Gewinnsteigerung |
26.07.2022 17:51:00
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UBS-Aktie schliesst fast zweistellig tiefer: Dank Veräusserung im zweiten Quartal mit Gewinn - Rückstellungen für Rechtsfälle - UBS testet die "Swiss Climate Scores"
Die UBS hat im zweiten Quartal etwas mehr verdient als im Vorjahr. Dies war aber einem bereits bekannten Sonderfaktor zu verdanken.
Die grösste Schweizer Bank machte in der Periode von April bis Juni 2022 einen Gewinn von 2,11 Milliarden US-Dollar nach 2,01 Milliarden im zweiten Quartal 2021. Vor Steuern erzielte sie einen Gewinn von 2,62 Milliarden Dollar nach 2,59 Milliarden.
Dabei hat ein Verkauf im Asset Management - wie bereits angekündigt - einen ausserordentlichen Gewinn von 848 Millionen Dollar in die Kassen gespült. Veräussert wurde im April der Anteil an einem Joint Venture in Japan.
"Schwieriges Quartal"
Mit Blick auf das Ergebnis war es zwar das beste zweite Quartal seit einem Jahrzehnt. Ohne den ausserordentlichen Posten wäre der Gewinn jedoch klar rückläufig gewesen. "Das zweite Quartal war für Anleger eine der schwierigsten Phasen der letzten zehn Jahre", liess sich denn auch CEO Ralph Hamers in einer Mitteilung vom Dienstag zitieren. Er verwies auf die hohe Inflation, den Ukraine-Krieg und die strenge Coronapolitik in Teilen Asiens. Die operative Perfomance sei aber gut gewesen angesichts des Umfelds mit tieferen Vermögen, höherer Volatilität und steigenden Zinsen.
Die Einnahmen und Kosten hat die UBS in etwa stabil gehalten: Bei Erträgen von 8,92 Milliarden Dollar (+0,2%) und einem Aufwand von 6,30 Milliarden (-1,4%) ergab sich eine Cost-/Income-Ratio von 70,6 Prozent. Das sind 1,2 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr, wobei diese für Banken wichtige Kennzahl bei der UBS mittelfristig im Bereich von 70 bis 73 Prozent liegen soll.
Die Bank spürte dabei zwei verschiedene Effekte: So seien vor dem Hintergrund hoher Volatilität institutionelle Kunden weiterhin aktiv gewesen, so die UBS. Die Privatkunden hätten sich dagegen zurückgehalten. Die Kosteneinsparungen seien derweil planmässig vorangetrieben worden, und es sei in Wachstumsinitiativen investiert worden. 2021 hatte das Management angekündigt, die Aufwendungen bis 2023 um 1 Milliarde reduzieren zu wollen.
Verwaltete Vermögen stark unter Druck
Schwer auf dem Ergebnis wiegt der Rückgang der verwalteten Vermögen. Wegen der schwachen Entwicklung an den internationalen Aktien- und Anleihenmärkten nahmen diese nämlich im Berichtsquartal massiv ab, was sich dann auch auf die entsprechenden Gebühren auswirkte. Insgesamt verwaltete die Bank per Ende Juni noch 3912 Milliarden Dollar - 468 Milliarden weniger als Ende März.
Auch beim Neugeld spürte die UBS die schwierige Lage: In der wichtigen globalen Vermögensverwaltung (Global Wealth Management; GWM) waren es netto lediglich 0,4 Milliarden Dollar sogenannter gebührengenerierender Vermögen. Dabei verzeichnete die Bank Abflüsse in EMEA und besonders in Amerika, hingegen Zuflüsse in der Schweiz und besonders in Asien-Pazifik.
Insgesamt sank der Vorsteuergewinn im Kerngeschäft GWM um 11 Prozent auf noch 1,16 Milliarden Dollar. Die Kosten für Rechtsstreitigkeiten herausgerechnet beziffert die Bank den Rückgang allerdings lediglich auf 2 Prozent. Auch sei im Vorjahr ein Rekord-Q2-Ergebnis in der Division gewesen, betonte die UBS.
Im Asset Management beliefen sich die Nettoneugeldabflüsse auf 11,7 Milliarden, in erster Linie bedingt durch Verkäufe in den Aktienfonds. Die Bank sprach insgesamt von "immer schnelleren Rückgängen an den Aktien- und Anleihenmärkten". Ohne den oben genannten Sondereffekt wäre das Ergebnis der Division jedenfalls massiv tiefer ausgefallen.
Maues Kapitalmarktgeschäft
Auch das Ergebnis der Investment Bank war in diesem schwierigen Umfeld stark rückläufig. Der Vorsteuergewinn sank um 39 Prozent auf noch 410 Millionen Dollar.
Der Ertrag im Handelsgeschäft (Global Markets) erhöhte sich angesichts der hohen Volatilität zwar um 10 Prozent. Das Kapitalmarktgeschäft (Börsengänge, Firmentransaktionen etc.) war mit -57 Prozent bei den Erträgen allerdings stark rückläufig.
Aktienrückkäufe bekräftigt
Das Aktienrückkaufprogramm sieht die Bank deswegen allerdings nicht in Gefahr. Im ersten Halbjahr wurden bereits Aktien im Wert von 3,3 Milliarden Dollar zurückgekauft, und im Gesamtjahr 2022 sollen wie geplant Aktien im Wert von etwa 5 Milliarden hinzukommen. Seit Ende März 2022 läuft ein Programm, das den Rückkauf von Namenaktien im Umfang von bis zu 6 Milliarden bis 2024 vorsieht.
Für den weiteren Ausblick gibt sich die UBS dennoch vorsichtig. Die Bank sei zu Beginn des zweiten Halbjahres zwar gut aufgestellt. Die Unsicherheit über den weiteren Gang der globalen Wirtschaft habe sich allerdings erhöht, heisst es im Quartalsbericht. Die Unsicherheiten dürften die Kundenaktivität auch im dritten Quartal belasten. Hinzu komme die übliche Saisonalität im Sommer.
Der geringere Wert der Vermögen habe zudem einen negativen Einfluss auf die Einnahmen, und die trübe Kundenstimmung könnte die Neugeldzuflüsse bremsen. Die höheren Zinsen seien hingegen positiv für den Zinsertrag.
UBS mit Rückstellungen für Rechtsfälle von 2,8 Mrd. USD
Die Grossbank UBS hat nach wie vor hohe Rückstellungen für offene Rechtsfälle in den Büchern. Diese sind im zweiten Quartal per Saldo um rund 40 Millionen US-Dollar gestiegen.
Per Ende Juni 2022 weist das Finanzinstitut Rückstellungen für Rechtsfälle und regulatorische und ähnliche Angelegenheiten im Wert von 2,80 Milliarden US-Dollar aus, wie aus dem am Dienstag veröffentlichten Zweitquartalsbericht hervorgeht. Konkret sind es 41 Millionen mehr als Ende März. Da der Betrag im ersten Quartal allerdings um 40 Millionen gesunken war, liegt der Gesamtbetrag praktisch auf dem gleichen Niveau wie Ende 2021.
Im Berichtsquartal wurden insgesamt 235 Millionen Dollar an Rückstellungen neu gebildet. Derweil wurden 195 Millionen für ihren Zweck verwendet oder wieder aufgelöst, wobei auch Wechselkursveränderungen mit hineinspielen.
Von den neu gebildeten Rückstellungen fiel mit 129 Millionen bzw. 101 Millionen der Grossteil auf die beiden Division GWM (Global Wealth Management) und Investment Bank. Genaue Details dazu gibt die Bank meist nicht bekannt, ausser wenn es sich um grössere Beträge handelt.
Offener Frankreich-Prozess
Rund die Hälfte der Rückstellungsbestands betrifft mit 1,29 Milliarden Dollar die Division GWM, wobei da wiederum der Prozess in Frankreich den Hauptposten bildet. Bekanntlich war die UBS im letzten Dezember auch in zweiter Instanz vom Berufungsgericht in Paris wegen unerlaubter Geldgeschäfte und der Beihilfe zur Geldwäsche schuldig gesprochen worden.
Das Gericht verlangt eine Zahlung von insgesamt 1,8 Milliarden Euro, wogegen die UBS erneut Berufung eingelegt hat. Insgesamt sind gemäss früheren Angaben 1,1 Milliarden Euro für den ungelösten Rechtsfall in den Büchern zurückgestellt. Bei einem Wechselkurs von 1,05 war der Betrag Ende Juni in Dollar gerechnet etwas höher.
Die breite Spanne möglicher Ausgänge des Verfahrens sorge für eine hohe Unsicherheit, heisst es im Quartalsbericht nach wie vor. Die Rückstellungssumme widerspiegle jedoch die beste Schätzung möglicher finanzieller Auswirkungen.
UBS testet die "Swiss Climate Scores"
Die Grossbank UBS testet die "Swiss Climate Scores" zur Bewertung von Anlageprodukten im Rahmen von Pilotprojekten. Laut Mitteilung vom Dienstag wird derzeit geprüft, welche Produkte dafür infrage kommen.
Der Bundesrat hat die "Swiss Climate Scores" gemeinsam mit der Finanzbranche und Nichtregierungsorganisationen entwickelt und vergangenen Monat vorgestellt. Insgesamt sechs Indikatoren sollen Transparenz über die Klimaverträglichkeit von Anlageprodukten herstellen.
Ausgewiesen werden unter anderem Treibhausgasemissionen, Exposition gegenüber fossilen Brennstoffen, globales Erwärmungspotenzial und Bekenntnisse zu Netto-Null.
Die Zahlen wurden im Markt insgesamt schlecht aufgenommen. An der SIX fielen die Papiere der UBS um 9,44 Prozent und schlossen bei 14,63 Franken.ZÜRICH (Dow Jones) / Zürich (awp)
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