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Verschleierung 11.11.2024 18:04:00

Chinas Autoindustrie: So treiben Subventionen die Aktienkurse von BYD, NIO, Geely und Co. nach oben

Chinas Autoindustrie: So treiben Subventionen die Aktienkurse von BYD, NIO, Geely und Co. nach oben

Hinter Chinas Autoindustrie steckt nicht nur Innovation. Eine detaillierte Analyse der Bilanzen chinesischer Autobauer zeigt das Ausmass der Subventionen - und wie der Staat seine Unternehmen zu einem globalen Wettbewerbsvorteil verhilft.

BYD
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• Chinesische Autoaktien auf Rekordkurs
• China subventioniert Autoindustrie massiv
• Analyse der Bilanzen chinesischer Autobauer im Blick

China hat sich in den letzten Jahren zu einem der führenden Akteure auf dem globalen Automobilmarkt entwickelt, insbesondere im Bereich der Elektromobilität. Unternehmen wie BYD und NIO gewinnen zunehmend Marktanteile weltweit. So hat sich BYD beispielsweise als weltweit führender Hersteller von Elektrofahrzeugen einen Namen gemacht. Im Jahr 2023 meldete das Unternehmen einen beeindruckenden Anstieg seiner Verkaufszahlen auf mehr als drei Millionen Fahrzeuge, was einem Plus von knapp 62 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Die BYD-Aktie ist seit Jahresbeginn bis Ende Oktober 2024 um etwa 40 Prozent gestiegen.

Das Handelsblatt hat nun eine Tiefenanalyse der Bilanzen chinesischer Autohersteller durchgeführt. Dabei wurden auch Bilanzexperten hinzugezogen.

Autoaktien-Boom: China lässt Milliarden in seine Autohersteller fliessen

Die Ergebnisse zeigen das Ausmass der staatlichen Unterstützung: Von 2021 bis 2023 erhielt die chinesische Automobilindustrie direkte Fördergelder in Höhe von über 5,7 Milliarden Euro. Diese flossen an grosse Unternehmen wie Dongfeng, GAC und BAIC. Darüber hinaus erhielten fünf weitere Konzerne - darunter auch Branchenführer BYD - rund zehn Milliarden Euro in Form von Steuererleichterungen und weiteren Vergünstigungen. Diese Gelder sind jedoch nur die sichtbaren Subventionen, so das Handelsblatt.

Tatsächlich zeigen die Ergebnisse, dass noch viel mehr an indirekten Unterstützungsmassnahmen fliessen, etwa durch günstige Kredite, vergünstigte Stromtarife und subventionierten Baugrund. Selbst Unternehmen, die wirtschaftlich defizitär sind, erhalten Kredite zu aussergewöhnlich günstigen Konditionen von staatlich kontrollierten Banken.

Chinas indirekte Hilfen: Durch strategische Subventionen zum Erfolg

Während direkte Subventionen eine wichtige Rolle spielen, sind es vor allem die indirekten Hilfen, die chinesische Autohersteller im internationalen Wettbewerb konkurrenzfähig machen. Laut Gregor Sebastian, Senior Analyst bei der Rhodium Group, gehören zu diesen indirekten Massnahmen nicht nur günstige Strompreise und Grundstücke, sondern auch Kredite zu Zinssätzen, die weit unter dem Marktzinssatz liegen. Diese strategischen Subventionen helfen insbesondere Unternehmen wie BYD und NIO, die trotz wiederholter Verluste weiter wachsen und den Markt erobern.

"Wenn Unternehmen, die Geld verbrennen, Kredite mit sehr niedrigen Zinsen erhalten, dann spricht viel dafür, dass dahinter ein Staat steht, der das Ziel hat, solche Unternehmen zu fördern und am Leben zu halten", sagt Bilanzexpertin Carola Rinker gegenüber dem Handelsblatt.

BYDs und NIOs Berichte: Wie chinesische Autobauer Subventionen verschleiern

Ein besonders auffälliges Beispiel für die Verschleierung von Subventionen ist BYD. Das Unternehmen hat seine Geschäftsberichte zunehmend intransparent gestaltet. Bilanzexpertin Rinker berichtet dem Handelsblatt: "Die Geschäftsberichte von BYD wurden mit den Jahren bei einigen entscheidenden Posten wie zum Beispiel den Zinsaufwendungen, den direkten staatlichen Subventionen und den Steuervergünstigungen immer intransparenter". In den letzten Jahren wurden wichtige Finanzposten wie Zinsaufwendungen, direkte Subventionen und Steuervergünstigungen aus den Hauptberichten entfernt und in den Anhang verschoben. Dies erschwert die Einschätzung, wie stark BYD tatsächlich vom Staat unterstützt wird und wie das rasante Wachstum des Unternehmens finanziert wird. Expertin Rinker stellt fest, dass trotz eines massiven Umsatzwachstums die Zinsaufwendungen von BYD in den letzten Jahren gesenkt wurden - ein untypisches Verhalten für ein Unternehmen, das auf Kredite angewiesen ist.

Ein weiteres Beispiel für die staatliche Unterstützung ist gemäss Handelsblatt NIO - ebenso ein grosser Player auf dem chinesischen Elektromobilmarkt. Trotz hoher Verluste erhält NIO weiterhin grosszügige Finanzhilfen. Im September 2023 erhielt das Unternehmen eine Finanzspritze von fast einer halben Milliarde Euro von der Provinzregierung Heifei. Solche staatlichen Fördermassnahmen sind in China keine Seltenheit, während Unternehmen in anderen Ländern bei ähnlicher finanzieller Lage oft Schwierigkeiten haben, an Kredite zu gelangen.

Chinesische Autohersteller setzen auf hohe Beschäftigung

Ein weiterer Aspekt, der Chinas Autoindustrie von westlichen Herstellern unterscheidet, ist der Fokus auf hohe Beschäftigung. BYD etwa hat mittlerweile rund 900'000 Mitarbeiter - fast 300'000 mehr als der Volkswagen-Konzern. "Das politisch gewollte Ziel in China ist eine hohe Beschäftigung", sagt Stefan Randak, Autoexperte bei der Managementberatung Atreus, dem Handelsblatt. Dadurch können sich chinesische Elektroautohersteller enorm hohe Personalausgaben leisten. Diese Strategie geht Hand in Hand mit den hohen Subventionen, die es den Unternehmen ermöglichen, grosse Personalzahlen zu beschäftigen, ohne durch hohe Lohnkosten belastet zu werden.

Internationale Reaktionen: EU verhängt Zölle auf chinesische Elektroautos

Die massiven Subventionen haben in Europa Besorgnis ausgelöst. Am 30. Oktober 2024 hat die Europäische Union offiziell beschlossen, Ausgleichszölle von bis zu 35,3 Prozent auf Elektroautos aus China einzuführen, um den Wettbewerb auf dem europäischen Markt zu schützen und eine Verzerrung zu verhindern. Die deutschen Autohersteller Volkswagen, BMW und Mercedes haben sich Medienberichten zufolge vehement gegen diese Zölle ausgesprochen, da sie auf dem chinesischen Markt weiterhin hohe Gewinne erzielen und befürchten, dass die Zölle Gegenmassnahmen aus China nach sich ziehen könnten. Gleichzeitig sehen viele in der EU diese Zölle als notwendigen Schritt, um eine Wiederholung der Praxis der chinesischen Solarindustrie zu verhindern, die einst den deutschen Markt mit günstigeren Produkten überschwemmt hatte.

Ist der Autoaktientrend bald vorbei? Die Zukunft chinesischer Autobauer

China verfolgt eine klare industriepolitische Strategie, um die heimische Autoindustrie zu fördern. Diese Subventionen und staatlichen Hilfen sind, wie die Handelsblatt-Analyse zeigt, ein entscheidender Faktor für den Erfolg chinesischer Automobilunternehmen wie BYD und NIO.

Eines wird dadurch deutlich: Eine Übermacht sind chinesische Hersteller keineswegs. Ohne Subventionen wären viele chinesische Autohersteller durch den enormen Wettbewerb wohl kaum überlebensfähig. "In den nächsten drei bis fünf Jahren wird es auch in China eine Marktbereinigung an Fahrzeugherstellern geben", schlussfolgert Randak gegenüber dem Handelsblatt. In den kommenden Jahren könnte es daher zu einer Konsolidierung auf dem chinesischen Automobilmarkt kommen. Während die EU mit Zöllen reagiert, um den Wettbewerb zu schützen, bleibt die Frage, wie lange die chinesische Regierung ihre Autohersteller weiterhin mit solchen Hilfen unterstützen wird.

Redaktion finanzen.ch

Dieser Text dient ausschliesslich zu Informationszwecken und stellt keine Anlageempfehlung dar. Die finanzen.net GmbH schliesst jegliche Regressansprüche aus.

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