Gegenentwurf |
20.11.2024 12:29:01
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VW-Aktie etwas tiefer: IG Metall und Betriebsrat präsentieren Masterplan - VW reagiert zurückhaltend
Im Ringen um Einschnitte bei VW planen IG Metall und Betriebsrat einen Gegenentwurf zu den vom Konzern geplanten harten Einschnitten.
Seit Bekanntwerden der Sparpläne Anfang September hatten Cavallo und Gröger den Konzern mehrfach aufgefordert, eine konkrete Gesamtkonzeption für die Zukunft aller Standorte vorzulegen. Denn, so Cavallo im September: "Wir sehen sehr viele Stellschrauben, an denen wir drehen können, um die Kosten zu senken, ohne gleich ganze Standorte infrage zu stellen." Bisher sei der Konzern ein solches Zielbild aber schuldig geblieben. Jetzt will sie zusammen mit der IG Metall selbst eine solche Konzeption vorlegen.
"Dass Volkswagen grosse Herausforderungen hat, steht ausser Frage", sagte auch Gröger bereits im September. Und die Gewerkschaft wolle hier Teil der "einer echten, nachhaltigen Lösung" sein. Schliesslich habe niemand mehr Interesse daran, dass das Unternehmen zukunftsfähig aufgestellt ist, als die Beschäftigten selbst. Ziel sei es, Standorte, Auslastung und Beschäftigung langfristig abzusichern. Die von VW geforderte Lohnkürzung lehnt die IG Metall entschieden ab, ebenso Werksschliessungen und Entlassungen, die im Raum stehen.
Cavallo skizziert Masterplan 2035
Kernelemente für einen solchen "Masterplan 2025 - 2030 - 2035" hatte Cavallo bereits Anfang September auf einer Betriebsversammlung skizziert. Dabei gehe es etwa um die Produktsubstanz der Wolfsburger, die sich verbessern müsse. "Volkswagen war immer dann erfolgreich, wenn wir mit starken Produkten unsere Kundschaft begeistert haben", sagte Cavallo damals. "Aktuell aber kommt es immer wieder zur Rücknahme von bereits getroffenen Entscheidungen. Und zu einem Verschieben von Produkten und Projekten." Vor allem fehle dem Konzern ein günstiges Elektro-Einstiegsmodell, das erst 2026 mit dem ID.2 anlaufen soll.
Zudem müsse der Konzern technologisch wieder an die Spitze und die Produkte dann auch schnell zu den Kunden bringen. "Wir brauchen deutliche Sprünge vor allem in den Bereichen Software, termingerechte Anläufe und Kundenakzeptanz", so Cavallo damals. "Und alles, was am Ende nicht relevant ist für unsere Technologieführerschaft und somit nicht kaufentscheidend für unsere Kundschaft, das muss überdacht werden."
Fokus auf Kernmarke VW
Konkret bedeute das: "Unsere Komplexität muss runter, unsere Regelwut müssen wir angehen, wir müssen unseren Dokumentationsirrsinn abstellen." Und der Konzern müsse Doppelarbeiten der einzelnen Marken abbauen. "Wir müssen Synergien schaffen und nicht Dinge doppelt und dreifach entwickeln und so Geld verbrennen", so Cavallo, die selbst studierte Betriebswirtin ist. "Wir fordern daher eine Neujustierung des Steuerungsmodells im Konzern mit einer klaren Fokussierung auf die Marke Volkswagen. Die Marke Volkswagen ist und bleibt der Kern des Volkswagen-Konzerns."
Mit Blick auf die Finanzen forderte Cavallo damals: "Gerade in herausfordernden Zeiten brauchen wir aber den Mut, auch in der Krise zu investieren und so den Grundstein für die Innovationen von morgen zu legen." Das gelte etwa für neue Modelle im Volumensegment. Dadurch lasse sich die Auslastung der Werke verbessern, was die Kosten senke. "Nur so wird es uns gelingen, gestärkt und nachhaltig erfolgreich wieder aus dieser Situation herauszukommen." Alles andere sei blindes Sparen.
Volkswagen-Betriebsrat pocht auf Erhalt aller Standorte
Im Konflikt um einschneidende Sparmassnahmen im Volkswagen-Konzern pocht die Arbeitnehmerseite auf den Erhalt aller Werke und setzt auf einen gemeinschaftlichen Beitrag sowohl der Arbeitnehmer als auch der Eigentümer. Entscheidend sind die nächsten beiden Jahre, in denen es einen besonderen Handlungsbedarf gibt, wie Thorsten Gröger, IG-Metall-Bezirksleiter für Niedersachsen, während einer Pressekonferenz sagte. Der Konzern sei aber anders als in den 1970er Jahren nicht oder noch nicht in den roten Zahlen. Wichtig sei die Erhaltung aller Werke.
Klar sei für die Arbeitnehmerseite aber, dass es in manchen Standorten einen Kapazitätsabbau geben werde. Eine Lösung sei das Modell einer an der Stammbelegschaft orientieren Werksbelegung, bei der alle Beschäftigten eine Perspektive erhalten sollten. Die in den vergangenen Tagen vorgelegten Pläne des Managements lehne der Betriebsrat strikt ab. Demnach plane der Vorstand weiter Werk-Schliessungen und "krasse Einschnitte" an den verbleibenden Standorten. Zudem sei kein sozialverträglicher Abbau von Arbeitsplätzen geplant und betriebsbedingte Kündigungen stünden an.
IG Metall und Betriebsrat legen Zukunftskonzept für VW vor
IG Metall und Betriebsrat wollen bei Volkswagen die Kosten auch durch Gehaltsverzicht senken, um Werksschliessungen und Entlassungen zu verhindern. Das sieht ein eigenes Zukunftskonzept vor, das die Arbeitnehmervertreter am Tag vor der nächsten Tarifrunde vorstellten. Das Gesamtkonzept ermögliche eine Entlastung bei den Arbeitskosten um rund 1,5 Milliarden Euro, sagte IG-Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger. "1,5 Milliarden Euro, die wir auf den Verhandlungstisch legen."
Im Gegenzug verlangen IG Metall und Betriebsrat Garantien für Standorte und Beschäftigung. Die von VW im September gekündigte Beschäftigungssicherung, die betriebsbedingte Kündigen bisher ausschliesst, müsse wieder in Kraft gesetzt werden - sowohl für die sechs westdeutschen Werke mit 125'000 Mitarbeiter in Niedersachsen und Hessen als auch für die drei Standorte in Sachsen.
Konkret angeboten wird, die nächste Tariferhöhung befristet als Arbeitszeit in einen Zukunftsfonds einzubringen und vorerst nicht auszuzahlen. Das ermögliche flexible Arbeitszeitkürzungen ohne Personalabbau. Massstab solle dabei der jüngste Pilotabschluss für die Metall- und Elektroindustrie sein, der eine Erhöhung um insgesamt 5,1 Prozent in zwei Stufen bis 2026 vorsieht.
VW reagiert zurückhaltend auf IG-Metall-Vorschlag
Volkswagen regiert zurückhaltend auf die jüngsten Vorschläge von IG Metall und Gewerkschaft zur Kostenentlastung. "Zunächst begrüssen wir es, dass die Mitbestimmung Offenheit für Massnahmen bei Arbeitskosten und Kapazitätsanpassungen signalisiert", sagte Personalvorstand Gunnar Kilian laut einer Mitteilung. "Jeder Vorschlag hilft, der einen Beitrag zur Zielerreichung leistet." Die konkreten Vorschläge müsse man nun aber zunächst finanziell bewerten. Bei der Tarifrunde am Donnerstag wolle man dazu "in einen detaillierteren Austausch gehen".
Zugleich bekräftigte Kilian: "Für die Volkswagen AG steht unverändert die nachhaltige Erreichung des finanziellen Ziels und damit die Wettbewerbsfähigkeit im Mittelpunkt." Daher liessen sich Werkschliessungen weiter nicht ausschliessen. "Der eingebrachte Vorschlag muss sich daran messen lassen, ob er konkrete und nachhaltige Lösungen bietet, die sowohl die wirtschaftliche Stabilität des Unternehmens sichert als auch die Zukunft der Belegschaft glaubhaft schützt."
IG Metall und Betriebsrat hatten zuvor einen eigenen Plan für die Zukunft von Volkswagen vorgestellt. Konkret bieten sie an, die nächste Tariferhöhung befristet als Arbeitszeit in einen Zukunftsfonds einzubringen und vorerst nicht auszuzahlen. Massstab solle der jüngste Pilotabschluss für die Metall- und Elektroindustrie sein, der eine Erhöhung um insgesamt 5,1 Prozent in zwei Stufen bis 2026 vorsieht. Volkswagen fordert dagegen eine pauschale Lohnkürzung um zehn Prozent. Am Donnerstag kommen beide Seiten zu ihrer nächsten Tarifrunde zusammen.
Im XETRA-Handel verliert die VW-Aktie zwischenzeitlich 1,16 Prozent auf 82,02 Euro.
/fjo/DP/stk
WOLFSBURG (awp international)/DOW JONES
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