Versöhnliche Worte? |
24.11.2022 21:16:00
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Nach FTX-Pleite: FTX-Gründer bedauert Streit mit Binance-Chef
Die Fronten zwischen Sam Bankman-Fried, Gründer der nun insolventen Krypto-Börse FTX, und Changpeng Zhao, Chef des Mitbewerbers Binance, sind verhärtet. Schon lange lagen sich die beiden Krypto-Unternehmer in den Haaren. Nach der Pleite seiner Plattform zeigt Bankman-Fried nun aber Reue, was seinen Zoff mit dem ehemaligen FTX-Investor angeht.
• Drama um FTX-Übernahme mündet in Pleite
• Streiterei war "kein guter strategischer Schachzug"
Zoff zwischen Sam Bankman-Fried und Changpeng "CZ" Zhao
Lange Zeit galten Sam Bankman-Fried, auch SBF genannt, und Changpeng "CZ" Zhao in der Krypto-Szene schon als Stars. Bankman-Fried gründete 2019 die Krypto-Börse FTX, etwa ein Jahr zuvor legte Zhao den Grundstein für seine Kryto-Handelsplattform Binance. 2019 investierte Binance sogar in den Rivalen von Bankman-Fried. Nach und nach verhärteten sich aber die Fronten zwischen den Krypto-Unternehmern. So nutzte der FTX-Gründer seine Bekanntheit immer wieder, um die Regulierung von Bitcoin & Co. vor dem US-Kongress in Washington, D.C. zu beeinflussen, was Zhao offenbar sauer aufstiess. Berichten der "New York Times" zufolge schoss das Krypto-Sprachrohr in privaten Meetings deswegen auch immer wieder gegen den Binance-Chef. Dem australischen Medium "news.com.au" zufolge rühmte sich der FTX-Gründer noch im Oktober mit seinen guten Beziehungen zu Politikern und Regulierern. In einem Twitter-Beitrag verlinkte er Zhao und schrieb "Ich freue mich darauf, dass er in Zukunft die Branche in DC vertreten wird! Er darf doch immer noch nach DC gehen, oder?". Mittlerweile wurde der Tweet aber gelöscht.
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Liquiditätsprobleme bei FTX
Der Spott gegenüber seinem Mitbewerber dürfte Bankman-Fried nun aber zum Verhängnis geworden sein. Anfang November wurden Liquiditätsprobleme beim Krypto-Handelsplatz des 30-Jährigen bekannt. So soll das Imperium des damaligen Krypto-Milliardärs in die Börse FTX und die Handelsfirma Alameda Research aufgeteilt gewesen sein. Nachdem die Kurse von Bitcoin, Ether und Co. in diesem Jahr deutlich nachgaben, hat sich Alameda wohl Geld geliehen und die Einlagen von FTX-Kunden abgeschöpft, um sofortige Schuldenverpflichtungen zu erfüllen. Als diese Vorwürfe dann ans Licht kamen, zogen FTX-Kunden ihre Bestände bei der Plattform im grossen Stil ab.
Binance stösst FTT-Token ab
Zhao hielt Anfang des Monats noch einige Einheiten des FTT-Tokens, der eigenen Kryptowährung von FTX, die aus seiner Investition im Jahr 2019 stammten. Am 6. November 2022 erklärte der Binance-Chef via Twitter dann, dass er seine Restanteile der Coins nun ebenfalls veräussere, was die Panik unter FTX-Kunden weiter anheizte. Wie Zhao auf Twitter schrieb, handle es sich dabei ausschliesslich um "Risikomanagement", da man aus dem Debakel um den Stablecoin LUNA gelernt habe. "Wir haben vorher Unterstützung geleistet, aber wir werden nicht so tun, als würden wir nach der Trennung Liebe schenken", so der Binance-CEO. "Wir sind gegen niemanden. Aber wir werden keine Leute unterstützen, die Lobbyarbeit gegen andere Branchenakteure hinter ihrem Rücken betreiben."
Liquidating our FTT is just post-exit risk management, learning from LUNA. We gave support before, but we won't pretend to make love after divorce. We are not against anyone. But we won't support people who lobby against other industry players behind their backs. Onwards.
- CZ 🔶 Binance (@cz_binance) November 6, 2022
Kurz darauf erklärte Caroline Ellison, CEO von Alameda Research, dass Bankman-Frieds Handelsfirma die Token von Zhao für jeweils 22 US-Dollar kaufen werde. Zwei Tage später fiel der Preis für die FTX-Münzen unter 22 US-Dollar.
Binance will FTX übernehmen - und macht dann einen Rückzieher
"Heute Nachmittag hat FTX um unsere Hilfe gebeten. Es gibt einen erheblichen Liquiditätsengpass", schrieb Zhao daraufhin auf Twitter. Kurz darauf, am 8. November 2022, veröffentlichte der Binance-Chef dann eine unverbindliche Absichtserklärung zum Kauf von FTX. Nur einen Tag später blies der Konkurrent den Deal aber wieder ab. "Als Ergebnis der Due-Diligence-Prüfung des Unternehmens sowie der jüngsten Nachrichtenberichte über fehlgeleitete Kundengelder und angebliche Ermittlungen der US-Behörden haben wir entschieden, dass wir die potenzielle Übernahme von FTX.com nicht weiterverfolgen werden", erklärte ein Sprecher des Unternehmens gegenüber "CoinDesk". Der New York Times zufolge soll Zhao Bankman-Fried die Absage in einem Gruppenchat auf der WhatsApp-Alternative Signal erteilt haben. "Sam, es tut mir leid", soll dort zu lesen gewesen sein, "aber wir werden diesen Deal nicht fortsetzen können. Viel zu viele Probleme. CZ." Dann ging alles ganz schnell: Erst wurden FTX-Vermögenswerte in den Bahamas eingefroren, dann beantragte FTX in den USA Insolvenz.
Bankman-Fried gibt zu, sich im Ton vergriffen zu haben
Hätte FTX möglicherweise gerettet werden können, hätte sich Bankman-Fried bedachter gegenüber seinem Konkurrenten geäussert? Rückwirkend betrachtet bereut der FTX-Chef den Streit mit seinem Rivalen jedenfalls, wie er gegenüber der New York Times zugab. So sei die Kritik an Zhao "kein guter strategischer Schachzug" gewesen. "Ich war ziemlich frustriert über vieles, was ich gesehen habe, aber ich hätte verstehen müssen, dass es keine gute Entscheidung von mir war, das auszudrücken", so die Ex-Krypto-Grösse gegenüber dem Blatt.
Zhao bezeichnet Bankman-Fried als Lügner
Die beiden Krypto-Unternehmer scheinen das Kriegsbeil aber noch nicht vollständig begraben zu haben. Nachdem Binance einen Fonds ankündigte, der der ins Straucheln geratenen Krypto-Industrie zugutekommen soll, kam die Frage auf, ob davon auch FTX profitieren könne, wie news.com.au berichtete. "Lügner oder Betrug qualifizieren sich nie als starke Projekte", schoss Zhao daraufhin gegen den insolventen Mitbewerber. In einer Fragerunde wurde der Gründer der Plattform dann noch deutlicher: "Ich denke, Sam hat seine Mitarbeiter, seine Benutzer, seine Aktionäre und Aufsichtsbehörden auf der ganzen Welt belogen." Es bleibt also abzuwarten, ob sich die beiden zerstrittenen Krypto-Unternehmer demnächst wieder annähern oder der Kampf SBF vs. CZ in die nächste Runde geht.
Redaktion finanzen.ch
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