18.12.2024 09:29:42
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IMK senkt Konjunkturprognose und erwartet für 2025 Stagnation
Von Andrea Thomas
DOW JONES--Die deutsche Wirtschaft wird in diesem Jahr erneut schrumpfen und kann sich auch 2025 nicht aus ihrer Stagnation lösen. Nach Einschätzung des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) wird sie sich in diesem und im kommenden Jahr deutlich schwächer entwickeln als zunächst erwartet. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte in diesem Jahr um 0,2 Prozent schrumpfen und 2025 ein Mini-Wachstum von 0,1 Prozent verbuchen. Als Gründe nannte das Institut die verhaltene Nachfrage aus dem Ausland, eine trotz erster Zinssenkungen nach wie vor zu straffe Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), weiterhin relativ hohe Energiepreise und die hohe Unsicherheit über die künftige Wirtschaftspolitik in Deutschland.
Im September hatte das Institut noch eine Stagnation des BIP für dieses Jahr und für 2025 ein Wachstum von 0,7 Prozent erwartet.
"Wir müssen raus aus dem Kreislauf der Belastung und Verunsicherung, in dem Wirtschaft und Gesellschaft nun schon seit mehreren Jahren stecken", sagte Sebastian Dullien, der wissenschaftliche Direktor des IMK. "Viele Beschäftigte haben 2024 zwar durch kräftige Lohnzuwächse bei gesunkener Inflation einen beträchtlichen Teil ihrer Kaufkraftverluste aus der Zeit der Teuerungswelle wieder wettmachen können. Trotzdem zögern viele angesichts schlechter Nachrichten, ihr Geld auszugeben."
Er wirft der EZB vor, sehr vorsichtig zu sein und die Zinsen auf einem Niveau zu halten, das die Wirtschaft unnötig stark bremse. Zudem scheuten Unternehmen, vor allem aus der Industrie, dringend notwendige Investitionen angesichts relativ hoher Energiepreise und der erstarkten Konkurrenz, insbesondere aus China. "In dieser Situation ist es sehr wichtig, dass die Politik durch entschlossene Signale Vertrauen wieder aufbaut. Dazu gehört es, Klarheit über die mittelfristige wirtschafts- und industriepolitische Unterstützung der Transformation zu schaffen", forderte Dullien.
Steigende Arbeitslosigkeit
Laut IMK hinterlässt die seit Jahren anhaltende stagnative Entwicklung der Konjunktur zunehmend Spuren auf dem Arbeitsmarkt.
Zwar nimmt nach Schätzung der Ökonomen die Zahl der Erwerbstätigen in diesem Jahr noch um 0,2 Prozent zu. Gleichzeitig erhöhe sich allerdings auch die Arbeitslosigkeit weiter. Das IMK rechnet mit diesem Jahr mit einem Anstieg um rund 180.000 Personen und um weitere 160.000 Personen 2025 auf dann knapp 2,95 Millionen Menschen. Die Arbeitslosenquote werde 6,0 Prozent 2024 und 6,3 Prozent 2025 betragen - nach 5,7 Prozent 2023.
Einer der wenigen Lichtblicke ist laut IMK hingegen die Preisentwicklung: Die Inflationsrate wird laut IMK-Prognose im Jahresdurchschnitt 2024 mit 2,2 Prozent wieder nahe am Inflationsziel der EZB liegen und es mit 2,0 Prozent im Jahresmittel 2025 erreichen.
Bei den deutschen Exporten sehen die Ökonomen von wichtigen Handelspartnern nur schwache Impulse, auch weil die aktuell international stärker nachgefragten Güter im deutschen Exportportfolio keine grosse Rolle spielten. Im Jahresdurchschnitt 2024 sinken die Ausfuhren laut IMK-Schätzung um 1,1 Prozent, während sie 2025 um 1,0 Prozent wachsen dürften. Auch die Importe gehen 2024 laut IMK zurück, und zwar um 0,4 Prozent. Für 2025 erwartet das IMK einen Anstieg der Einfuhren um 2,4 Prozent. Der deutsche Leistungsbilanzüberschuss dürfte 2024 bei 6,3 Prozent und 2025 bei 5,8 Prozent des BIP liegen.
Die Realeinkommen dürften in diesem Jahr kräftig gewachsen sein, so das IMK. Es führt dies auf kräftige Zuwächse bei nominalen Tariflöhnen, sinkende Inflation und die leicht steigende Erwerbstätigkeit zurück. Gleichwohl stagniere der private Konsum mit einem durchschnittlichen Plus. Für 2025 erwartet das IMK dann aufgrund weiter - wenn auch weniger stark - steigender Einkommen und noch einmal sinkender Inflation ein allmähliches Nachlassen der Konsumzurückhaltung. Allerdings falle der Zuwachs der privaten Konsumausgaben mit 0,7 Prozent im Jahresdurchschnitt 2025 nur moderat aus. Stärker wächst der Staatskonsum, wenn auch mit rückläufiger Tendenz: 2024 um durchschnittlich 2,3 Prozent und 2025 um 1,8 Prozent.
Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com
DJG/aat/mgo
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