Experten-Empfehlungen |
11.07.2023 12:45:00
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Diese Schweizer Dividendenaktien sind im zweiten Halbjahr einen Blick wert
Angesichts der momentanen Ungewissheit in Bezug auf die weltweite Konjunkturentwicklung bieten Dividendentitel etwas Sicherheit für das Depot. Auch am Schweizer Markt gibt es einige Aktien, die die Experten heimischer Finanzinstitute mit ihren Dividendenrenditen überzeugt haben. Die Bandbreite ist dabei gross.
• Experten achten bei Dividenden auf Stabilität und möglichst grosse Unabhängigkeit von Konjunktur
• Experten bei konkreten Werten grösstenteils uneinig
Dividendenaktien bieten eine vergleichsweise sichere Rendite in zunehmend unsicheren Zeiten. Über die letzten 20 Jahre hätten Dividenden im Schweizer Aktienmarkt rund 80 Prozent der Gesamtkapitalrendite beigetragen, schreibt "cash.ch". Das Magazin hat daher bei mehreren Schweizer Banken nachgefragt, welche heimischen Titel sie für das zweite Halbjahr 2023 mit Blick auf die Dividende favorisieren. Während sich die Experten einig waren, dass Schweizer Dividendentitel im aktuellen Umfeld besonders attraktiv sind, da sie eine Kombination aus Qualität und defensivem Charakter bieten, fielen die Antworten auf die Frage, welche Werte sich Anleger denn nun ins Depot holen sollten, sehr unterschiedlich aus: Nur wenige Aktien wurden mehrfach genannt.
Unternehmen mit robusten Geschäftsmodellen und hoher Dividendenrendite
Aktienstratege Wolf Rotberg von der Bank J. Safra Sarasin nannte gegenüber "cash.ch" Sulzer, SGS und Clariant als die heimischen Dividendenzahler, denen Anleger besondere Aufmerksamkeit schenken sollten. Bei allen drei Aktien sei die Bewertung laut Rotberg attraktiv und die Dividendenrendite mit Werten zwischen 3,3 Prozent - bei Clariant - und 4,6 Prozent - bei Sulzer - ansehnlich. Der Warenprüfkonzern SGS könne zudem davon profitieren, dass das Marktsegment von der Wiedereröffnung in China profitiere und inzwischen wieder an Schwung gewonnen habe. Bei Sulzer sollten sowohl die Stellung des Pumpenherstellers als spätzyklischer Wert als auch volle Auftragsbücher dafür sorgen, dass der Konzern gut durch die aktuelle Marktphase komme. Zudem habe Sulzer die Konjunkturabhängigkeit zuletzt reduziert, indem das Produktportfolio umgestellt wurde. Ähnlich habe sich auch der Spezialchemie-Konzern Clariant durch Umstrukturierungen und Fokussierungen defensiver und weniger konjunktursensibel aufgestellt.
Tobias Kistler, Senior Finanzanalyst bei der Sankt Galler Kantonalbank zählte hingegen Cembra Money Bank, Baloise, Nestlé und Galenica als seine Dividendenfavoriten auf. So sei Cembra vor allem wegen dem alleinigen Fokus auf die Schweiz weniger konjunktursensitiv und sollte laut Kistler ab 2024 schneller wachsen, wodurch auch die Dividende steigen dürfte. Aktuell zahle das Kreditinstitut eine Dividende in Höhe von mindestens 3,85 Franken, woraus sich eine Dividendenrendite von mehr als fünf Prozent ergebe. Auch beim Versicherer Baloise würden die Mittelfristziele für zukünftige Dividendenerhöhungen sprechen, das Unternehmen sei zudem konservativ aufgestellt und die Dividendenrendite liege aktuell bei 5,5 Prozent.
Bei Nestlé und Galenica liege die Dividendenrendite mit 2,8 Prozent, bzw. gut drei Prozent zwar tiefer, die jeweiligen Geschäftsmodelle würden laut Kistler aber dennoch eine Empfehlung rechtfertigen. So nehme Nestlé eine aktive Portfoliobewirtschaftung vor und konzentriere sich auf Segmente mit hoher operativer Marge und überdurchschnittlichem Wachstum, während der Gesundheitskonzern Galenica als Marktführer in der Schweiz von einer robusten Gewinnentwicklung und einem konjunkturresistenten Geschäftsmodell profitiere, so der Experte laut "cash.ch".
Diese Dividendentitel werden von mehr als einem Experten empfohlen
Galenica zählt dabei zu den fünf Aktien, die von zwei unterschiedlichen Experten empfohlen wurden. Neben Tobias Kistler von der Sankt Galler Kantonalbank sprach sich auch Omar Brem von der Zürcher Kantonalbank (ZKB) gegenüber "cash.ch" für den SPI-Wert aus. Zusammen mit Swisscom nannte er den Anteilsschein als stabile Aktie mit einer attraktiven Dividendenrendite. Positives Überraschungspotenzial bei der Dividende böten laut Brem hingegen die Papiere von Accelleron, Julius Bär und Holcim. Sie könnten aufgrund ihrer Dividendenpolitik bei einem positivem Geschäftsverlauf oder einer Entschuldung mit einer höheren Ausschüttung überraschen. Für ein Investment in Julius Bär würden zudem die Aktienrückkaufprogramme sprechen - einen neuen Aktienrückkauf erwartet der Analyst für 2024 -, bei Holcim sei die Dividende in den letzten zehn Jahren nie gekürzt worden und dürfte sich in den kommenden zwei Jahren laut Brem noch erhöhen.
Zum Kauf von Aktien von Holcim und Julius Bär riet auch Portfolio-Managerin Anca-Maria Rafaisz von der Bank Vontobel. Sie empfahl zudem gegenüber "cash.ch" auch Partners Group, PSP und Swiss Life. Alle diese fünf Aktien böten laut Rafaisz eine überdurchschnittliche Dividendenrendite und hätten Bestnoten bei einer Analyse der Nachhaltigkeit der Dividenden erzielt.
Swiss Life und Swisscom stehen zudem auch bei Matthias Geissbühler, Anlagechef bei Raiffeisen Schweiz, als Dividendentitel hoch in der Gunst. Sie böten ein stabiles, defensives Geschäftsmodell und würden zudem über eine solide Bilanz sowie eine gute Dividendenhistorie und Dividendenrendite verfügen. Das gleiche gelte auch für die SMI-Schwergewichte Novartis und Roche, die der Analyst ebenfalls als Dividendenfavoriten empfahl.
Nach diesen Kriterien wählen die Experten ihre Dividendenfavoriten aus
Dass es Roche nur einmal unter die Empfehlungen geschafft hat, die die Experten an "cash.ch" übermittelten, verwundert auf den ersten Blick etwas. Denn der Schweizer Pharmakonzern verfügt bei den Dividendenzahlungen über eine ausserordentlich gute Historie: 2023 hat Roche seine Dividende bereits zum 36. Mal in Folge angehoben. Allerdings befindet sich der Anteilsschein seit Frühjahr 2022 in einem Abwärtssog, da die gesamte Branche unter einem schwächeren Corona-Geschäft leidet. Das machte sich bei Roche auch in der jüngsten Quartalsbilanz bemerkbar: Die Konzernerlöse sanken um rund sieben Prozent auf 15,3 Milliarden Franken, für das Gesamtjahr rechnet Roche mit Umsatzeinbussen in Höhe von rund fünf Milliarden Franken.
Für Experten ist das oft ein rotes Tuch. Zwar achten Marktkenner wie Omar Brem, Anca-Maria Rafaisz und Matthias Geissbühler bei der Auswahl der besten Dividendentitel auf eine aktionärsfreundliche Dividendenpolitik mit stabilen oder steigenden Dividenden und einer guten Ausschüttungshistorie, wie sie gegenüber "cash.ch" sagten, allerdings müsse auch die Bilanz stimmen. So betonte etwa ZKB-Experte Brem, dass er auch Wert auf strukturelles Wachstum von Unternehmen und freiem Cashflow bzw. Vorsteuergewinn lege, und auch Vontobel-Expertin Rafaisz nannte als ein Hauptaugenmerkt bei der Auswahl von Dividendenfavoriten eine starke Bilanz und eine solide Generierung von freiem Cashflow. Matthias Geissbühler von Raiffeisen Schweiz sagte, dass sein Fokus auf Konzernen mit krisenerprobten Geschäftsmodellen liege, die ihre Auszahlungen aus dem laufenden operativen Geschäft und nicht aus der Unternehmenssubstanz vornehmen können. Bei Roche, einer der Empfehlungen von Geissbühler, ist das offensichtlich noch der Fall: Im abgelaufenen Geschäftsjahr, für das Roche eine Dividende in Höhe von 9,50 Franken ausschüttet, lag der Konzerngewinn bei 13,5 Milliarden Franken.
Redaktion finanzen.ch
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