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China-Syndrom 31.03.2022 22:38:00

Folgen der Russland-Sanktionen für Schweizer Banken

Folgen der Russland-Sanktionen für Schweizer Banken

Zahlreiche internationale Unternehmen haben sich seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine aus Russland zurückgezogen, die Sanktionen zeigten umgehend Wirkung. Dreht der Wind nun in Richtung China?

Credit Suisse
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• Engagement Schweizer Unternehmen in Russland
• Sanktionen, nicht nur gegen Russland
• Schweizer Banken auf dem asiatischen Markt

Ein in den Medien viel beachtetes Ranking der Unternehmen, die in Russland aktiv sind, wird von der Yale School of Management tagesaktuell online veröffentlicht. Dort werden Unternehmen letztendlich in "Gut" und "Böse" (insgesamt fünf Kategorien) eingeteilt, je nach aktuellem Engagement in Russland. In der "Hall of Shame"(Kategorie D und F), wie die Macher ihre Liste in amerikanischen Medien nennen, sind auch Schweizer Firmen vertreten, etwa Glencore (F) oder Nestlé (D) (Stand 30.03.2022). Zahlreiche Unternehmen haben wegen ihres verbleibenden Engagements in Russland Kritik geerntet. Prominentes Beispiel ist Nestlé, das vom ukrainischen Präsidenten Selenskyj in einer Fernsehansprache direkt kritisiert wurde. Der Schweizer Konzern reagierte umgehend auf den enormen Druck.
Die Credit Suisse ist in Kategorie D des Rankings zu finden, bei den Unternehmen, die keine Neukunden aufnehmen und ihr Risiko in Russland minimieren.
Neu in der Liste aufgeführt sind die UBS und die Privatbank Julius Bär (beide D), die weiterhin in Russland aktiv sind, ihre Geschäftsrisiken laut jüngsten Medienberichten jedoch minimieren wollen und keine Neukunden mehr aufnehmen. Der Druck auf die Unternehmen, sich aus dem Russlandgeschäft zurückzuziehen, wächst weiter täglich.

US-Sanktionen richten sich auch gegen China

Die USA erhöhen den Druck auf China, sich den Sanktionen gegen Russland anzuschliessen: Am 21. März gab das US-State Departement in einer Pressemitteilung bekannt, erneut Visa-Restriktionen gegen chinesische Regierungsmitglieder zu erlassen. In der New York Times hatte die US-Handelsministerin Gina Raimondo bereits Anfang März eine direkte Drohung Richtung China ausgesprochen, sollte sich Peking nicht an die gegen Russland verhängten Sanktionen halten oder Moskau gar helfen, diese zu umgehen. China biete sich zwar als Vermittler an, so etwa Wang Yi bei einer Pressekonferenz Anfang März, Chinas Aussenminister hat jedoch auch gegenüber der tagesschau betont, dass China und Russland ihre strategische Partnerschaft fortsetzen werden. Business Insider beruft sich hingegen auf ein geheimes Nato Memorandum und berichtet, dass China plane Moskau militärisch zu unterstützen und dies auch angeboten habe.
Kritik an Investitionen in China kommt nun von verschiedenen Seiten: In einem Interview mit der Financial News warnte etwa die Baroness Helena Morrissey Investoren in der Londoner City davor "auf der falschen Seite der Geschichte zu stehen", wenn Peking die russische Invasion in der Ukraine unterstütze.

UBS und Credit Suisse in China

Trotz der zu erwartenden Umsatzeinbussen ist Russland für die meisten Schweizer Unternehmen ein nachrangiger Markt, so auch im Bankensektor. Anders sieht dies in China aus: Die Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse sind dort die zwei grössten Player, wie finews berichtet. Die Wachstumsperspektiven im Private Banking Sektor sind enorm. Die UBS geht in einer Schätzung aus 2021 davon aus, dass sich die privaten Vermögen in China in den nächsten drei Jahren verdoppeln werden.
Beide Grossbanken haben für sich Asien als Wachstumsmarkt definiert. Die Nachrichtenagentur Reuters vermeldet am 18. März, dass die UBS ihren Anteil an der chinesischen UBS Securities Ltd. auf 67 Prozent erhöht hat, um ihre Präsenz in der Volksrepublik auszubauen. 2018 war UBS das erste nicht-chinesische Finanzunternehmen, das die Möglichkeit zur Mehrheitsbeteiligung in China erhielt. Bereits 2020 hatte auch die Credit Suisse nach Angaben von Reuters den Anteil an ihrem Wertpapier-Joint-Venture auf 51 Prozent erhöht.
Geopolitisch stellt die UBS in ihrem aktuellen Geschäftsbericht erst einmal der Ukraine-Krieg und dessen Auswirkungen auf Russland, die Ukraine und Weissrussland in den Fokus. Das Engagement in dieser Region sei jedoch begrenzt. Verwiesen wird jedoch auch auf das erhebliche Risiko durch neue Sanktionen, etwa in China, aber auch in europäischen Ländern.
Thomas Gottstein, CEO der Credit Suisse, sprach laut Medienberichten auf der Morgan Stanley European Financials Conference 2022 in London über die Diversifizierung des Asiengeschäfts seiner Bank. Die Credit Suisse zeige sich unabhängiger von China als ihre Konkurrenten und wolle sich aufgrund schwieriger Vorhersagen für den chinesischen Markt und die weltweite pandemische Lage auch in anderen asiatischen Ländern verstärkt engagieren.

China-Syndrom

Das sogenannte "China-Syndrom", nach dem gleichnamigen US-Katastrophenfilm, wird seit Jahrzehnten immer wieder herangezogen, um die Auswirkungen einzelner Ereignisse auf globaler Ebene zu verdeutlichen. Ob der Ukraine-Krieg und die darauffolgenden Sanktionen nun die Kernschmelze darstellen, die sich durch den Erdkern ans andere Ende der Welt frisst, lässt sich noch nicht abschätzen. Es gilt aber als sicher, dass geopolitische Risiken auch in Zukunft eine entscheidende Rolle für die Schweizer Banken spielen werden.

Redaktion finanzen.ch

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Bildquelle: Pincasso / Shutterstock.com,Keystone,Simon Zenger / Shutterstock.com

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