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E-Autobauer 24.06.2021 21:16:00

Harter Wettkampf zwischen NIO und Tesla - doch die wahren Konkurrenten könnten erst noch kommen

Harter Wettkampf zwischen NIO und Tesla - doch die wahren Konkurrenten könnten erst noch kommen

NIO und US-Elektroautobauer Tesla kämpfen in China derzeit um Marktanteile. Doch auch wenn Tesla aktuell NIOs Hauptkonkurrent ist, betrachtet CEO William Li die noch kommenden Konkurrenten als die grösste Bedrohung für den chinesischen Autobauer.

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• Tesla aktuell NIOs Hauptkonkurrent
• NIO will sich beim Service abheben - Tesla in China unter Druck
• Konkurrenz auch durch traditionelle Autobauer und Technologiegiganten

China ist der größte Automarkt der Welt und schon heute der weltweit größte für Elektrofahrzeuge. Laut BloombergNEF werde der Absatz bereits in diesem Jahr 2 Millionen erreichen und bis 2025 auf 6,2 Millionen Fahrzeuge ansteigen - dann dürften Elektrofahrzeuge ein Viertel aller Pkw-Verkäufe in China ausmachen. Damit bietet der chinesische Automarkt großes Potenzial für Elektroautobauer wie den US-Konzern Tesla, der 2019 seine erste Gigafactory außerhalb der USA am Stadtrand von Shanghai gründete. Aber auch die einheimische Konkurrenz schläft nicht. Vor allem der chinesische Elektroautohersteller NIO scheint Elon Musks sichtbarster Gegenspieler geworden zu sein, da dieser - wie auch der Musk-Konzern - auf die Premium-Käufer abzielt. So konkurriere NIOs Premium-SUV ES6 direkt mit dem sportlichen Model Y, das Tesla letztes Jahr in China produziert hat, wie Bloomberg berichtet.

Doch wer wird das Rennen machen und welche Unternehmen neben Tesla könnten NIO in Zukunft noch Konkurrenz machen?

Nach Rettungsaktion der Regierung: Umsätze steigen

Nachdem NIO 2019 bereits kurz vor dem Aus stand - in den ersten vier Jahren seines Bestehens verbuchte NIO Bloomberg zufolge Verluste in Höhe von 5 Milliarden US-Dollar und im zweiten Quartal 2019 verlor das Unternehmen täglich rund 5 Millionen US-Dollar - klopfte Anfang 2020 die Stadtregierung in Hefei an. Trotz der beginnenden Corona-Pandemie, sagte die Regierung von Hefei NIO eine Finanzspritze in Höhe von 10 Milliarden Yuan zu. Diese wichtige Unterstützung der chinesischen Regierung könnte NIO auch einen Vorteil gegenüber Tesla verschaffen, das anscheinend die Gunst verloren hat, die es in Peking schon früh genoss, da die Spannungen zwischen den USA und China auch unter der Regierung von Präsident Joe Biden weiter köcheln, so Bloomberg.

Zwar habe NIO etwa ein Viertel seiner Belegschaft streichen, seine Bemühungen um autonomes Fahren verlangsamen, die Lohnzahlungen für Manager verzögern und einige Nicht-Kerngeschäfte ausgliedern müssen und auch der Rollout der "NIO Houses" sei für mehr als ein Jahr ausgesetzt worden, doch vorerst schein NIOs Rettungsaktion geglückt zu sein.

NIO erzielt zwar nach wie vor keine Gewinne, doch der Umsatz ist gestiegen. Im ersten Quartal 2021 vermeldete das Unternehmen einen Umsatzsprung von 1,39 Milliarden CNY auf 7,98 Milliarden CNY. Seinen Nettoverlust reduzierte NIO im ersten Jahresviertel auf 451 Millionen Yuan - im Vorjahresquartal waren es noch 1,69 Milliarden Yuan.

Auslieferungsrekord und Expansionspläne

Im ersten Quartal 2021 konnte NIO positiv überraschen. "NIO startete das Jahr 2021 mit einem neuen vierteljährlichen Auslieferungsrekord von 20'060 Fahrzeugen im ersten Quartal, was einem starken Wachstum von 422,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht", erklärte William Li, Gründer, Vorsitzender und CEO von NIO, im Rahmen der Bilanzvorlage. Li sprach von einer weiterhin starken Nachfrage, verlautete jedoch auch, dass der Halbleitermangel auch NIO betreffe. "Die Lieferkette steht aufgrund des Halbleitermangels immer noch vor großen Herausforderungen. Angesichts der starken Dynamik in einem volatilen makroökonomischen Umfeld erwarten wir für das zweite Quartal 2021 eine Auslieferung von 21'000 bis 22'000 Fahrzeugen", so Li. Auch bei Tesla war die Nachfrage in China im ersten Jahresviertel hoch. Der US-Elektroautobauer habe rund 17'000 seines Sports Utility Vehicle Model Y , der bei rund 53'000 US-Dollar beginnt, in China ausgeliefert - NIOs mehr als 20'000 Fahrzeuge, allesamt SUVs, seien zu einem Durchschnittspreis von 68'000 US-Dollar verkauft worden, berichtet Bloomberg.

NIO will nun außerdem den Sprung nach Europa wagen. Wenige Tage nach der Veröffentlichung der Bilanz für das erste Quartal bestätigte das Unternehmen auf einer Pressekonferenz, mit seinem Europa-Geschäft durchstarten zu wollen. Das erste "NIO House" außerhalb von China soll im norwegischen Oslo gebaut werden. "Wir betreiben seit 2015 unser Designcenter in München, in Oxford sitzt ein Performance-Team, in San José im Silicon Valley haben wir unser Software-Team. Mittlerweile beschäftigen wir mehr als 9'000 Mitarbeiter aus 45 Ländern", so William Li in einer Pressemitteilung. "Wir sind als erstes in China in den Markt gegangen. Jetzt geht es darum, unsere Marke und unsere Produkte in Europa einzuführen." Nach dem Start in Norwegen will NIO außerdem bereits ab 2022 seine E-Autos auch in Deutschland verkaufen.

NIO sammelt Pluspunkte beim Service - Tesla in China unter Druck

Laut Analyst Kang Jun vom Beratungsunternehmen LMC Automotive liege NIO beim Anteil am gesamten chinesischen Markt für High-End-Autos an zweiter Stelle hinter Tesla und setze einen "Benchmark" für den breiteren EV-Bereich, "insbesondere bei Produkt- und Serviceinnovationen", zitiert Bloomberg. Tesla musste in China dagegen ein paar Rückschläge hinnehmen. Die verstärkte Kontrolle der lokalen Aufsichtsbehörden sei von einer zunehmenden Gegenreaktion gegen Tesla und seine Autos begleitet worden. Im April stieg eine Frau bei der Automesse in Shanghai am Tesla-Stand auf einen Model 3 und beklagte lauthals Bremsversagen, woraufhin sie von Sicherheitsleuten abgeführt wurde. Tesla wies den Vorwurf der Frau zunächst zurück. Zwar seien zu diesem Zeitpunkt keine Probleme mit Teslas Bremsen bekannt gewesen, aber als Reaktion darauf beklagten Kunden andere Mängel ihrer Autos und so wurde eine ganze Welle von Beschwerden über den Kundenservice von Tesla ausgelöst - genau das, womit sich NIO-Chef Li von der Konkurrenz abhebt. Tags darauf entschuldigte sich der US-Elektroautopionier und versprach, "aktiv auf die Meinungen, Vorschläge und die Kritik unserer Kunden, Internetnutzer und Freunde in den Medien" hören zu wollen, wie dpa berichtete.

Kommende Konkurrenten stellen größte Bedrohung dar

Während Tesla aktuell NIOs Hauptkonkurrent ist, sieht CEO William Li die kommenden Konkurrenten jedoch als die größte Bedrohung an.

Bei den großen traditionellen Autobauern, die jahrelang untätig zugeschaut haben, ist ein Wandel im Gange und es werden neue Stromer-Modelle entwickelt. So wolle VW beispielsweise eine Acht-Auto-Reihe in China auf den Markt bringen, während Toyota eine neue EV-Plattform vorstelle und BMW anstrebe, ein Viertel aller chinesischen Verkäufe mit Elektroautos abzudecken, berichtet Bloomberg.

Neben den traditionellen Autobauern winkt jedoch auch Konkurrenz von großen multinationalen Tech-Unternehmen. "Das letzte Spiel wird nicht beginnen, bis die Technologiegiganten dabei sind", zitiert Bloomberg Li. Im Frühjahr gab Xiaomi bekannt, etwa 10 Milliarden US-Dollar in die Herstellung von Elektrofahrzeugen zu investieren, während Huawei an mindestens zwei Autos arbeite und autonome Fahrtechnologien entwickle, während der größte Tech-Gigant, Apple, ebenfalls Pläne hegt, ein eigenes, selbstfahrendes Auto zu bauen. Allein in diesem Jahr sollen der chinesische Suchmaschinen-Gigant Baidu, Smartphone-Hersteller Xiaomi und Netzwerk-Riese Huawei laut Bloomberg bereits fast 19 Milliarden US-Dollar in den Bereich Elektrofahrzeuge und autonomes Fahren investiert haben. Dadurch erhöht sich der Druck für kleinere Unternehmen wie NIO enorm. "Ich vertraue Unternehmen wie Apple wegen ihrer Entschlossenheit, Softwareentwicklung, Intelligenzfähigkeit und Benutzerverbindung", so Li. "Es wird ein anderer Wettbewerb als bei traditionellen Autofirmen sein."

Auf lange Sicht zeigt sich Li jedoch sehr optimistisch: "Bis 2030 werden 90 Prozent der neu eingeführten Autos elektrisch sein, oder sogar 95 Prozent", so der NIO-Chef.

Einige Fragen und Probleme bleiben dennoch bestehen. "Die Automobilherstellung hat große Skaleneffekte, und mit weniger als 100'000 Einheiten pro Jahr hat NIO noch nicht das Produktionsvolumen erreicht, um all diese Effizienzsteigerungen zu realisieren", zitiert Bloomberg Robert Cowell, Aktienanalyst bei 86Research in Shanghai. Auch die Kostenprobleme aufgrund steigender Rohstoffpreise und der Chipmangel belasten weiterhin und trotz des zunehmenden Wettbewerbs plane NIO laut Bloomberg nicht, vor Ende des Jahres oder Anfang 2022 neue Modelle vorzustellen.

Redaktion finanzen.ch

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Bildquelle: Sundry Photography / Shutterstock.com,Andy Feng / Shutterstock.com

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