Ambitionierter CEO |
24.05.2020 16:41:00
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Tesla-CEO Elon Musk: Wie beliebt ist der polarisierende Konzernchef bei Investoren wirklich?
Wohl kaum ein CEO polarisiert Akteure der modernen Unternehmenslandschaft so sehr wie Tesla-Chef Elon Musk. Mit seinem unkonventionellen Verhalten zieht er einige Investoren fast magisch an, während andere sein Handeln als kindisch erachten.
• Morgan Stanley-Analyst denkt, Investoren lieben ihn dafür
• Tesla-Chef twittert sich um Kopf und Kragen
"Wenn irgendwer verhaftet wird, dann bitte ich darum, dass es nur ich bin" - was im Twitter-Universum zunächst klingt wie eine heldenhafte Aufopferung, hat in Wirklichkeit einen bitteren Beigeschmack. Doch dieser jüngste Tweet des Tesla-CEO Elon Musk ist nur das I-Tüpfelchen einer Reihe von fragwürdigen Aktionen. Während seine Jünger ihn für einen ambitionierten Visionär halten, erkennen andere darin kindische Verhaltensmuster.
Der Elon Musk-Zauber
Elon Reeve Musk ist 48 Jahre alt, stammt aus Südafrika und sitzt auf einem Milliardenvermögen. Bekannt geworden ist er unter anderem durch seine Gründung von Zahlungsdienstleister PayPal, bevor er seine volle unternehmerische Aufmerksamkeit Tesla widmete: Mit seiner Position als Chief Executive Officer ist Elon Musk Verantwortungsträger bei dem US-amerikanischen E-Autobauer. Als ehrgeiziger und unkonventioneller Visionär machte er sich in dieser Position bei Tesla einen Namen und war in den vergangenen Jahren immer wieder in aller Munde. Früh begann er, über soziale Netzwerke mit Fans in Kontakt zu treten, mit ihnen Spässe zu machen, aber auch ernsthaften Austausch zu suchen.
Innerhalb weniger Jahre verhalf er dem anfänglich stagnierendem E-Autobauer dazu, an Bekanntheit zu gewinnen und zahlreiche Meilensteine hinter sich zu lassen - davon sollen die jüngsten kurz Erwähnung finden: Das dritte Quartal in Folge schrieb Tesla nun schwarze Zahlen und bald feiert der Tech-Gigant sein 10-jähriges Börsendasein, in Sachen Marktkapitalisierung übertraf Tesla sogar erst vor Kurzem die grossen deutschen Autobauer zusammengenommen.
Nicht nur dank dieser Entwicklung beim Autobauer, sondern insbesondere wegen seiner besonderen Art, konnte der Tesla-Chef viele Menschen von seiner Vision überzeugen und eine Schar an Anhängern um sich und das Silicon-Valley-Unternehmen versammeln. Doch der Musk-Zauber könnte seine Wirkung allmählich verlieren - denn während anfänglich seine Vorgehensweise als CEO und die Art, wie er sich präsentiert, charismatisch bis unkonventionell genannt werden konnte, ist die treffende Charakterisierung jetzt offenbar eher zwischen polarisierend und kontrovers zu positionieren. Denn nun scheint es zwei Lager zu geben: Diejenigen, die den Tesla-Chef für seine Eigenheiten und Aktionen lieben, und die anderen, die seine Aktionen eher als unreif bezeichnen würden.
Wie alles begann: Twitter-Ärger für Musk
An seinem Leben und seiner Arbeit für Tesla lässt er die ganze Welt teilhaben: Das auserwählte Medium ist dabei Twitter. Besonders hier kommuniziert der Milliardär gerne ausgiebig und tauscht sich mit der immer grösser werdenden Tesla- und Musk-Fangemeinde aus. Doch seine unkonventionelle Art, sich zu unternehmenswichtigen Thematiken zu äussern, wurde ihm in der Vergangenheit auch schon zum Verhängnis. Besonders in Erinnerung ist dabei der Ärger mit der US-Börsenaufsicht SEC im letzten Jahr in Folge eines Tweets zu einem vermeintlichen Delisting von Tesla geblieben. Ein in diesem Zusammenhang losgetretener Rechtsstreit führte schlussendlich zu Strafzahlungen und kostete Elon Musk sogar einen Teil seiner Macht bei Tesla, da er den Vorsitz des Verwaltungsrat im Rahmen der Einigung für mindestens drei Jahre räumen musste. Obwohl Musk gerade so mit einem blauen Auge davon kam, wurde es nicht wirklich ruhiger um den Milliardär und so twittert er munter weiter.
Bringt die Corona-Krise Elon Musk zum Verzweifeln?
Im Zuge der Corona-Pandemie musste auch Tesla erhebliche Einschränkungen hinnehmen und sogar vorübergehend die Produktion stoppen, um die Gesundheit seiner Mitarbeiter zu schützen und die Ausbreitung der Lungenerkrankung einzudämmen. Zu Beginn schien der Milliardär die Pandemie nicht ernst zu nehmen, schien dann aber noch zur Einsicht gekommen zu sein. Seinen Mitarbeitern erklärte er Mitte März in einer E-Mail: "Ich werde persönlich bei der Arbeit sein, aber das bin nur ich. Völlig in Ordnung, wenn Sie aus irgendeinem Grund zu Hause bleiben möchten". Im Allgemeinen befürchtete Musk jedoch, dass eine grosse Panik viel mehr Schaden anrichte als das eigentliche Virus.
Ende April liess das Konzernoberhaupt seinem Ärger bezüglich der Ausgangssperren in Kalifornien freien Lauf: Die staatlichen Anordnungen gefährdeten das Geschäft, kritisierte er in einer Telefonkonferenz und bezeichnete die Sperren als "faschistisch". Nun braut sich weiterer Ärger zusammen: Vor rund einer Woche legte sich Musk mit der US-Gesundheitsbehörde an, weil er die Produktion in Fremont entgegen der örtlichen Anordnungen wieder geöffnet hatte. Auf Twitter zeigte er sich nahezu selbstlos, als er unter anderem schrieb: "Wenn jemand verhaftet wird, bitte ich darum, dass nur ich es bin."
Tesla is restarting production today against Alameda County rules. I will be on the line with everyone else. If anyone is arrested, I ask that it only be me.
- Elon Musk (@elonmusk) May 11, 2020
Die Behörden blieben hart und es kam zu Kontrollen der Corona-Auflagen. Im Zuge dieses Konflikts twitterte der SpaceX-Gründer, er wolle den "Firmensitz und zentrale Zukunftsprojekte" verlegen und Fremont den Rücken kehren.
Frankly, this is the final straw. Tesla will now move its HQ and future programs to Texas/Nevada immediately. If we even retain Fremont manufacturing activity at all, it will be dependen on how Tesla is treated in the future. Tesla is the last carmaker left in CA.
- Elon Musk (@elonmusk) May 9, 2020
Tesla-Chef für unkonventionelles Verhalten geliebt?
Elon Musk ist berüchtigt dafür, besonders via Twitter kein Blatt vor den Mund zu nehmen - das durften seine Follower einmal mehr rege beobachten. Ausgerechnet dieses umstrittene Verhalten scheint jedoch nach wie vor von den Anlegern begrüsst zu werden. Zumindest behauptete das kürzlich Morgan Stanley-Autoanalyst Adam Jonas gegenüber CNBC. Obwohl sich der Tesla-Chef mit manchen seiner Beiträge wohl um Kopf und Kragen twittern dürfte, verfolge er mit seinen teils forschen Aussagen und der "mutwilliger Missachtung traditioneller geschäftlicher Kommunikationsnormen" eine Play-to-win-Strategie. "Das kann zwar einige Federn zerzausen, aber viele Investoren verehren das absolut und sehen das als Stärke an", erklärte Jonas in der Sendung Squawk Alley.
Der Morgan Stanley-Analyst glaubt ausserdem daran, dass Musk mit seinem doch zunächst hitzig anmutenden Tweet tatsächlich Ernst machen könnte: "Wir haben keinen Zweifel daran, dass der Anteil von Fremont an der weltweiten Produktion mit der Zeit sinken wird, und wir denken, dass das nächste Werk eindeutig in Texas stehen wird," äusserte Jonas gegenüber CNBC.
Kritik an Elon Musk - Anstand gefordert
Während Musk anfänglich noch über Lieblingsmedium Twitter seine Fans und die Anleger auf dem neuesten Stand und bei Laune hielt, häuften sich im Laufe der Zeit immer wieder Situationen, die zeigen, dass Musk zunehmende Risiken in Kauf nimmt, die zuletzt sogar seine Karriere und das Image Teslas in Gefahr brachten. Dass der frisch gebackene 8-fach Vater besonders aus dem SEC-Ärger nicht gelernt zu haben scheint, sorgt nun für Kritik. CleanTechnica-Blogger Steve Hanley machte kürzlich seinem Ärger über den Tesla-Chef Luft: Er halte die Entscheidung von Musk, zu für den Aktienkurs relevante Nachrichten zu twittern für "offen gesagt dumm". Dabei wandte sich Hanley bezüglich dessen Verhalten direkt an den Tesla-Chef und forderte mehr Anstand von einer Person, die sich in der Öffentlichkeit befindet. "Werd erwachsen, Elon. Es ist an der Zeit, sich wie ein Erwachsener zu verhalten, nicht wie ein übergrosses Baby", riet er dem Konzernoberhaupt.
Aus der Zauber rund um den Tesla-Chef?
Die umstrittene Figur Elon Musk tut allem Erfolge zum Trotz insbesondere eines: die Meinungen der Leute polarisieren. Anfangs schien ein Zauber um den exzentrischen und ehrgeizigen Visionär zu schweben, doch nun löst er an vielen Stellen Argwohn aus - ob er sich wie letztes Jahr im Herbst kiffend in einer Radio-Talkshow zeigt oder in Konferenzen auffällig wird, immer wieder tauchten beunruhigende Schlagzeilen wie die jüngsten auf.
Und während die einen seine Strategie feiern, halten andere sein Verhalten für unreif. Der E-Autokonzern scheint zumindest bislang keinen erheblichen Schaden durch das immer wieder auffällige Verhalten genommen zu haben, sondern weiterhin auf Kurs zu sein. Zwar reagieren Anleger teilweise mit Verkäufen, so etwa als Musk entgegen der Anweisungen die Produktion starten wollte, aber langfristig scheint sich nichts zu ändern. Ob nun trotz oder eben doch wegen des Konzernoberhaupts läuft es nach wie vor gut: Das Unternehmen schreibt seit drei Quartalen schwarze Zahlen, begeistert mit neuen Modellen und die Aktie liegt über 4.000 Prozent oberhalb ihres einstigen Ausgabepreises. Bleibt nur zu hoffen, dass sich das nicht in naher Zukunft ändert und Tesla die Corona-Krise und Musks Launen gut durchsteht. Tesla-Anleger müssen jedenfalls damit rechnen, dass sie weiterhin via Twitter die Tirade des womöglich am kontroversesten diskutierten Konzernoberhauptes mitverfolgen dürfen.
Redaktion finanzen.ch
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