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Begehrter Biotech-Riese 16.01.2017 20:23:00

SMI-Topgewinner Actelion: Was ist hier 2017 noch drin?

Übernahmephantasien haben die Papiere von Actelion in den vergangenen Wochen angetrieben. Aber wie nachhaltig sind die aktuellen Kursgewinne? Kann es 2017 überhaupt noch weiter nach oben gehen oder droht ein Absturz?

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Die Anteilsscheine des Pharmaunternehmens Actelion waren 2016 mit weitem Abstand der Best-Performer im SMI. Sie legten in zwölf Monaten rund 58 Prozent zu - kein anderer Blue-Chip-Titel konnte im vergangenen Jahr ein höheres Kursplus verbuchen. Auch in den ersten Tagen des Börsenjahres 2017 setzt der grösste europäische Biotechkonzern die Aufwärtsbewegung fort: Actelion markierte dabei am 10. Januar an der Börse in Zürich ein neues Allzeithoch bei 234,10 Schweizer Franken.

Übernahmephantasie treibt Actelion-Kurs

Begonnen hat der starke Kursaufschwung dabei erst Ende November, als bekannt wurde, dass es Interessenten für eine Übernahme des SMI-Konzerns gibt. In den kommenden Wochen hiess es, sowohl die französische Sanofi als auch der US-Konzern Johnson & Johnson würden um Actelion buhlen. Nachdem die Verhandlungen mit Johnson & Johnson dann Mitte Dezember kurzzeitig für gescheitert erklärt wurden - und der Aktienkurs von Actelion daraufhin wieder etwas nachgab - verkündete das Allschwiler Unternehmen am 21. Dezember, dass man nun mit den Amerikanern in exklusiven Verhandlungen um eine Übernahme stehe. Der Konkurrent Sanofi, mit dem Gespräche sowieso nie offiziell bestätigt wurden, ist damit wohl erst einmal aus dem Rennen.

Verhandelt wird aktuell offenbar über eine Aufspaltung von Actelion in zwei eigenständige Unternehmen. Ein Unternehmensanteil soll das Geschäft mit den etablierten Medikamenten gegen Lungenhochdruck umfassen und an Johnson & Johnson gehen. Jean-Paul Clozel, Gründer und Vorsitzender der Geschäftsführung, will hingegen den Teil behalten, der sich mit der Forschung und der Entwicklung neuer Wirkstoffe und Medikamente beschäftigt.

Marktteilnehmer sehen Potenzial

Wie die Actelion-Aktie sich 2017 weiter verhalten wird, hängt also vor allem vom Ausgang der Übernahmeverhandlungen ab. Laut der Nachrichtenagentur "Reuters" will Johnson & Johnson wohl 260 Dollar (rund 263 Schweizer Franken) pro Aktie zahlen. Ein offizielles Angebot an die Aktionäre steht aber noch aus. Actelion-Sprecher haben zuletzt darauf verwiesen, dass man noch verhandle und der Deal immer noch platzen könne.

Sollte die Höhe des Übernahmeangebotes jedoch stimmen, würde Actelion mit rund 28 Milliarden Dollar (28,3 Milliarden Schweizer Franken) bewertet - und der gebotene Preis je Aktie noch einmal deutlich über dem aktuellen Kursniveau liegen. Der Kurs des Papieres dürfte dann noch einmal auf dieses Niveau anziehen, wenn das Angebot offiziell wird.

Marktteilnehmer halten diesen Preis für realistisch. Ein Händler sagte laut der Nachrichtenagentur "AWP", wenn Actelion den Bereich "Forschung und Entwicklung" abspalten sollte, sei ein Preis von 250 bis 260 Schweizer Franken realistisch. Sollte Johnson & Johnson Actelion komplett übernehmen, müsste der US-Konzern wohl sogar 270 bis 280 Franken bieten. Der Aktienkurs hätte in diesem Fall vom aktuellen Stand aus noch entsprechend Luft nach oben.

Was macht die Actelion-Aktie, wenn der Deal platzt?

Die Actelion-Aktie hat also auch 2017 noch Potenzial - wenn bald ein offizielles Übernahmeangebot von Johnson & Johnson vorgelegt wird. Falls der Deal jedoch nicht zustande kommen sollte, dürfte der Markt das zunächst mit Verkäufen der Aktie quittieren. Sibylle Bischofberger von der Zürcher Kantonalbank (ZKB) sieht dann ein "beträchtliches Rückschlagrisiko". Und in trockenen Tüchern ist der Deal noch lange nicht. Die Experten von S&P Global gaben dem Gelingen des Deals Ende Dezember nur eine 50-prozentige Wahrscheinlichkeit. Sollte Johnson & Johnson tatsächlich ein Angebot für Actelion vorlegen, gehen sie laut "AWP" von einem Übernahmepreis von 250 Schweizer Franken je Aktie aus. Scheitern die Gespräche jedoch, dürfte der Kurs von Actelion nach Meinung der Experten auf 180 Schweizer Franken zurückfallen. Der Kurs läge aber auch dann noch höher als zu Beginn der Rally Ende November.

Am Markt hofft man auch, dass bei einem Scheitern des Deals mit Johnson & Johnson andere Konzerne als Käufer auftreten könnten. Dass auch Sanofi ein Auge auf Actelion geworfen hat, wurde bereits vergangenes Jahr spekuliert. Ausserdem fallen auch immer wieder die Namen von Roche und Pfizer als mögliche Interessenten. Sollte einer dieser Konzerne ein gutes Angebot auf den Tisch legen - im Zusammenhang mit Sanofi wurde immer wieder eine Marktbewertung in Höhe von 30 Milliarden Dollar (rund 30,4 Milliarden Schweizer Franken) genannt - dann könnte die Actelion-Aktie wohl nach einem kurzen Absturz wieder zulegen.

Analysten sind sich jedenfalls sicher, dass der Schweizer Konzern einer der Profiteure der Branchenkonsolidierung sein wird. Vontobel-Analyst Stefan Schneider lobte gegenüber der "Badischen Zeitung" das Potenzial der Actelion-Produkte und sagte, die Aufstellung des Unternehmens sollte Wachstum für zehn Jahre sicherstellen. Auch ein Analyst aus dem Strategieberatungsteam des US-Beratungsunternehmens Price Waterhouse Cooper sagte gegenüber der Zeitung, die Medikamente seien "grosse Würfe", aber das Unternehmen alleine auf Dauer zu klein. Er sieht bessere Chancen unter dem Dach eines anderen Konzerns - und rechnet somit langfristig mit einer Übernahme. Die Preise, die aktuell jedoch durch die Medien spuken, hält er für "sportlich". Gut möglich also, dass den Actelion-Aktionäre zwar in naher Zukunft ein Übernahmeangebot vorgelegt wird - jedoch nicht zu den erwarteten Konditionen. Das dürfte den Aktienkurs ebenfalls wieder mehr auf den Boden der Tatsachen zurückholen.

Redaktion finanzen.ch

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