Spekulationsblase? |
30.01.2021 21:39:00
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Stratege: Warum die Kursexplosion bei der GameStop-Aktie eine gewaltigen Blase signalisiert
Die GameStop-Aktie verhielt sich in den vergangenen Tagen äusserst volatil, kletterte zeitweise gar um rund 1'800 Prozent. Experten sehen in dieser Entwicklung Parallelen zu der Zeit vor dem Platzen der Tech-Blase im Jahr 2000.
• Enorme Volatilität am Markt
• Entwicklung der GameStop-Aktie Zeichen einer Blase?
Game Over für die GameStop-Aktie?
GameStop erging es in den zurückliegenden Jahren alles andere als gut, denn auch die Einzelhandelskette für Computerspiele und dazugehöriger Hardware kann mit ihrem stationären Handel mit der Online-Konkurrenz nicht mehr mithalten. Im Jahr 2007 erreichte die GameStop-Aktie bei etwa 65 US-Dollar ihren Höhepunkt, in den darauffolgenden Jahren ging es dann allerdings mehr oder weniger stetig bergab. Im April 2020 fiel die Aktie bis auf etwa 3 US-Dollar, bevor sie sich in der zweiten Jahreshälfte fangen konnte - die Hoffnung auf eine nachhaltige Trendwende wuchs. Bis zum Ende des vergangenen Jahres kletterte das Papier schließlich wieder auf fast 20 US-Dollar, was einem Zuwachs von über 700 Prozent gegenüber dem Rekordtief gleichkam. Anfang dieses Jahres setzte sich die Rally schließlich fort. Die jüngsten Entwicklungen der GameStop-Aktie verdeutlichten den derzeitigen "Wahnsinn", wie CNBC die aktuelle Situation am Markt beschreibt.
Rasante Rally bei GameStop
Mit rund 18 US-Dollar ist das GameStop-Papier in das neue Jahr gestartet, mittlerweile kostet es 347,51 US-Dollar (Stand: Schlusskurs vom 27. Januar 2021) und hat damit über 1'800 Prozent an Wert zugelegt. Dabei zeigt das Papier im Handelsverlauf oft extreme Schwankungen.
Die GameStop-Aktie ist im Visier von Shortsellern und hat eine extrem hohe Shortquote. Vergangene Woche hatte der aktivistische Shortsteller Andrew Left mit seinem Hedgefonds Citron Research eine Verkaufsempfehlung auf die Aktie herausgegeben. Hobby-Trader hatten daraufhin auf Portalen wie Reddit und Twitter gegen den Aufruf gewettet und damit geholfen, einen Short Squeeze auf die GameStop-Aktie zu erzeugen, wie CMC Markets berichtet.
Einigen Analysten zufolge sei die jüngste Rally der GameStop-Anteilsscheine zudem auf den aktivistischen Investor Ryan Cohen zurückzuführen, der kürzlich gar in den Vorstand eingestiegen ist. "Aufgrund des Erfolgs von Ryan Cohen mit Chewy ist GameStop zu einer Kultaktie geworden", so Wedbush Securities-Analyst Michael Pachter gegenüber Bloomberg. Cohen, Mitbegründer des US-Online-Händlers für Tiernahrung Chewy war im September 2020 mit 10 Prozent bei GameStop eingestiegen und hat seinen Anteil mittlerweile auf 13 Prozent ausgebaut. Cohen wolle aus GameStop ein boomendes E-Commerce-Geschäft machen. "GameStop muss sich zu einem Technologieunternehmen entwickeln, das Gamer und Spieler begeistert und außergewöhnliche digitale Erlebnisse liefert", zitiert Börse am Sonntag Cohen.
GameStop ist jedoch nicht die einzige Aktie, die eine derartige Entwicklung am Montag verzeichnete; auch AMC, Bed Bath and Beyond, iRobot und Nordstrom wiesen bemerkenswerte Kursverläufe auf. "Es gibt definitiv einige Übertreibungen da draußen im Moment, die einige Fachleute ihre Köpfe kratzen lässt. Man will nicht gegen die Übertreibung ankämpfen, aber es ist nichts falsch daran, ein wenig vorsichtiger zu sein", zitiert CNBC Scott Redler, Partner bei T3Live.com.
Parallelen zur Tech-Blase
Die aktuelle Situation - der Anstieg der Optionskäufe sowie der überschwängliche Handel mit gut performenden Aktien - ähnele der Zeit vor dem Platzen der Tech-Blase im Jahr 2000, warnt indes Julian Emanuel, Leiter der Aktien- und Derivatestrategie bei BTIG, wie CNBC weiter berichtet. Dennoch dürfte der Bullenmarkt noch einige Zeit anhalten, schätzt er. Entwickelten sich die Märkte weiterhin wie aktuell, könne der S&P 500 noch bis auf 5.047 Punkte klettern, bevor der Bullenmarkt ende, so Emanuel weiter. Gleichzeitig erwartet er einen solch rasanten Anstieg allerdings nicht unbedingt. Aus einer Umfrage von CNBC geht hervor, dass Experten im Mittel einen Punktestand von etwa 4'100 für den S&P 500 bis Ende 2021 erwarten. Viele sehen dabei einen Rücksetzer zu Beginn des Jahres. "Wir sehen noch keine konkreten Anzeichen für ein mittelfristiges Trading-Top, aber diese Art von Volatilität lässt uns glauben, dass es ähnlich wie in den Jahren 1999 und 2000 jederzeit zu einem Rücksetzer von 10 bis 15 Prozent kommen könnte", gibt CNBC Emanuels Einschätzung wieder. Der "typische Kleinanleger" sei derzeit so bullish eingestellt wie seit mehr als 20 Jahren nicht, führt der Experte weiter aus. "Mit Bewertungen, wo sie jetzt sind, ist das das Rezept für einen potenziell schnellen, wenn auch vorübergehenden Rückschlag am Markt."
Auch die Strategen der Bank of America erwarten noch kein baldiges Platzen der Blase: " Selbst die schäumendsten Aktienindizes liegen noch weit hinter der Performance früherer Blasen zurück", heißt es bei CNBC. "Wir sind wieder im Jahr 1999. Ich weiß nur nicht, in welchem Teil dieses Jahres", zitiert der Wirtschafts- und Finanznachrichtensender Peter Boockvar, Chief Investment Officer bei der Bleakley Advisory Group.
Vorerst dürfte sich die Volatilität bei der GameStop-Aktie fortsetzen, schätzen Experten. Ob dem Unternehmen die Trendwende tatsächlich gelingt und die Aktie auch nachhaltig im Wert steigen wird oder die Aktie mit der Blase untergeht, wird die Zukunft zeigen.
Redaktion finanzen.ch
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