Aktien unter der Lupe |
02.06.2022 22:43:00
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UBS-Aktie, Swiss Life-Aktie & Co.: Welche Schweizer Aktien bei steigenden Zinsen die besten Chancen bieten
Die steigenden Zinsen sorgten in den vergangenen Monaten für massive Umwälzungen am Kapitalmarkt. Wachstumsorientierte Technologie-Aktien sind massiv abverkauft worden, zuvor schwächere Segmente des Aktienmarktes wie allen voran Energieunternehmen waren dagegen Outperformer. Viele Schweizer Aktien, vor allem im Banken- und Versicherungsgeschäft, könnten ebenfalls von steigenden Zinsen profitieren.
• Schweizer Kantonalbanken könnten sich als grösste Profiteure herausstellen
• Immobilienbranche und Private-Equity-Firmen könnten vor schweren Zeiten stehen
Nach Lehrbuchmeinung ist die Finanzbranche ein grosser Profiteur von Zinsanstiegen, die Immobilienunternehmen dagegen unter den Hauptleidtragenden. Doch an den internationalen Märkten, besonders an der Schweizer Börse, spiegelt sich diese Entwicklung bislang kaum wider. Ein differenziertere Analyse zeigt mögliche Gründe dafür auf.
Börsenjahr 2022: Tech-Tristesse, Energie-Euphorie
Das Leitthema im laufenden Börsenjahr ist die bis zu acht Prozent hohe Inflation sowohl in den USA als auch in Europa und die daraus resultierenden Leitzinserhöhungen. Wachstumsorientierte US-Technologiewerte wie Netflix, Meta Platforms oder PayPal sowie auch das heimische Unternehmen Logitech notieren inzwischen weit unter ihren Rekordständen. Die Kontraktion der Geldmenge reduziert die Spekulationsneigung der Anleger, zudem werden zukünftige Gewinne bei steigenden Leitzinsen mit einem höheren Satz abdiskontiert.
Sehr stark präsentierten sich dagegen Energieaktien. Laut "The Market NZZ" sind Energieunternehmen mit einem Plus von mehr als einem Drittel seit Jahresbeginn global betrachtet die stärkste Branche. Unternehmen wie Shell, TotalEnergies, Chevron oder ExxonMobil profitieren hierbei von den seit dem Beginn des Ukraine-Krieges enorm gestiegenen Öl- und Gaspreisen. So ist denn auch der sehr energielastige brasilianische Leitindex Bovespa eines der wenigen Börsenbarometer, die im laufenden Jahr in der Gewinnzone liegen.
Schweizer Finanzwerte könnten von steigenden Zinsen profitieren
Der Schweizer Leitindex SMI liegt dagegen weiterhin auf Jahresfrist mit -11,17 Prozent (Stand: 01. Juni 2022) deutlich in der Verlustzone und das trotz der durchaus gefragten Defensivaktien wie Nestlé , Roche und Novartis. Die Gründe für die allgemeine Schwäche liegen in der Abwesenheit von Energieunternehmen sowie der relativen Schwäche der zahlreichen heimischen Finanztitel.Eigentlich werden Banken und Versicherungen aber als traditionelle Nutzniesser von steigenden Zinsen betrachtet. "Die stärksten Profiteure steigender Zinsen sind die internationalen Privatbanken", sagt denn auch Andreas Brun, Buy-Side-Analyst im Asset Management von Vontobel, gegenüber "The Market NZZ". Deshalb ist es umso erklärungsbedürftiger, warum die Schweizer Banken in der Breite bislang nicht von solchen profitieren konnten.
Das Bild ist aber nicht einheitlich. Die UBS konnte seit Beginn des Jahres 10,23 Prozent zulegen, während die Credit Suisse derzeit 24,91 Prozent im Minus notiert (Stand: 01. Juni 2022). Eine detaillierte Betrachtung der Schweizer Banken ist vonnöten, um solche Unterschiede zu erklären.
Differenzierung zwischen Schweizer Banken vonnöten
Ein grosser Unterschied liegt in der Dollar-Exponiertheit, zumal der US-Dollar in den vergangenen Monaten gegenüber dem Franken und dem Euro enorm anstieg. Laut Daten von "The Market NZZ" werden 70 Prozent der UBS-Vermögenswerte in Dollar gehalten, bei der schwächer performenden Credit Suisse sind dies nur 35 Prozent. Die UBS kann deshalb noch stärker als die Credit Suisse von den deutlichen US-Leitzinsanhebungen profitieren. Die UBS hat bei der Jahresberichterstattung Anfang Februar und basierend auf den damaligen Vorwärtsindikatoren allein im Global Wealth Management einen zusätzlichen Zinsertrag von 700 Millionen US-Dollar für 2022 in Aussicht gestellt. Dieser Aspekt allein könnte das Gesamtergebnis der heimischen Grossbank um rund 10 Prozent über den Vorjahreswert von 7,5 Milliarden US-Dollar heben.
Auch die reinen Privatbanken aus der Eidgenossenschaft dürften von den steigenden Zinsen profitieren. Eigenen Schätzungen zufolge würde ein Zinsanstieg um ein Prozent den Jahresgewinn von EFG um rund 25 Prozent ansteigen lassen, bei Julius Bär um geschätzte 15 Prozent. Die Credit Suisse würde auch hier mit einem Plus von lediglich 6 Prozent am wenigsten profitieren.
Vielfältige Belastungsfaktoren bremsen Bank-Titel
Eigentlich dürften die Schweizer Banken von steigenden Zinsen profitieren, wenn auch in unterschiedlichem Ausmass. Dass sich diese positive Erwartungshaltung kaum widerspiegelt, hängt mit den geopolitischen Spannungen und den unsicheren Konjukturaussichten zusammen. Beispielweise musste Julius Bär angesichts der angespannten Börsenlage im bedeutenden asiatischen Markt bis Ende April einen Geldabfluss hinnehmen müssen, was die jährlichen Gebühren auf das verwaltete Vermögen reduziert und die Wachstumsperspektive trübt. Auch die Credit Suisse kämpft nach mehreren Skandalen in jüngerer Vergangenheit mit diversen Baustellen, die die Profitabilität der Grossbank belasten. Die UBS zeigt im hochvolatilen Marktumfeld dagegen eine erstaunliche Robustheit, was Anleger mit starkem Kaufinteresse honorieren.
Kantonalbanken und Versicherungen: Sicherer Hafen in stürmischen Zeiten
Neben den Grossbanken dürften sich auch die Kantonalbanken über das bevorstehende Ende der Niedrigzinszeiten freuen.
Der Erfolg der Zuger Kantonalbank , St. Galler Kantonalbank und Co. hängt im Durchschnitt zu fast zwei Dritteln vom Zinsdifferenzgeschäft ab: Je höher das allgemeine Zinsniveau, desto grösser ist nämlich die Marge zwischen Einlagenzins und dem Zins, den sie für Ausleihungen verlangen. Laut Valiant liegt der Anteil des Zinserfolgs am Gesamtertrag bei der Berner Kantonalbank mit 89 Prozent am höchsten, bei der Graubündner Kantonalbank liegt dieser dagegen nur bei 60 Prozent und bei der BCV bei 51 Prozent.
Aber: In der Schweiz gehen die Zinserhebungen deutlich langsamer vonstatten als in der USA. Zudem läuft die Ablösung von Hypotheken, also die Einsetzung neuer Konditionen, sehr langsam ab. Schliesslich fallen weiterhin 0,75 Prozent an Negativzinsen bei der Schweizerischen Nationalbank an für die Einlagerung von Vermögen, von einem Freibetrag abgesehen.
Trotzdem entwickelten sich die heimischen Kantonalbanken im laufenden Jahr deutlich stärker als der Gesamtmarkt, da sie aufgrund ihrer nationalen Orientierung einen Schutz vor den globalen Spannungen bieten.
Ebenfalls einen sicheren Hafen dürften die Schweizer Versicherungstitel darstellen. Die Traditionskonzerne Swiss Life, Zurich Insurance oder die Helvetia profitieren von den ansteigenden Zinsen und dürften zudem ihre Aktionäre weiterhin mit hohen Dividendenzahlungen verwöhnen. Von einem Engagement in den heimischen Rückversicherer Swiss Re rät Brun gegenüber "The Market NZZ" dagegen ab: "Wer im jetzigen Abschwung der Börsen auf das stabilisierende Element von Versicherern setzen will, sollte einen anderen Anbieter in Betracht ziehen". Swiss Re sehe sich nämlich mit grossen Risiken konfrontiert, wie die letzten Jahre mit Naturkatastrophen, COVID-19 und zuletzt der Ukraine-Krieg zeigen.
Leidträger der steigenden Zinsen: Private Equity-Branche
Ganz und gar nicht schmecken dürften die Zinsanhebungen der Private Equity-Branche. Die schwachen Aussichten symbolisieren die Aktien der Partners Group, die den heimischen Gesamtmarkt in den letzten Monaten auch deutlich underperformtem. Analyst Brun macht mehrere Gründe dafür aus. "Partners Group zählt mit einem jährlich zweistelligen Gewinnwachstum zu den Wachstumswerten", deren potenzielle Gewinne in der Zukunft bei steigenden Zinsen weniger wertvoll werden. Zudem gewinnen Anleihen gegenüber riskanteren Private-Equity-Anlagen an Attraktivität - während das Fremdkapital, das Private-Equity-Unternehmen reichlich einsetzen, zunehmend teurer werde. Brun resümiert: "Es dürfte für Private Equity momentan schwieriger sein, die von der Anlageklasse erwartete Rendite zu erzielen".
Immobilienbranche fürchtet sich vor steigenden Zinsen
Auch der Immobilien-Boom der vergangenen Jahre, der hauptsächlich durch die globale Niedrigzinspolitik und die damit verbundene Liquiditätsflut verursacht wurde, dürfte sich bei einem steigenden Zinsumfeld abkühlen. Der Gegenwartswert der Mieteinnahmen wird durch ein höheres Zinsniveau nämlich vermindert. Dennoch entwickelten sich die Schweizer Immobilientitel wie Intershop, SPS oder PSP in den letzten Monaten besser als der Gesamtmarkt. Laut "The Market NZZ" hängt dies einerseits damit zusammen, dass der überwiegende Anteil der Mietverträge für Geschäftsliegenschaften an Inflationsklauseln gebunden ist. Sofern die Inflation steigt, steigen auch die Mieteinnahmen der Gewerbeimmobilien. Andererseits blieben Immobilien gerade in unsichereren Zeiten weiterhin eine stabile Anlageklasse. Im Besonderen die in der Schweiz liegenden Objekte erfreuen sich hoher Beliebtheit als Schutzschild vor zahlreichen globalen Unwägbarkeiten.
Insgesamt ist somit nicht nur eine Unterscheidung zwischen unterschiedlichen Branchen, sondern auch innerhalb solcher Branchen vonnöten. Die Unternehmen besitzen individuelle Geschäftsmodelle und -ausrichtungen, weshalb sie verschiedentlich auf höhere Inflationsraten reagieren. Eine detaillierte Analyse ist somit unerlässlich, wie der Vergleich zwischen UBS und Credit Suisse illustriert.
Redaktion finanzen.ch
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