgen", ergänzte er.
Und die SNB habe bei ihrem Zinsentscheid "selbstverständlich" auch die Situation der Geschäftsbanken beurteilt. "Das Schweizer Finanzsystem ist resilient", betonte Jordan. Er glaube auch nicht, dass die jüngste Zinsrunde einen negativen Einfluss auf die Schweizer Wirtschaft haben wird.
Experten: Preisdruck geht vor
Laut Ökonomen hat die SNB mit ihrem Vorgehen ein Zeichen dafür gegeben, dass sie sich nicht unmittelbar von der CS-Krise beeinflussen lässt, sondern weiterhin entschieden gegen den Preisdruck vorgeht. Und dass sie sich nicht um die Finanzstabilität sorgte, könne als positives Zeichen gewertet werden.
Mit Blick auf ihre Aktivitäten am Devisenmarkt betont die Nationalbank inzwischen die Verkäufe von Fremdwährungen. Sie stünden inzwischen im Vordergrund. Die SNB wird die Inflation also nicht nur über Zinserhöhungen bekämpfen, sondern weiterhin auch über einen starken Franken.
Mehrere Banken erhöhen Kontozinsen nach SNB-Entscheid
Die Zinsen auf den Sparkonten steigen weiter. Kurz nachdem die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Leitzins am Donnerstag um 0,5 Prozentpunkte auf 1,5 Prozent erhöht hat, haben bereits viele Finanzinstitute Zinserhöhungen auf ihren Konten angekündigt.
Die Postfinance etwa hebt Zinssätze auf Spar- und Vorsorgekonten per 1. Mai an. Konkret gibt es auf den Sparkonten neu 0,7 Prozent bis 50'000 Franken. Zuvor waren es 0,4 Prozent bis 25'000 Franken. Somit erhöhe die Postfinance auch die Verzinsungslimite für Sparkonten, wie das Finanzinstitut der Post kurz nach dem SNB-Entscheid mitteilte. Man prüfe zudem weitere Erhöhungen, sollte der Leitzins erneut steigen.
Auch die Grossbank Credit Suisse reagiert auf den SNB-Entscheid. Sie erhöht die Zinsen auf dem CSX Platinum Sparkonto laut Mitteilung per kommenden Montag (27.3.) auf 1,5 Prozent. Dies gelte bis zu einer Limite von 250'000 Franken, darüber seien es 0,5 Prozent. Ab 500'000 wird dann kein Zins mehr bezahlt. Wenig konkret gab sich derweil die UBS. Sie prüfe die Auswirkungen der Zinssatzanpassung, teilte sie in einem Statement mit.
Die Raiffeisen-Gruppe ihrerseits habe bereits im Februar 2023 entschieden, ihre Zinsempfehlungen für Sparkonten per Anfang April zu erhöhen, wie sie auf Anfrage schreibt. Bei Privatkunden etwa empfiehlt die Zentrale den Raiffeisenbanken ab dem 1. April 2023, Beträge bis 100'000 Franken auf Mitgliedersparkonten mit 0,5 Prozent, Beträge ab 100'000 Franken auf Mitglieder- und sonstigen Sparkonten mit 0,25 Prozent zu verzinsen. Die Raiffeisenbanken seien aber autonom und frei in der Ausgestaltung ihrer Konditionen.
Auch kleinere Banken
Auch die Zuger Kantonalbank (ZKB) hat unmittelbar reagiert und erhöht die Zinsen auf Spar- und Vorsorgekonten per Mai 2023. Die Kundschaft erhält neu auf dem Sparkonto "plus" und dem Vorsorgekonto "Sparen 3" bis 100'000 Franken einen Zins von 0,90 Prozent. Aufwärts geht es auch bei der Graubündner Kantonalbank (GKB). Die Zinssätze für langfristige Sparguthaben ab April betragen laut Mitteilung neu bis zu 1 Prozent. Die ZKB als grösste Schweizer Kantonalbank wartet derweil vorerst mal ab. Man beobachte den Markt genau und werde kommunizieren, sobald Anpassungen geplant seien, teilte sie mit.
Bei der Bank Valiant heisst es, dass sie auf den SNB-Zinsschritt "umgehend" reagiere und die Zinsen auf ihrem Sparsortiment bereits zum vierten Mal erhöhe. Die SNB hat bekanntlich seit Juni vier Zinsschritte getätigt und ihren Leitzins in dieser Zeit von -0,75 auf jetzt +1,5 Prozent erhöht. Wer bei Valiant Neugeld auf das Sparkonto Plus transferiert, erhält nun laut den Angaben genau diesen Zinssatz.
Die Bank WIR lanciert sogar ein neues Sparprodukt ("Sparkonto plus"). Dieses biete eine Verzinsung von 1,8 Prozent, heisst es in einer Mitteilung. Die Basler Genossenschaftsbank erhöht zudem auch die Verzinsung aller anderen Spar- und Vorsorgeangebote schrittweise ab April.
Zürich (awp)
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