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Bestandsaufnahme 05.10.2023 21:16:00

Bitcoin-Experiment in El Salvador: Das ist der Stand nach zwei Jahren

Bitcoin-Experiment in El Salvador: Das ist der Stand nach zwei Jahren

Mit grossen Plänen war Nayib Bukele, der Staatschef von El Salvador, vor rund zwei Jahren vorgeprescht: Die Einführung von Bitcoin als Zahlungsmittel sollte den Grundstein für ein ehrgeiziges Krypto-Projekt legen, das sein Land zu einem Vorreiter machen sollte. So steht es aktuell um die Pläne.

• El Salvador hat vor zwei Jahren BTC als gesetzliches Zahlungsmittel eingeführt
• Bilanz ernüchternd
• Pläne des Präsidenten haben sich nicht erfüllt

Es sollte eine große Kryptorevolution werden: El Salvador führte vor rund zwei Jahren die Kryptowährung Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel ein und machte den Cybercoin zur zweiten offiziellen Landeswährung. Staatspräsident Nayib Bukele verfolgte in den kommenden Monaten und Jahren umfangreiche weitere Kryptopläne und wollte sein Land zu einem El Dorado für Kryptofans machen. Im Zentrum seines ehrgeizigen Projekts stand der Bau einer Kryptostadt, die er mit der Ausgabe von Staatsanleihen finanzieren wollte. Zeitgleich stockte Bukele die Bitcoin-Reserven des Landes immer wieder auf.

Resümee nach zwei Jahren Bitcoin

Doch nach zwei Jahren zeigt sich, dass sich die Hoffnungen des Staatspräsidenten, El Salvador zu einem Vorreiter in Sachen Kryptowährungen zu machen, kaum erfüllt haben. So bleiben die Einwohner des Landes dem Bitcoin gegenüber weiter skeptisch: Obwohl der Cybercoin als offizielles Zahlungsmittel gilt, findet er in der Praxis nur wenig Verwendung. Bereits vor rund einem Jahr war die staatseigene Wallet "Chivo", mit der die Regierung die Verwendung digitaler Zahlungsmittel vereinfachen wollte, nur noch von 20 Prozent der Einwohner genutzt worden, wie eine Studie des U.S. National Bureau of Economic Research zeigte. Ein Großteil der Salvadorianer beanspruchte also wohl lediglich den 30-Dollar-Bitcoin-Bonus, den die Regierung jedem Wallet-Nutzer garantierte, übernahm Zahlungstätigkeiten mit dem Bitcoin aber nicht in den Zahlungsalltag. Rund ein Prozent der Zahlungstransaktionen, die in diesem Jahr durchgeführt wurden, sollen der Zentralbank zufolge mit Bitcoin durchgeführt worden sein.

Bitcoin-Stadt auf dem Papier

Und auch die Bitcoin-Stadt, die Bukele aus dem Boden stampfen wollte, hat bislang in der Realität noch nicht Gestalt angenommen. Noch existiert Bitcoin City nur auf dem Papier. Bereits im Mai 2022 hatte Bukele die geplanten Grundrisse veröffentlicht:

Zudem versprach der Präsident, dass unter anderem ein eigener Flughafen geplant sei sowie eine Aussichtsplattform mit direktem Blick auf den Vulkan, an dessen Fuß die Stadt erbaut werden soll und der auch als Ernergiequelle für das Schürfen von Bitcoin sowie für den Strombedarf der Stadt dienen soll. Doch Fortschritte beim Bau der Stadt gibt es bislang nicht, was wohl auch an der fehlenden Finanzierung für das ehrgeizige Projekt liegen dürfte.

Bitcoin-Preis hat sich nicht wie erhofft entwickelt

Denn der Bitcoin hat in den letzten zwei Jahren im Einklang mit dem gesamten Kryptomarkt massiv an Wert verloren. Auch die Bitcoins, die im Besitz von El Salvador sind und die Bukele mehrere Male aufgestockt hatte, sind jetzt deutlich weniger wert als zum Kaufzeitpunkt und haben massive Löcher in den Staatsbilanzen hinterlassen.

Negative Folgen für die Kreditwürdigkeit des Landes

Das hat Zweifel an der finanziellen Stabilität des Landes genährt. Die Kreditwürdigkeit El Salvadors hat empfindlich gelitten, allein 2022 hat die Ratingagentur Fitch die Kreditwürdigkeit des Landes zwei Mal abgestuft und dies mit der "katastrophalen" Liquiditätslage in dem mittelamerikanischen Land begründet. Zwar erkämpfte sich El Salvador nach einem Schuldentausch eine Ratingstufe von Fitch zurück, dafür zogen die Experten von S&P, die den Umtausch von Rentenschulden durch eine Mischung aus neuen Zertifikaten, um frühere staatliche Finanzverbindlichkeiten zu ersetzen, nicht positiv beurteilten, die Reißleine und stuften das Staatsrating ab.

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Alles in allem ist es seit dem Start des Bitcoin-Experiments für lokale Kreditnehmer deutlich teurer geworden, Kredite aufzunehmen.

Bitcoin-Projekt hat Hoffnungen nicht erfüllt

Nach vier Jahren Amtszeit von Bukele wird klar: Das ehrgeizigste Projekt des aktuellen Staatsoberhauptes von El Salvador hat die Erwartungen nicht erfüllt. Die Investition von hunderten Millionen US-Dollar an Steuergeld in Bitcoin hat sich nicht nur nicht ausgezahlt, sondern dem Land in Sachen Kreditwürdigkeit sogar einen Bärendienst erwiesen. Die Hoffnung auf einen massiven Anstieg ausländischer Investitionen hat sich bislang ebenso wenig erfüllt wie die Vorreiterrolle, die Bukele durch seinen Kryptovorstoß für sein Land vorausgesagt hatte.

Redaktion finanzen.ch

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