Portfolio-Umbau |
15.12.2024 17:51:00
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Investmentfonds verkauft NVIDIA und Microsoft - Wachstumssorgen im Fokus
Die britische Investmentfirma Findlay Park hat kürzlich Anpassungen im Portfolio ihres American Funds vorgenommen und sowohl Aktien von Microsoft als auch von NVIDIA in grossem Stil verkauft. Was steckt hinter der Entscheidung, sich von den KI-Profiteuren zu trennen?
• Auch Beteiligung an Microsoft kräftig reduziert
• Wachstumssorgen im Fokus
Die Londoner Investmentfirma Findlay Park hat im dritten Quartal 2024 überraschend alle NVIDIA-Aktien aus dem Portfolio des American Fund, ihrem einzigen Fonds, geworfen und die Beteiligung an Microsoft drastisch reduziert. Wie "Bloomberg" unter Berufung auf ein Schreiben der Investmentfirma an ihre Kunden berichtet, trennte sich der Fonds im abgelaufenen Quartal von 3'065'280 NVIDIA-Aktien, die früher etwa fünf Prozent des Portfolios ausgemacht hätten. Im gleichen Zeitraum wurden auch 540'100 Microsoft-Aktien abgestossen. Die Beteiligung an dem Windows-Hersteller, der laut "Bloomberg" über einen grossen Teil der letzten zehn Jahre die grösste Position des Fonds ausmachte, wurde somit um rund 40 Prozent reduziert. Der Anteil der Microsoft-Aktien im American Fund sank damit von 4,8 Prozent im August auf nur noch rund 3 Prozent zum Quartalsende am 30. September.
Aus diesen Gründen trennte sich Findlay Park von NVIDIA- und Microsoft-Aktien
Die Entscheidung des Fondsmanagements, sich von NVIDIA- und Microsoft-Aktien zu trennen, überrascht, da beide Unternehmen als Gewinner der KI-Revolution gelten und in diesem Jahr bislang eine solide bis sehr starke Performance verzeichnen konnten. So stieg die NVIDIA-Aktie seit Jahresbeginn um beeindruckende 171 Prozent, nachdem sie bereits 2023 kräftig zugelegt hatte. Die Microsoft-Papiere konnten 2024 zwar bislang nur ein Plus von 19 Prozent erzielen, gehören jedoch - wie auch NVIDIA - zur Gruppe der "Magnificent Seven", denen der US-Aktienmarkt einen Grossteil seiner Gewinne zu verdanken hat (Stand: Schlusskurse vom 13. Dezember 2024).
Beide Unternehmen profitierten dabei in den letzten Monaten weiter vom KI-Hype. So werden NVIDIAs Chip-Systeme weltweit für das Training von KI verwendet, was dem Konzern im jüngsten Quartal ein Umsatzplus von 94 Prozent bescherte, während der Gewinn mehr als verdoppelt wurde. Microsoft ist unter anderem durch seine Partnerschaft mit dem ChatGPT-Macher OpenAI im KI-Bereich aktiv, steckte zuletzt Milliarden in den Ausbau seiner KI-Infrastruktur und integrierte KI-Tools in immer mehr seiner Produkte. Auch hier schlugen sich die Investitionen mit einem Umsatz- und Gewinnplus in der jüngsten Quartalsbilanz nieder.
Bei Findlay Park kamen nun jedoch offenbar Zweifel daran auf, ob sich das bisherige Wachstum weiter fortsetzen lässt. "Die 'Magnificent Seven' haben ihre Outperformance bis zu einem gewissen Grad durch das Wachstum, das sie erzielt haben, gerechtfertigt. Aber jetzt sind die Erwartungen an das Gewinnwachstum ziemlich verhalten, und die Bewertungen preisen weiterhin ein, dass sich das [bisherige] Wachstumsmuster fortsetzen würde. Eine dieser beiden Zahlen ist falsch", erklärte Findlay-Park-CEO Simon Pryke gegenüber "Bloomberg". Daher seien beide Aktien aktuell unattraktiv für die Investmentfirma.
Outperformance gegenüber Konkurrenz: Investmentfonds bislang mit gewinnbringender Strategie
Findlay Park verwaltete zum Ende des dritten Quartals im American Fund ein Vermögen in Höhe von 10,7 Milliarden US-Dollar. Der Schwerpunkt des Fonds liegt laut Unternehmensangaben auf Unternehmen, die stark auf dem US-amerikanischen Binnenmarkt und in der US-Lieferkette vertreten sind. In diesem und dem letzten Jahr hatte der Fonds mit seinen Investitionen dabei auch ein glückliches Händchen: Laut "Bloomberg" schnitt der American Fund 2023 und 2024 besser ab als 90 Prozent bzw. 86 Prozent seiner Peer Group.
Mit der Entscheidung, sich komplett von NVIDIA-Aktien zu trennen und den Anteil von Microsoft am Fondsportfolio deutlich zu reduzieren, agiert Findlay Park nun jedoch anders, als es die meisten Analysten empfehlen. So gibt es laut "TipRanks" für die NVIDIA-Aktie aktuell 37 Kaufempfehlungen und dreimal das Votum "Halten". Es empfiehlt jedoch keiner der dort erfassten Experten, das Papier zu verkaufen. Stattdessen sehen die Analysten mit einem durchschnittlichen Kursziel von 176,14 US-Dollar für die NVIDIA-Aktie noch rund 31,2 Prozent Luft nach oben ausgehend vom letzten Schlusskurs bei 134,25 US-Dollar (Stand: Schlusskurs vom 13. Dezember 2024).
Für Microsoft zeigen sich die bei "TipRanks" erfassten Experten ähnlich zuversichtlich. 26 Kaufempfehlungen stehen hier zwei Halteempfehlungen gegenüber. Verkaufsempfehlungen gibt es ebenfalls keine. Das durchschnittliche Kursziel liegt mit 498,56 US-Dollar rund 11,47 Prozent über dem letzten Schlusskurs bei 447,27 US-Dollar (Stand: Schlusskurs vom 13. Dezember 2024).
NVIDIA und Microsoft: Auch dieser Analyst zweifelt an nachhaltigem KI-Wachstum
Doch auch wenn kein Experte die beiden Aktien aktuell zum Verkauf empfiehlt, gibt es unter den Analysten dennoch skeptische Stimmen, die Findlay Park recht zu geben scheinen. Eine davon stammt von Gil Luria, Analyst bei D.A. Davidson, der mit Blick auf die Zukunft ebenfalls vorsichtiger für NVIDIA und Microsoft wird. "Auch wenn die Nachfrage kurzfristig weiterhin stark sein wird, glauben wir dennoch, dass ein Rückgang der Nachfrage nach NVIDIA-Rechenleistung unvermeidlich ist, da die Kunden beginnen, ihr Return on Investment (ROI) bei KI-Rechnern genau zu hinterfragen", wird Luria von "TipRanks" zitiert. Er bewertet die NVIDIA-Aktie daher momentan als korrekt bepreist und sieht kein Potenzial für weitere Kurssteigerungen mehr.
Auch bei Microsoft gibt es Zweifel, ob das Wachstum die hohen Ausgaben wirklich wird rechtfertigen können. "Obwohl es eine beeindruckende Leistung ist, den KI-Umsatz in so kurzer Zeit auf zehn Milliarden Dollar zu steigern, glauben wir nicht, dass die Anleger die Chance hatten, die atemberaubenden Investitionshöhen zu begreifen, die zu diesem Umsatz geführt haben", so der D.A. Davidson-Analyst laut "TipRanks". "Wir glauben, dass Microsoft in diesem Jahr bei einer Gesamtinvestition von 81 Milliarden Dollar einen Verlust bei den KI-Umsätzen erleiden und damit einen negativen ROI erwirtschaften wird. Noch wichtiger ist, dass wir bei der aktuellen Investitionsrate davon ausgehen, dass der ROI unterdurchschnittlich bleiben wird, selbst wenn der KI-Umsatz innerhalb von fünf Jahren bei voller Marge 50 Milliarden Dollar erreicht", so Luria weiter. Auch die Microsoft-Aktie bewertet er daher neutral und sieht für den Kurs keinen Spielraum nach oben mehr.
Ob letztendlich die Skeptiker wie Findlay Park oder D.A. Davidson-Analyst Gil Luria recht behalten werden, oder ob Microsoft und NVIDIA die Anleger weiterhin mit überproportionalen Wachstumsraten und starken Kursgewinnen werden überraschen können, wird sich wohl in den nächsten Monaten zeigen. Angesichts der positiven Kursentwicklung in diesem Jahr dürften Anleger jedoch momentan noch keinen Grund zur Klage haben.
Redaktion finanzen.ch
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