Corona-Krise |
01.07.2020 21:46:00
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Niedriger Ölpreis: Ölproduzenten unter Druck

Die Corona-Krise hat den Ölpreis enorm gedrückt. Viele Ölkonzerne stehen deshalb vor grossen Herausforderungen, insbesondere die US-Schieferölfirmen.
• Fracking-Industrie in Existenzkrise
• Zahlreiche Risiken
Erdöl wird oft auch als Schmierstoff der Weltwirtschaft bezeichnet. Doch im Moment stockt die Wirtschaft. Denn um die Ausbreitung der COVID-19-Krankheit zu bremsen wurde international das öffentliche sowie das wirtschaftliche Leben stark eingeschränkt - mit entsprechend negativen Auswirkungen auf die Ölnachfrage. Der Ölpreis erlebte in der Folge einen historischen Einbruch und im April fiel der Preis für einen Kontrakt, der eine physische Öllieferung im Mai vorsah, sogar erstmals seit Aufnahme des Future-Handels im Jahr 1983 in den negativen Bereich.
US-Schieferölfirmen in der Krise
Hierdurch gerät insbesondere die US-Fracking-Industrie, dank derer die USA in den letzten zehn Jahren ihre Produktion mehr als verdoppeln und zum weltweit größten Ölproduzenten aufsteigen konnten, nun in arge Bedrängnis.
Dazu muss man wissen, dass insbesondere bei vielen amerikanischen Schieferölfirmen die Förderkosten im internationalen Vergleich relativ hoch liegen. Denn die Fracking-Fördertechnik, bei der chemische Flüssigkeiten in tiefliegende Gesteinsschichten gepresst werden, ist sehr teuer. Außerdem sind viele der sogenannten "Fracker" hoch verschuldet, womit fraglich ist, ob sie das finanzielle Durchhaltevermögen besitzen, um die aktuelle Phase niedriger Ölpreise durchzustehen.
Wie der US-Sender "CNN" unter Berufung auf eine Deloitte-Studie berichtet, könnte eine wahre Flut von Insolvenzen in der Branche bevorstehen. So seien bei einem Ölpreis von 35 Dollar pro Barrel - derzeit liegt das Preisniveau nur knapp darüber - eigentlich rund 30 Prozent der Schieferölfirmen insolvent. Weitere 20 Prozent seien bei einem Ölpreis von 35 Dollar finanziell "gestresst". Sollte der Ölpreis sogar auf ein Niveau von 20 Dollar fallen, so seien eigentlich die Hälfte der Fracking-Unternehmen insolvent.
Trotz historisch günstiger Zinsen haben es die Schieferölfirmen in den letzten Jahren nicht geschafft konsistent Gewinne zu erzielen. Laut dem Beratungsunternehmen Deloitte hätten sie stattdessen seit 2010 Kapital in Höhe von 300 Milliarden Dollar verbrannt.
Betroffene Firmen
Selbst einstige Pioniere der Branche seien inzwischen vom Bankrott bedroht. So seien in diesem Jahr bereits 18 Öl- und Gasunternehmen in Zahlungsverzug geraten, berichtet "CNN" unter Berufung auf S&P Global Ratings. Im gesamten Vorjahr seien es gerade mal 20 gewesen.
Ein Dutzend dieser Unternehmen mit Zahlungsschwierigkeiten stammen aus den USA, darunter Whiting Petroleum oder Diamond Offshore. Auch Chesapeake Energy kämpfe seit Jahren mit finanziellen Problemen und könnte nun infolge der Corona-Krise in ernste Schwierigkeiten geraten.
Zahlreiche Risiken
Für die Fracking-Branche sieht die Zukunft nicht rosig aus. Denn zum einen ist ungewiss, wie lange es dauert, bis sich die Wirtschaft und damit die Ölnachfrage vom Corona-Schock erholt, zum anderen achten Investoren zunehmend auf den Nachhaltigkeits-Aspekt und wenden sich deshalb zunehmend sauberen Energieformen zu.
Rettung für einige Schieferölfirmen könnte in Form einer Übernahme durch einen der großen Ölkonzerne wie Chevron oder ExxonMobil kommen. Doch laut der Deloitte-Studie seien gerade mal 27 Prozent von ihnen "attraktive" Übernahmeziele.
"Im gegenwärtigen unsicheren Marktumfeld abenteuerlustig zu sein, könnte sich als fatal erweisen", heißt es in der Studie. "Die Schlüsselfrage sei, was man kaufen könne, und noch wichtiger, was man nicht kaufen sollte", erklärte das Beratungsunternehmen.
Redaktion finanzen.ch
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