Expertenkolumne |
05.01.2024 09:33:43
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Bankenfusion - na und?
Der Zusammenschluss der Grossbanken UBS und Credit Suisse bewegt die Gemüter. Noch immer sind nicht alle langfristigen Folgen und Kollateralschäden für einzelne Wirtschaftszweige vollständig absehbar. Das gilt zum Teil auch für den Schweizer Büromarkt.
Nach meiner Erwartung gibt es allen Grund zur Gelassenheit. Man erinnere sich einmal daran, als vor 15 Jahren die Übernahme der Dresdner Bank durch die Commerzbank begann. Gerade am wichtigsten deutschen Finanz- und Bankenstandort Frankfurt am Main, wo beide Institute ihren Sitz hatten, waren die Befürchtungen gross - zumal nur kurze Zeit später mit der spektakulären Pleite der Lehman Brothers die Subprime-Krise in den USA eine ganz neue Dynamik gewann und eine globale Banken- und Finanzkrise ausbrach. Unberechtigt waren die Sorgen durchaus nicht: Sowohl die Bilanzsumme als auch die Mitarbeiterzahl der Commerzbank liegen heute wieder etwa auf dem Niveau von vor der Fusion. Die (zuvor grössere) Dresdner Bank ist also vollkommen absorbiert worden.
Doch letztlich sind auch spektakuläre Grossfusionen nur ein Aspekt eines anhaltenden strukturellen Trends: Die Zahl der Beschäftigten im Bankgewerbe ist in Deutschland seit der Jahrtausendwende um ein Drittel auf 530.000 zurückgegangen. Die Zahl der Bankfilialen sank sogar um zwei Drittel auf rund 20.000. Jahr für Jahr verschwindet eine mittlere zweistellige Anzahl an Kreditinstituten durch Fusionen und Übernahmen. Ich würde aber nicht von einem "Bankensterben" sprechen, sondern von struktureller Konsolidierung, die auf verschiedene Trends wie Digitalisierung und Regulierung zurückgeht.
Dem Frankfurter Büroimmobilienmarkt hat das jedoch nicht sonderlich geschadet. Dafür ist vor allem eine Ursache verantwortlich: Die Zahl der Bürobeschäftigten stieg in den vergangenen 20 Jahren um ein Viertel auf 370.000 - der seit Jahren anhaltenden Konsolidierung in der für die Stadt noch immer sehr wichtigen Bankenbranche zum Trotz. Zwar ist der Leerstand heute wie damals relativ hoch, konzentriert sich aber auf weniger attraktive Flächen am Stadtrand. Im Bankenviertel indes werden mit rund 40 Euro pro Monat und Quadratmeter mit die höchsten Spitzenmieten landesweit bezahlt.
Die Schweizer Büromärkte sehen wir angesichts der Absorption der Credit Suisse in einer vergleichbaren Lage. Die Konsolidierung im Bankgeschäft ist bereits seit Jahren im Gange - trotz der Sonderrolle, die diese Branche hierzulande spielt: Die Beschäftigung ging seit Jahrtausendwende um 15 Prozent auf circa 90.000 zurück. Gerade die CS hatte bereits vor ihrer Übernahme einen grossen Teil ihrer Kapazitäten (und Reputation) eingebüsst.
Die strukturellen Voraussetzungen für den Büromarkt sind in der Schweiz sogar besser als in Deutschland: Die konjunkturelle Entwicklung ist besser, die Lage am Arbeitsmarkt sehr robust. Die Schweiz ist ein starker Magnet für hochqualifizierte Zuwanderer aus dem europäischen Ausland, die Bevölkerung wächst. Das alles spricht fundamental für eine weiterhin starke Nachfrage.
Wir erwarten für den Schweizer Büromarkt deshalb, dass sich die Auswirkung der Bankenfusion wenn überhaupt, dann ausschliesslich auf die weniger attraktiven Flächen und Standorte auswirken wird, die zuerst aufgegeben werden. Personal-Rochaden ist der Bankenplatz gewohnt. Und es gibt durchaus Profiteure, die ihre Marktanteile jetzt ausbauen - und entsprechend neue Flächen suchen. Zu guter Letzt erwarten wir kaum einen anhaltenden Effekt durch das Homeoffice. Die Schweiz ist hervorragend erschlossen und bietet attraktive Büroflächen. Der Trend ist daher eindeutig: Back to office. Bürovermieter können die Situation also gelassen verfolgen - insbesondere dann, wenn ihre Flächen hohen Qualitäts- und Lageansprüchen genügen.
von Peer Bender, CEO, ACRON
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