Schwarze Schwäne, KGV & Co. |
16.12.2021 21:25:00
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Warnsignale voraus: So entwickelt sich die Korrektur zum Crash
Eine Korrektur am Aktienmarkt hat für Anleger auch Vorteile: Es bietet sich die Gelegenheit günstiger in Aktien einzusteigen oder Titel zu einem besseren Preis nachzukaufen. Für Anleger ist es jedoch nicht immer leicht zu unterscheiden, ob es sich nur um eine Korrektur handelt oder ob sich aus dieser ein grosser Rückgang, ein Crash, entwickelt.
• Korrektur und Beginn eines Crashs manchmal schwer zu unterscheiden
• Vier Anzeichen, die auf einen grösseren Rückgang hindeuten
Jeder Bullenmarkt geht irgendwann einmal zu Ende und manch einer endet mit einem spektakulären Crash. Für Anleger ist es manchmal jedoch schwierig zu unterscheiden, ob es sich nur um eine gewöhnliche Korrektur handelt, die Investoren oftmals als Einstiegschance (Buy-the-Dip) nutzen, oder ob dieser Rückgang womöglich der Beginn eines grösseren Crashs ist. Das Magazin Fortune hat vier Anzeichen gefunden, die bei Anlegern - zumindest, sollten sie gemeinsam auftreten - die Alarmglocken schrillen lassen sollten, weil sie auf einen grösseren Rückgang hindeuten könnten.
Kurs-Gewinn-Verhältnis
Bei Anlegern und Experten kommen oftmals Sorgen auf, wenn der Markt überbewertet ist. Ein Mittel, um das festzustellen und die Erschwinglichkeit sowie das Kurspotenzial von Aktien zu bewerten ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Dieses zeigt Anlegern, was sie für ihr Geld bekommen und liegt, wie Fortune berichtet, bereits seit einiger Zeit auf einem hohen Niveau - so liege es für den S&P 500 in der jüngsten Vergangenheit bei 26, was weit über dem historischen Durchschnitt von etwa 15 liege. Da der Markt dazu neige, irgendwann wieder zu seinem Mittelwert zurückzukehren, dürfte das KGV, wenn es zu hoch wird, auf ein nachhaltigeres Niveau zurückfallen, was für einige Anleger zu einer schmerzhaften Erfahrung werden könnte. Daten und Prognosen von FactSet stützen Fortune zufolge diese Annahme: Die Unternehmensgewinne seien im dritten Quartal 2021 gestiegen und FactSet prognostiziere, dass sie für das Gesamtjahr 2021 um 45 Prozent steigen werden. Für 2022 seien die Aussichten jedoch nicht mehr so rosig: FactSet erwarte einen dramatischen Rückgang auf 8,5 Prozent und diese Gewinne könnten, wenn es zu einer Konjunkturabschwächung komme, verpuffen.
Eine weitere wichtige Kennzahl sei das zyklisch bereinigte Kurs-Gewinn-Verhältnis des Nobelpreisträgers Robert Shiller, bekannt als CAPE oder Shiller-KGV. Dieses wird definiert als der Aktienkurs geteilt durch die durchschnittlichen Gewinne der vergangenen zehn Jahre und bereinigt um die Inflation. So werden die Ertragsschwankungen der letzten zehn Jahre geglättet und Anlegern wird ein längerfristiger Blick auf die Bewertungen geboten. Wie Fortune berichtet, liege das CAPE in letzter Zeit etwa bei 40 - so hoch sei es zuletzt während der Dotcom-Blase gewesen.
Massnahmen der US-Notenbank
Als einen weitere klassischen Hinweis auf einen Markteinbruch nennt Fortune, dass die Fed die Zinsen zu sehr anhebt, da höhere Zinsen die Kreditaufnahme weniger attraktiv machten und somit die Unternehmensgewinne schmälerten. Zwar hielt die US-Notenbank Federal Reserve bisher an ihrer lockeren Geldpolitik fest und beliess den Leitzins nahe Null, jedoch deutete sie bereits an, dass die Zinsen ab Ende 2022 angehoben werden sollen. Daneben äusserte Fed-Chef Jerome Powell vor wenigen Wochen, dass die anhaltende Inflation die Zentralbank dazu bringen könnte, sogar schon früher zu handeln und härter einzugreifen. Der Ökonom Jeremy Siegel, Professor an der Wharton School der University of Pennsylvania, prognostiziert, dass die Fed in den nächsten ein oder zwei Monaten ihre Linie ändern werde und Aktien infolgedessen fallen werden, so Fortune.
Inverse Zinsstrukturkurve
Als ein recht zuverlässiges Signal für eine bevorstehende Rezession gilt eine inverse Zinsstrukturkurve. Bei einer inversen Zinsstrukturkurve sind die Renditen für kürzere Laufzeiten höher als jene für längere Laufzeiten - das Gegenteil davon ist normalerweise der Fall. So bringt eine Anleihe mit längerer Laufzeit üblicherweise mehr Rendite als eine mit kürzerer Laufzeit, da den Anlegern eine Entschädigung dafür geboten wird, dass sie längerfristig auf die anderweitige Verwendung ihres Geldes verzichten und eine Art Risikoprämie geboten wird für das grössere Inflations- und Zinsänderungsrisiko über die längere Laufzeit. Wenn sich die wirtschaftliche Lage jedoch eintrübt, neigen Anleger dazu, verstärkt in zehnjährige Anleihen zu flüchten. Dies treibt den Kurs der Anleihe in die Höhe und senkt damit die Rendite, da sich Kurs und Rendite in entgegengesetzte Richtungen bewegen.
Wie Fortune berichtet, hat sich die Zinsstrukturkurve in den letzten 50 Jahren vor jeder Rezession invertiert und dabei nur einmal ein falsch positives Ergebnis geliefert. Derzeit habe sich der Abstand zwischen zwei- und zehnjährigen Anleihen verringert, obwohl sie immer noch um etwa einen Prozentpunkt voneinander getrennt seien.
Schwarze Schwäne
Ein schwarzer Schwan ist ein Ereignis, das sehr unwahrscheinlich ist und - so meint man zumindest zunächst - vollkommen überraschend eintritt, auch wenn sich im Nachhinein dann manchmal doch Anzeichen finden, die auf das Eintreten dieses Ereignisses hingedeutet haben könnten. Nassim Nicholas Taleb, Finanzmathematiker, philosophischer Essayist und Forscher in den Bereichen Risiko und Zufall, nutzte den Begriff "Der schwarze Schwan" erstmals, um über "Die Macht höchst unwahrscheinlicher Ereignisse" - wie auch der Titel eines seiner Bücher lautet - zu berichten. Bereits zuvor hatte er in seinem Buch "Fooled By Randomness" (2001) über diese Ereignisse geschrieben.
Laut Fortune, sei die Bestimmung schwarzer Schwäne keine exakte Wissenschaft. Ein grosser Hinweis sei jedoch, wenn offizielle Weisheiten ein offensichtliches und wachsendes grosses Problem abtäten. So habe es 2007 geheissen, das Hypotheken-Chaos könne "beherrscht" werden - die Geschichte zeigt, dass dem nicht so war. Heute bestünden das Weisse Haus und die Federal Reserve darauf, dass die Lieferkettenprobleme nur "vorübergehend" seien. Sollten sie das jedoch nicht sein, könnte sich das zu einem grösseren Problem entwickeln.
Wie Fortune berichtet, seien das hohe Kurs-Gewinn-Verhältnis am Markt und der Optimismus der Behörden hinsichtlich der Lieferkettenprobleme bisher die einzigen möglichen Signale dafür, dass es zu einem grösseren Rückgang am Markt kommen könnte. Doch sollten sich die anderen beiden Faktoren, also die Massnahmen der US-Notenbank und die inverse Zinsstrukturkurse, dazugesellen, sollten Anleger laut Fortune vorsichtig sein.
Redaktion finanzen.ch
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