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Nach Trennungsgerüchten 21.06.2020 16:30:00

Folgen überschaubar: Darum ist eine Trennung von Apple für Intel mehr als verkraftbar

Folgen überschaubar: Darum ist eine Trennung von Apple für Intel mehr als verkraftbar

Die Zusammenarbeit zwischen Apple und dem Chiplieferanten Intel steht offenbar vor dem Aus. Doch für Intel muss die Trennung von einem derart prestigeträchtigen Kunden nicht zwangsweise von Nachteil sein.

QUALCOMM
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• Apple will Macs wohl mit eigenen Chips ausstatten
• Verlust von Grosskunde dürfte für Intel verkraftbar sein
• Starke Diversifikation des Chipherstellers

Schon seit geraumer Zeit brodelt die Gerüchteküche, wenn es um Apple und Intel geht. Der iKonzern ist Grosskunde von Intel und verbaut Chips des Halbleiterunternehmens in seinen Mac-Computern. Noch, denn bereits seit längerem scheint Apple unzufrieden mit der Leistung seines Lieferanten und arbeitet seinerseits an eigenen, leistungsstarken Prozessoren, die in den Macs zum Einsatz kommen könnten. Schon in wenigen Tagen, im Rahmen der hauseigenen Apple-Konferenz WWDC, könnte das Unternehmen unter der Leitung von Tim Cook ernst machen und die Trennung von Intel verkünden. Bereits im kommenden Jahr könnten dann Macs mit hauseigenen Chips, auf Basis der Architektur des Chipdesigners ARM, auf den Markt kommen. Was bedeutet diese Entwicklung für Intel?

Apple-Anteil an Intel-Umsatz eher gering

Bewahrheiten sich die Spekulationen, wird Intel einen Grosskunden verlieren. Die Auswirkungen auf das Geschäft von Intel werden zwar spürbar sein, sich aber voraussichtlich in Grenzen halten. Denn am weltweiten PC-Markt machen Macs aus dem Hause Apple nur zehn Prozent aus, 2019 hat Apple rund 18,35 Millionen Mac-Computer verkauft. Damit sorgt das Mac-Geschäft für einen Intel-Umsatz im niedrigen einstelligen Prozentbereich - Experten schätzen, dass Apple für rund fünf Prozent der Gesamterlöse von Intel verantwortlich ist.

Wirtschaftlich ist es also verkraftbar, einen Grosskunden wie Appel zu verlieren - im Gesamtjahr 2019 hat Intel 72 Milliarden US-Dollar umgesetzt und damit einen neuen Rekordwert erzielt.

Intel ist breit aufgestellt

Einen Wegfall der Apple-Erlöse könnte Intel möglicherweise nicht nur verkraften sondern überkompensieren, denn das Unternehmen ist längst mehr als ein reiner Computerchip-Hersteller. Tatsächlich hat Intel sein Geschäft in den vergangenen Jahren zunehmend diversifiziert und breiter aufgestellt und sich damit vom PC-Chipmarkt ein Stückweit unabhängig gemacht.

Direkt hinter dem Client Computing, also der PC-Sparte, hat sich der Intel-Geschäftsbereich Data Platforms Group, das Geschäft mit Rechenzentren also, als zweitgrösster Umsatzbringer im Konzern etabliert, in diesem Segment erzielt Intel beachtliche Wachstumsraten. Auch im Bereich Internet of Things Group wächst Intel weiter, auch wenn es hier im letzten Quartal einen Rückschlag gab. Die Programmable Solutions Group hat ihre Erlöse unterdessen zuletzt ebenfalls steigern können.

Die positiven Effekte der Corona-Zeit, in der Videokonferenzen, Gaming und Streaming erheblichen zusätzlichen Datenverkehr verursachten und viele Kunden sich zu einem Ausbau ihrer Kapazitäten veranlasst sahen, kamen Intel im vergangenen Quartal zugute - das Unternehmen schätzt, dass die erhöhte Nachfrage auch im aktuell laufenden Quartal noch nicht gesättigt sein dürfte. Cloud-Anbieter dürften auch mit einem Abflauen der Krise und einem weiteren Hochfahren der Wirtschaft weiter starke Nachfrage generieren, ohnehin ist das Cloud-Segment für viele Techanbieter die Wachstumsbranche schlechthin, was Intel mittel- bis langfristig weiterhin zu einem gefragten Chiplieferanten in diesem Segment machen dürfte.

Apple ist kein angenehmer Kunde

Neben der Tatsache, dass Intel starke Wachstumsraten in Geschäftsfeldern fernab des Client Computing erzielt, könnte noch ein anderer Punkt den Wegfall von Apple als Grosskunden verkraftbar machen: Intel hat nun mehr Ressourcen, sich um seine übrigen Geschäftsbereiche zu kümmern. Denn Apple gilt gemeinhin nicht als angenehmer Kunde, was nicht zuletzt an dem heftigen Streit zwischen mit dem Chiphersteller QUALCOMM abzulesen war, den die Parteien erst nach zwei Jahren beilegen konnten.

Intel reagierte auf die Einigung der beiden Unternehmen mit dem Rückzug und dem Verkauf des hauseigenen Smartphone-Modemchip-Geschäfts an Apple, das sich die Kalifornier rund eine Milliarde US-Dollar kosten liessen. Intel stiess damit einen unprofitablen Geschäftsbereich ab, Apple unterdessen machte einen Schritt in Richtung Unabhängigkeit von Chipanbietern für sein Smartphone-Geschäft.

Intel kündigte nach dem offiziellen Verkauf an, man wolle sich nun auf andere Dinge fokussieren - etwa Computertechnik für 5G-Netzwerke. Tatsächlich kann der Ausstieg aus der Geschäftsbeziehung mit Apple im Bereich Macs es für Intel ebenfalls möglich machen, den Fokus und die Ressourcen nun auf voraussichtlich wachstumsstärkere Geschäfte zu legen.

Intel kommt wohl auch ohne Apple klar

Angesichts des diversifizierten Geschäftsmodells und der Tatsache, dass die Ausstattung der Apple-Macs einen eher kleinen Teil des Gesamtumsatzes von Intel ausgemacht haben, dürfte sich die voraussichtliche Trennung beider Unternehmen nicht massiv auf die Intel-Geschäftsentwicklung auswirken. Zumal Apple wohl frühestens in einem Jahr Macs mit hauseigenen Chips auf den Markt bringen wird, was Intel genügend Zeit gibt, den Wegfall des Apple-Geschäfts zu kompensieren. Auch an der Börse sehen Anleger das offenbar ähnlich: Die Intel-Aktie ist trotz Corona-bedingtem Einbruch im März auf Jahressicht rund 30 Prozent gewachsen - unabhängig von den monatelangen Spekulationen um die Kundenbeziehung zu Apple. Und auch Joseph Moore, Analyst bei der US-Investmentbank Morgan Stanley bewertet den Anteilsschein positiv und hat der Intel-Aktie trotz Abstufung auf "egal-weight" ein Kursziel von 65 US-Dollar verpasst. Verglichen zum aktuellen Kursniveau haben Intel-Titel damit noch rund sieben Prozent Luft nach oben.

Redaktion finanzen.ch

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Bildquelle: Ken Wolter / Shutterstock.com,Lyao / Shutterstock.com,Dragan Jovanovic / Shutterstock.com,Gil C / Shutterstock.com
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