"Grosse Blase" |
08.02.2021 23:05:00
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Value-Investor Grantham prophezeit den Aktien-Crash - wegen diesen Warnsignalen
Die Corona-Krise hat den längsten Bullenmarkt der Geschichte nur unterbrochen - seit vielen Monaten schwingen sich die Aktienmärkte zu neuen Rekordbewertungen auf. Eine kritische Situation, glaubt Aktienexperte Jeremy Grantham.
• Geldpolitik schiebt das Unvermeidliche nur hinaus
• Rat an Biden-Administration
Für Value-Investoren ist das aktuelle Marktumfeld mehr als schwierig. Das bekam nicht zuletzt der bekannteste Vertreter der Value-Investoren, Warren Buffett, in den vergangenen Monaten deutlich zu spüren. Die hohen Bewertungen am Aktienmarkt machten es der Börsenlegende schwer, passende Investments zu finden, die nach Value-Definition unterbewertet sind. Nicht ganz ohne Grund ist daher bei Buffetts Investmentvehikel Berkshire Hathaway jüngst ein Umdenken zu erkennen gewesen: Das Unternehmen hat seine Investmentstrategie zunehmend gelockert und zuletzt auch seit geraumer Zeit hoch bewertete Wachstumsaktien wie Apple oder Amazon ins Portfolio aufgenommen und zudem einen lange Zeit verpönten Aktienrückkauf in die Wege geleitet.
Epische Blase platzt bald
Doch die Zeit der Value-Investoren wird wieder kommen, zumindest wenn man Jeremy Grantham Glauben schenkt. Auf der Website des Vermögensverwalters GMO erklärte der Co-Gründer kürzlich, dass sich Anleger auf einen massiven Zusammenbruch des Aktienmarktes einstellen müssten. "Angesichts von extremer Überbewertung, explosiven Preiserhöhungen, vielen Börsengängen und hysterisch spekulativem Anlegerverhalten glaube ich, dass dieses Ereignis […] als eine der großen Blasen der Finanzgeschichte eingehen wird", "zusammen mit der Südseeblase, und den Crashs von 1929 und 2000", zeigt sich Grantham überzeugt.
Geldpolitik sorgt nur für Aufschub
In einem Interview mit "Bloomberg" unterstrich er diese Einschätzung der aktuellen Marktlage nochmals eindrucksvoll und betonte erneut die Rolle der Notenbanken in diesem Szenario. Schließlich hätten Währungshüter und Regierungen Billionen in die Märkte gepumpt, um die Folgen der Corona-Krise abzumildern. Zwar könne man auf diesem Weg die Rally für kurze Zeit anheizen, einen Crash könne man so aber nicht verhindern, so der Experte weiter.
Das von Neu-Präsident Joe Biden geplante 1,9 Billionen-Dollar-Stimulus-Paket werde seiner Ansicht nach dafür sorgen, dass das Geld abermals im Markt investiert wird und diesen noch höher treibe. Dies sei auch mit Geld aus dem Rettungspaket passiert, das Biden-Vorgänger Donald Trump verabschiedete hatte. Dies habe nicht etwa dazu geführt, dass die Menschen mehr konsumiert hätten oder die reale Produktion gestiegen sei, stattdessen sei das Geld in Aktien geflossen. Es sei also wahrscheinlich, dass "für ein paar Wochen eine Menge neues Geld zur Verfügung" stünde und die "letzten, verzweifelten Chips ins Spiel" geworden würden, schließlich werde er aber kommen, der "spektakuläre Zusammenbruch".
Tesla und Bitcoin als Warnung
Wenn man die Werte finden wolle, an denen man eine drohende Blase am ehesten erkennen kann, die also "frühe Warnsignale für das Platzen einer Blase" seien, solle man sich bei Titeln umschauen, die besonders gut gelaufen sind. Konkret nennt der Investor in diesem Zusammenhang den Elektroauto-Pionier Tesla und die weltgrößte Kryptowährung Bitcoin. Auch SPACs, Börsengänge also, die nicht über den üblichen Weg eines IPO an der Börse aufschlagen, sondern stattdessen über die Fusion mit einem bereits börsennotierten Unternehmen am Aktienmarkt gelistet werden, böten seiner Ansicht nach Warnsignale. Der Elektro-Truckhersteller Nikola hatte einen solchen Weg gewählt, auch die Bakkt-Aktie wird diesen Weg für ihren Börsengang beschreiten. Tatsächlich haben SPACs zumindest in den ersten Handelstagen- und -wochen zuletzt zahlreiche Investoren angezogen, was den Aktien der Unternehmen einem kräftigen Schub gab. Und Tesla und Bitcoin haben 2020 eine wahre Rally aufs Parkett gelegt und den Markt deutlich outperformt.
Wer nun eine Blase kommen sehen wolle, der solle sich diese Investments genau anschauen, rät Grantham. Ein Warnsignal sei dann, wenn diese Titel "große Tageseinbrüche verzeichnen, sich dann wieder erholen, dann wieder abstürzen, usw."
Rat an Biden-Administration
Auch wenn Gratham keinen konkreten Zeitpunkt benennt, wann es zum Crash kommen wird, zeigte er sich im Interview doch überzeugt, dass es nicht mehr allzu lang dauern werde. "Wenn ein solches Level an Super-Enthusiasmus erreicht worden ist, wie aktuell, dann ist die Blase noch immer, ausnahmslos, geplatzt. Und zwar nicht in den nächsten Jahren, sondern innerhalb von Monaten".
Grantham hat außerdem einen Rat für die Biden-Administration, um die Lage abzumildern: "Statt Schecks für alle auszustellen, würde man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, wenn man Schecks für die Infrastruktur, insbesondere die grüne Infrastruktur, ausstellen würde." So nehme man notwendige Investitionen vor und erziele gleichzeitig eine hohe gesellschaftliche Rendite. "Was kann man damit falsch machen?", fragt der Investor.
Redaktion finanzen.ch
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