Kampf gegen Pandemie |
04.05.2020 18:02:00
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Roche-Aktie freundlich: USA erteilen Notfallzulassung für Coronavirus-Antikörper-Test von Roche
Der Basler Pharmakonzern Roche hat in den USA die Notfallzulassung seines Antikörper-Test für das Coronavirus erhalten.
Konkret handelt es sich um einen Antikörper-Test, mit dem jene Personen erkannt werden können, die mit dem Coronavirus infiziert worden waren und Antikörper dagegen gebildet haben, erklärte der Chef der Diagnostics-Sparte, Thomas Schinecker, am Sonntag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP.
Zwar könne man zu diesem Zeitpunkt noch nicht mit Sicherheit sagen, ob diese Menschen dann auch immun seien. "Dazu ist das Virus einfach zu neu und unbekannt, so dass diese Menschen über die nächsten Monate und Jahre beobachtet werden müssten", sagte Schinecker.
Allerdings sei es in der Regel bei derlei Viren schon so, dass der menschliche Körper reagiere, Antikörper bilde und damit dann meist auch immun sei. Das habe man auch bei dem Vorgänger des aktuellen Coronavirus, dem Sars-Virus Anfang der 2000er Jahre beobachten können.
Hohe Treffsicherheit
Für den Diagnostics-Chef sind bei dem Elecsys Anti-Sars-CoV-2-Test zwei Punkte besonders wichtig. So habe der Corona-Antikörpertest von Roche eine Spezifität von mehr als 99,8 Prozent gezeigt. Die Sensitivität habe bei 100 Prozent gelegen, bestätigte Schinecker die Angaben der Medienmitteilung. Beide Faktoren spiegeln letztlich die Genauigkeit des Tests wider.
Diesen Punkt hatten Analysten bereits im Vorfeld der Zulassung hervorgehoben. So hatte etwa ZKB-Analyst Michael Nawrath bei der Ankündigung des neuen Tests von Roche geschrieben, dass es bereits eine Vielzahl an Antikörper-Tests auf dem Markt gebe. Ihr Nachteil sei ihre mangelnde Genauigkeit, monierte er seinerzeit.
Roche hat laut Mitteilung mehr als 5'000 Proben für diesen Test untersucht. Dabei habe man auch mit Absicht andere Viren durch das System laufen lassen, um zu sehen, ob es diese erkenne. "Und es hat funktioniert", sagte Schinecker.
Als zweiten wichtigen Punkt nannte der Diagnostics-Chef die Produktionszahlen. "Wir haben bereits mit der Auslieferung der Tests begonnen", kündigte er an. Roche gehe davon aus, monatlich Test im hohen zweistelligen Millionenbereich ausliefern zu können. Der Test kann laut Roche in jenen Ländern genutzt werden, welche die CE-Kennzeichnung der Europäischen Union akzeptieren.
Auf die Frage, welchen gesellschaftlichen Nutzen der Test habe, sagte Schinecker, dass die Experten in jedem Land wahrscheinlich Konzepte hätten, wie sie die Menschen langsam aus dem Home-Office zurück an den Arbeitsplatz bringen würden. Der Roche-Test leiste insofern einen Beitrag, als dass man eben jene Personen identifizieren könne, deren Immunsystem bereits auf das Virus reagiert habe.
Finanziell nur bedingt vorteilhaft
Derweil dürfte sich der finanzielle Vorteil des neuen Tests für Roche mit den negativen Folgen der Corona-Pandemie in etwa die Waage halten. Denn während zwar deutlich mehr Corona-Tests verkauft würden, sinke gleichzeitig die Zahl anderer routinemässiger Tests.
Für den Diagnostics-Chef stellt dies auch ein nicht zu unterschätzendes gesundheitliches Risiko dar. Viele Eingriffe und Behandlungen würden derzeit verschoben. "Das ist kein ungefährlicher Balance-Akt." Immerhin sei es bei Krebs- oder auch Herz-Patienten mitunter wichtig, die Behandlung fortzuführen.
Roche sieht mit Corona-Antikörpertest Chance auf Rückkehr zum Alltag
Roche sieht mit seinem neuen Corona-Antikörpertest die Chance, Ländern ein Hochlaufen der Wirtschaft und eine Wiedereröffnung der Gesellschaft zu ermöglichen. Das sagte Christoph Franz, Verwaltungsratspräsident von Roche. Er stellte am Montag in Bayern einen neuen Antikörpertest vor, der die durch das Coronavirus gebildete Antikörper mit einer Sensibilität von 99,81 Prozent nachweisen kann.
"Wir können beim Menschen, die die Krankheit gehabt haben, vielleicht aber keine oder nur ganz geringe Symptome hervorgerufen haben, nachweisen, ob diese Menschen a) Antikörper haben und b) dann auch mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit eine immunisierende Wirkung haben", sagte Franz bei einer Pressekonferenz am Roche-Standort im bayerischen Penzberg, wo der Test entwickelt wurde.
"Das ist für die betroffenen Menschen eine unglaublich beruhigende und Sicherheit erzeugende Information", so Franz. Menschen könnten wieder zur Arbeit gehen, etwa im Gesundheitswesen. "Es ermöglicht aber auch auf genereller Ebene der Politik, die Immunisierung der Bevölkerung präzise zu messen und damit auch die Wiederöffnung nicht nur der Wirtschaft, sondern insgesamt der Gesellschaft zu ermöglichen."
Roche werde in Penzberg in den nächsten Jahren 400 Millionen Euro investieren. Diese Summe werde vom bayerischen Freistaat um 40 Millionen Euro ergänzt, erklärte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder auf der gemeinsamen Pressekonferenz.
"Das ist schon ein ganz entscheidender Schritt nach vorne und zwar weltweit", so Söder über den neuen Test. Dieses Wissen werde geteilt mit anderen Ländern und sei ein wichtiger Beitrag im internationalen Kampf gegen Corona.
Gesundheitsminister Jens Spahn sagte, dass der neue Antikörpertest von Roche der beste sei, der zur Verfügung stünde. "Dieser Test ist eine neue Wegmarke, im Grunde ein neuer Qualitätsstandard", so Spahn.
Die deutsche Bundesregierung habe mit Roche vereinbart, dass für Deutschland in diesem Monat bereits 3 Millionen Antikörpertests zur Verfügung stünden. In den Folgemonaten gebe es für das deutsche Gesundheitswesen eine Garantie von 5 Millionen Tests pro Monat, so Spahn. Die Tests stünden zunächst für Selbstzahler zur Verfügung. Mit den gesetzlichen Krankenkassen müsse noch besprochen werden, in welchen Fällen diese die Kosten übernehmen werden.
Mit dem Test werde es gelingen, eine bessere Übersicht darüber zu bekommen, wie viel Prozent der deutschen Bevölkerung bereits mit dem neuartigen Coronavirus infiziert seien, so Spahn.
"Wir sind nicht schutzlos ausgeliefert", so Spahn.
Im Schweizer Handel stand die Roche-Aktie am Montag letztlich 0,64 Prozent höher bei 337,60 Franken.
hr/jb
Basel (awp) / BERLIN (Dow Jones)
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