Datenskandal im Blick |
29.04.2018 22:52:00
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Bekommt nun auch Google seinen "Facebook-Moment"?
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Der Datenschutz im Internet, insbesondere, wenn es um Werbung geht, blieb lange Zeit eine vage Angelegenheit. Nun ist bei Facebook zum ersten Mal die Bombe geplatzt. Google sitzt jedoch auf einem noch grösseren Datenberg als Facebook - droht hier erst noch das böse Erwachen?
Das weiß Google über seine Nutzer
Google ist längst mehr als eine Suchmaschine. Durch die Vielzahl der Google-Produkte wie Google Maps und Google Plus kann Google auf einen Berg an verschiedenen Nutzerdaten zurückgreifen, der seinesgleichen sucht. Kein anderes Unternehmen kann so detaillierte Nutzerprofile erstellen wie Google. Die Daten des Online-Riesen umfassen unter anderem Angaben zu Alter, Geschlecht, Beruf, Interessen, Beziehungsstatus und Aufenthaltsort. Besonders die Standortdaten, die Google durch den Kartendienst Maps einsammelt, sind höchst sensibel. Denn aufgrund dieser Daten ist Google sogar fähig, den gesamten Tagesablauf eines Nutzers zu rekonstruieren - angefangen beim Aufstehen am Morgen über den Ort, wo der Nutzer seine Mittagspause verbringt bis hin zu seinem Aufenthaltsort nach Feierabend. Vor kurzem veröffentlichte der irische Webentwickler Dylan Curran auf Twitter einen detailgetreuen Thread darüber, welche Informationen Google und Facebook sammeln. Dieser Thread förderte teils haarsträubende Ergebnisse zutage.
Want to freak yourself out? I'm gonna show just how much of your information the likes of Facebook and Google store about you without you even realising it
- Dylan Curran (@iamdylancurran) 24. März 2018
Dabei zeigte sich auch, dass gegen die Datenmenge, die Google abgreift, Facebooks Datensammlung nahezu winzig erscheint. Über die sogenannte Takeout-Funktion bietet Google seinen Nutzern nämlich eine Möglichkeit, sich die Daten, die das Unternehmen eingesammelt hat, herunterzuladen. Auch Facebook hält eine ähnliche Funktion bereit. Bei Curran umfasste die Google-Datei unglaubliche 5,5 Gigabyte, was umgerechnet etwa drei Millionen Word-Dokumenten entspricht. Seine Facebook-Datensammlung war hingegen nur rund 600 Megabyte groß.
Wie Google die Daten seiner Nutzer absichert
Auch wenn das Thema Datenschutz im Fahrwasser des Facebook-Datenlecks um Cambridge Analytica gerade in den letzten Wochen verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt ist - Google hat seine Datenschutzmaßnahmen bereits mehrmals angepasst. Demnach sollen Vermarkter aktuell keinen direkten Zugriff auf Google-Nutzerdaten erhalten. Das Unternehmen untersagt Werbetreibenden, personenbezogene Daten zu sammeln und diese weiterzugeben. Zudem hat Google eine Website eingeführt, auf der Nutzer die Daten einsehen können, die das Unternehmen von ihnen sammelt - beispielsweise Standort- und Gerätedaten. Auch - und das ist besonders pikant - gibt Google seinen Usern die Möglichkeit Targeted Ads auszuschließen. Diese Freiheit lässt Facebook seinen Nutzern hingegen bislang nicht in dieser Form. Trotzdem spielt das Anzeigen-Targeting auch bei Google als große Einnahmequelle eine wichtige Rolle. Das Unternehmen betont jedoch, dass dieses anonym und strenge Datenschutzregelungen vorhanden seien. "Bloomberg" zitiert in diesem Zusammenhang Mario Schiappacasse, der Display-Werbung für das digitale Marketingunternehmen "Jellyfish" macht: "Google nimmt das mehr als jedes andere Technologieunternehmen sehr ernst. Wir haben sie [die Google-Mitarbeiter] immer als sehr vorsichtig erlebt", so Schiappacasse gegenüber dem Online-Portal.
US-Kongress gewährt Google keine Sonderbehandlung
Auch wenn zunächst nur Facebook in den Fokus der Öffentlichkeit geriet - der US-Kongress ist offenbar willens, dennoch die gesamte Branche ab jetzt an die Kandare zu nehmen. So brachten die Senatoren Amy Klobuchar aus dem Lager der Demokraten und der Republikaner John Kennedy kürzlich neue Verbraucherschutzgesetze ins Spiel. Dabei schrieben sie, dass Technologieunternehmen "von den Daten der Amerikaner profitieren - von ihrem Online-Verhalten, persönlichen Nachrichten, Kontakten, persönlichen Informationen und mehr", während sie ihre Kunden im Dunkeln darüber ließen. Auch unter den Nutzern der Online-Dienste scheint die Besorgnis um ihre persönlichen Daten gewachsen zu sein. Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes "Gallup" zufolge, sind aktuell 35 Prozent der Google-Nutzer sehr besorgt um den Schutz ihrer Privatsphäre - gegenüber 25 Prozent im Jahr 2011. Unter den Facebook-Nutzern fürchten hingegen aktuell 43 Prozent um die Sicherheit ihrer persönlichen Informationen. Trotz des deutlichen Unterschieds zeigt dies jedoch deutlich, dass die Unsicherheit nicht nur unter den Facebook-Benutzern zugenommen hat, sondern branchenweit.
Für Google wird es langsam eng
Die Schlinge zieht sich enger um die Tech-Firmen. Die Zeiten der eher locker gehandhabten Datenschutzrichtlinien sind spätestens ab Mai, wenn die neue Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) in Europa eingeführt wird, vorbei, denn es ist durchaus möglich, dass die europäische Verordnung auch weltweit Vorreiter sein wird. Das bedeutet auch, die Zeit, die großen Datensammlern wie Google und Facebook bleibt, um entsprechend der neuen Gesetzeslage umzurüsten, wird immer knapper. Je mehr Daten erhoben, weiterverbreitet und verkauft werden, desto höher der Aufwand. Google mag mit dem Thema Datenschutz in der Vergangenheit sorgsamer umgegangen sein als Facebook - immerhin blieben größere Skandale wie die Facebook-Panne um Cambridge Analytica aus - doch gleichzeitig ist die Datenmenge, mit der Google hantiert, deutlich höher, das theoretische Fehlerpotenzial größer und damit auch die Tragweite des möglichen Schadens im Falle eines Datenlecks. Auf der Konferenz im Anschluss an die am Montag veröffentlichten Quartalszahlen der Google-Mutter Alphabet äußerte sich Google-Chef Sundar Pichai über die Umsetzung der neuen Datenschutzgesetze, um den diesbezüglichen Sorgen der Analysten zu begegnen. "Wir haben vor Monaten angefangen, daran zu arbeiten. Wir konzentrieren uns sehr darauf, das richtig hinzukriegen", so der Google-Chef. Es werde jedoch "eine jahrelange Bemühung" werden.
Redaktion finanzen.ch
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