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"Utopian Dual" 22.06.2023 22:18:00

Digitales Geld auf dem Vormarsch: Was geschieht mit Orell Füssli in einer Welt ohne Bargeld?

Digitales Geld auf dem Vormarsch: Was geschieht mit Orell Füssli in einer Welt ohne Bargeld?

Immer mehr Zentralbanken setzen sich mit den Chancen auseinander, die mit der Einführung einer digitalen Landeswährung einhergehen würden. Und auch im Alltag greifen immer mehr Menschen auf den Komfort durch elektronische Zahlungen zurück. Wie stellt sich ein Unternehmen, das sich den sicheren Druck von Banknoten zur Aufgabe gemacht hat, auf eine zunehmend digitale Zukunft ein?

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• Bargeldnutzung nimmt ab
• Möglichkeiten von digitalem Zentralbankgeld werden beleuchtet
• Orell Füssli stellt hybriden Geldschein "Utopian Dual" vor

Nicht erst seit dem Hype um Kryptowährungen wie Bitcoin und Co. setzen sich neben verschiedensten Unternehmen auch öffentliche Institutionen mit den Möglichkeiten auseinander, die digitale Währungen bieten können. So veröffentlichte die Schweizer Bankiervereinigung vor einigen Monaten ein Whitepaper in welchem sie das Konzept eines digitalen Zahlungsmittels in Form von Buchgeld-Token für die Schweiz erörterte.

Bargeld weiterhin mit wichtigen Funktionen

Während es sich bei der Einführung von digitalem Zentralbankgeld oder anderen zentralisierten Digitalwährungen noch um Zukunftsmusik handeln dürfte, bekommt Bargeld durch die Möglichkeiten elektronischer Zahlungen bereits viel grössere Konkurrenz. Dabei erfüllt Bargeld für Wirtschaft und Gesellschaft wichtige Funktionen, wie der Bundesrat in einer Pressemitteilung zur Verabschiedung des Berichts "Die Akzeptanz von Bargeld in der Schweiz" deutlich machte: "Bargeld ermöglicht der Allgemeinheit den Zugang zu Zentralbankgeld, stärkt die Krisenresilienz gegenüber Ausfällen der elektronischen Zahlungssysteme, wahrt die Privatsphäre und ermöglicht es auch Personen ohne Bankkonto respektive ohne Zugang zu bargeldlosen Zahlungsmitteln, am Wirtschaftsleben teilzunehmen (finanzielle Inklusion)."

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Bargeldnutzung dennoch rückläufig

Und doch zeigt eine Umfrage der Schweizerischen Nationalbank, die im Herbst 2022 durchgeführt wurde, dass die Bargeldnutzung in der Schweiz stetig abnimmt. So nutzten im Jahr 2017 noch 70 Prozent der Schweizer für alltägliche Zahlungen Bargeld. Im Jahr 2020 hatte sich dieser Anteil bereits auf 43 Prozent reduziert, in 2022 schrumpfte er weiter auf 36 Prozent. Dabei gehen die Währungshüter davon aus, dass insbesondere die Bedeutung von Bezahl-Apps zukünftig noch weiter steigen dürfte.

Auch wenn die Nationalbank betont, dass ein Grossteil der Bevölkerung weiterhin wünscht, dass Bargeld als Zahlungsoption zur Verfügung steht, müssen sich Hersteller von Banknoten mit der Frage nach ihrer Zukunft in einer Welt ohne Bargeld beschäftigen. So auch das Industrie- und Handelsunternehmen Orell Füssli, welches für die SNB die Schweizer Banknoten druckt.

Orell Füssli stellt "Utopia Dual" vor

Orell Füssli ist daher auf die Idee gekommen, einen innovativen Geldschein zu entwickeln, der neben den klassischen Sicherheitselementen auch über Barcodes verfügt und es so ermöglicht, den Banknotenwert in ein digitales Wallet zu übertragen. "Utopian Dual" nennt sich dieser neuartige hybride Geldschein. Konkret wurde diese smarte CBDC-Banknote in Partnerschaft mit der AUGENTIC GmbH erstellt.

Der Geldschein verfügt dabei über die normalen Sicherheitsmerkmale einer klassischen Banknote, fühlt sich auch so an und kann ganz wie ein herkömmlicher Schein verwendet werden. Er verfügt jedoch zusätzlich über zwei QR-Codes. Die QR-Codes repräsentieren einen öffentlichen Key und einen privaten Key, wobei letzterer mit einem Schutzfilm versiegelt ist. Wird dieser von der Banknote entfernt und der QR-Code gescannt, wird der Wert des Geldscheins in ein digitales Wallet übertragen. Wenn dies einmal geschieht, kann es nicht erneut durchgeführt werden, womit sichergestellt wird, dass der Wert der Banknote auch tatsächlich nur einmal genutzt wird. Die Übertragung des Geldwerts ins Netz kommt dementsprechend einer Entwertung des analogen Geldscheins gleich.

Durch seine Fähigkeit mit digitalem Zentralbankgeld zu interagieren, könnte es so auch dem "Normalverbraucher" ermöglicht werden, an solchen CBDC-Währungen (Central Bank Digital Currency) teilzuhaben. Bislang richtet sich die Herausgabe solcher digitalen Zentralbankwährung nämlich vorrangig an Geschäftsbanken und nicht an die allgemeine Bevölkerung (Retail-CBDC), wie die Neue Zürcher Zeitung schreibt.

Nur ein "Prototyp"

Wie der auf dem Schein vermerkte Herausgeber des Geldes, die "Central Bank of Utopia", zeigt, ist das smarte Geld bisher jedoch noch weit davon entfernt in Umlauf gebracht zu werden. So erklärte Orell Füssli-Geschäftsleitungsmitglied Michael Kasch gegenüber der NZZ: ",Dual' ist bis jetzt erst ein Protoyp", und weiter "Orell Füssli kann sich gegenüber digitalem Geld nicht verschliessen. Wir wollen zeigen, wie man damit auch den Bargeldbereich vorwärtsbringen kann."

Die Idee hinter der hybriden Banknote kommt in Fachkreisen bereits gut an. So gewann "Utopian Dual" im letzten Jahr den "Advancement of Digital Currency Award", welcher durch das Advisor Committee der Digital Currency Conference in Washington, D.C., vergeben wurde. Die Konferenz bringt verschiedene Schlüsselvertreter aus den unterschiedlichsten Branchen mit Fokus auf die Herausgabe und Verbreitung von Währungen zusammen. Wie aus einer Pressemitteilung hervorgeht, würden CBDC-Projekte in der zunehmend digitalen Zeit immer mehr Schwung gewinnen. Die smarte Banknote von Orell Füssli würde "eine Brücke zwischen der physischen und digitalen Währungswelt" schlagen. Dabei sei die Übertragung des Geldwerts "transparent, sicher, einfach zu nutzen und schnell".

Wie Kasch gegenüber der NZZ erklärte, würde "Utopian Dual" ausserdem dabei helfen, dem schwer zu greifenden Konzept von Zentralbankgeld "ein Gesicht zu geben. Wir visualisieren eine abstrakte Idee". Auf diese Weise könnten die Währungshüter der Bevölkerung sagen: "Hier habt ihr eine Note. Verwendet sie wie gewöhnliches Bargeld, oder ladet den Wert in ein digitales Wallet. Was euch angenehmer ist, beides ist möglich."

Kein Interesse an Kryptowährungen

Dabei ist der Orell Füssli-Experte nicht daran interessiert, den smarten Geldschein als eigene Kryptowährung zu vermarkten: "Es geht um Vertrauen. Und dieses Vertrauen ist bei Notenbankgeld höher als bei privatem Kryptogeld". So könne mit dem Geld dann auch nicht spekuliert werden und es würde generell einem geringeren Risiko unterliegen als klassische Cyberdevisen.

Wann ein Projekt wie die smarte Banknote von Orell Füssli jedoch tatsächlich in den Alltag übertragen wird, steht in den Sternen. Die Schweizerische Nationalbank SNB zeigte sich auf Anfrage der NZZ skeptisch und zog den Zusatznutzen eines "allgemein zugänglichen digitalen Zentralbankgelds […] für die Schweiz gegenwärtig" in Frage. Damit dürfte die Zukunft des Notenbankherstellers Orell Füssli jedoch auch weiterhin gesichert sein.

Redaktion finanzen.ch

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Bildquelle: Keystone,Dkoi / Shutterstock.com
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