Niedrige Zinsen |
11.08.2023 22:21:00
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Franken-Stärke auf dem Prüfstand: Wie steht es um den "sicheren Hafen"?
Der Franken hat gegenüber den Währungen anderer Industrieländer über Jahrzehnte hinweg kräftig an Wert gewonnen. Doch wie ist es jetzt, da die Schweizerische Nationalbank die Leitzinsen nur relativ zaghaft anhebt, um die Franken-Stärke bestellt?
• Julian Marx sieht im Franken noch für viele Jahre eine echte Hartwährung
• Anlegern mangelt es an Alternativen
Der Schweizer Franken wertete seit dem Jahr 2000 gegenüber dem Euro um knapp 40 Prozent und gegenüber dem US-Dollar um 44 Prozent auf. Um den Aufwertungsdruck auf die heimische Währung zumindest etwas zu dämpfen, hatte die Schweizerische Nationalbank (SNB) bis ins erste Quartal 2022 Auslandsdevisen im Wert von über 900 Milliarden Franken aufgekauft.
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Jetzt informierenDoch seither hat sich das Bild geändert. Weil der Ukraine-Krieg sowie gestörte Lieferketten die Inflationsraten enorm in die Höhe trieben, haben die weltweit wichtigsten Notenbanken daraufhin ihre Leitzinsen drastisch angehoben. Zwar hat auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) die geldpolitischen Zügel angezogen, jedoch infolge des geringeren Inflationsdrucks in der Alpenrepublik bei weitem nicht so stark wie dies in anderen Industriestaaten der Fall war. So steht der Leitzins in den USA derzeit bei 5,25 bis 5,50 Prozent, in der Eurozone bei 4,25 Prozent, doch in der Schweiz lediglich bei 1,75 Prozent. Infolgedessen konnte die SNB ihre Devisenbestände inzwischen wieder um mehr als 100 Milliarden Franken reduzieren.
Julian Marx: Franken ein sicherer Hafen
Doch was bedeutet diese Entwicklung für die Franken-Stärke? Zumindest für Julian Marx, Research Analyst beim Kölner Vermögensverwalter Flossbach von Storch, der auch in Zürich vertreten ist, steht fest, dass der Franken weiterhin eine Hartwährung bleiben wird. Zur Begründung verwies er laut "finews.ch" zum einen auf die ausserordentlich hohe Wirtschaftskraft mit überwiegend üppigen Leistungsbilanzüberschüssen der Schweiz.
Vor allem sei es aber wohl der Status des Franken als "sicherer Hafen", der die Franken-Nachfrage stütze, so der Experte. Diesen Ruf habe sich der Franken über Jahrzehnte aufgebaut, so zeichne er sich bereits seit den 1920er-Jahren durch eine monetäre und politische Stabilität aus, während andernorts die Währungen teils zur Staatsfinanzierung ausgenutzt wurden. "Solange der Wirtschaftsstandort Schweiz seine hohe Produktivität beibehalten kann und der Status des Franken als sicherer Hafen anhält, bleibt die Schweizer Landeswährung wohl noch viele Jahre eine echte Hartwährung" prognostiziert Marx.
Kaum Alternativen
Hinzu komme, dass es für Anleger auf der Suche nach Hartwährungen wenig interessante Alternativen zum Schweizer Franken gebe, so der Analyst. So leide etwa der Euro unter der wirtschaftlichen Heterogenität der Mitgliedstaaten, der US-Dollar unter einer zunehmend polarisierten Welt sowie dem chronischen Leistungsbilanzdefizit der USA und der chinesische Renminbi unter einer sich verschlechternden Rechtssicherheit in China angesichts einer autokratischen Führung, listet Marx die verschiedenen "individuellen Baustellen" auf. Kann man angesichts dessen diese Währungen als Hartwährungen bezeichnen? "Ein klares Urteil ist schwierig", urteilt Marx laut "finews.ch" diesbezüglich zurückhaltend.
"Alpines Gold"
Mit seinem Glauben an eine anhaltende Franken-Stärke steht Julian Marx bei weitem nicht allein da. So hatte erst im Juli die "Neue Zürcher Zeitung" (NZZ) berichtet, dass viele Marktbeobachter davon ausgehen, dass der Franken weiterhin stark bleiben dürfte. Denn angesichts der derzeitigen Unsicherheit an den Märkten dürfte die Währung weiterhin als Fluchtwährung gefragt bleiben. Internationale Anleger schätzen den Schweizer Franken nämlich als sicheren Hafen in Krisenzeiten, schliesslich steht er so sehr für Stabilität und Sicherheit, dass er sogar als "alpines Gold" tituliert wird.
Die vergleichsweise niedrige Inflationsrate in der Schweiz sei dabei ein wichtiger Unterscheidungsfaktor zu den Währungen anderer Industrieländer. Infolge dieses Umstands müssen die Währungshüter der Schweiz nämlich die Leitzinsen nicht so sehr straffen, was wiederum viele Markteilnehmer hoffen lässt, dass der Eidgenossenschaft eine Rezession erspart bleibt.
Redaktion finanzen.ch
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