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Digitaler Kunstmarkt 11.05.2022 23:14:00

NFTs und Kunst: So sieht eine Expertin die Chancen wirklich

NFTs und Kunst: So sieht eine Expertin die Chancen wirklich

Mit Blockchain & Co. haben auch NFTs Einzug in unser Leben erhalten und viele Unternehmen springen auf den Zug mit den einzigartigen kryptografischen Vermögenswerten auf. Auch auf dem Kunstmarkt gewinnen NFTs an Bedeutung.

• Zugang zum Kunstmarkt ist leichter geworden
• Bisher kaum Strategien auf dem Kunstmarkt
• Digitaler Kunstmarkt könnte Teil des Finanzmarktes werden


Wie die Kunsthistorikerin und Kunstmarktexpertin Dr. Ruth Polleit Riechert, die unter anderem bereits beim Auktionshaus Christie's, der Deutschen Bank oder McKinsey & Company tätig war und inzwischen unabhängig Privatinvestoren, Unternehmen und öffentliche Institutionen in Kunstfragen berät, im Interview mit Springer Professional erklärt, ist der Zugang zum Kunstmarkt für alle Menschen leichter geworden. Das liege zum einen an der Corona-Pandemie und den damit einhergegangenen Einschränkungen, die Galerien dazu veranlassten, ihr Angebot auch online zu veröffentlichen, aber auch an NFTs (Non-Fungible Token), die es ermöglichen, digitale Kunst fälschungssicher und handelbar zu machen.

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NFTs auch auf dem Kunstmarkt im Trend

In den vergangenen Monaten und Jahren war immer wieder von Versteigerungen digitaler Kunstobjekte zu enormen Summen zu hören. So wurde zum Beispiel im März vergangenen Jahres in der ersten rein digitalen Kunstauktion von Christie’s, in Zusammenarbeit mit Makers Place, einem Online-Marktplatz für digitale Kunst, das digitale Kunstwerk "Everydays - The First 5000 Days" von Digitalkünstler Mike Winkelmann, der unter dem Namen Beeple bekannt ist, versteigert. Das Werk wurde für 69,3 Millionen US-Dollar verkauft, was es zu diesem Zeitpunkt zum teuersten digitalen Kunstwerk machte.

Polleit Riechert verweist gegenüber Springer Professional jedoch darauf, dass solche Auktionsrekorde nur einen kleinen Teil des Geschehens auf dem Kunstmarkt abzeichneten. Zwar werde Kunst als Investment vor dem Hintergrund steigender Inflation und niedriger Zinsen wieder attraktiver, doch nur sehr wenige Kunstwerke eigneten sich wirklich als Investment. Um diese zu finden, sei es wichtig, sich zu informieren oder einen Experten um Rat zu fragen.

h2>Das sollten Anleger beachten

Laut Polleit Riechert sei es wichtig zwischen Spekulation und Investition zu unterscheiden. Eine Investition setze Analysen und Strategien voraus. Im Grunde kämen auf dem Kunstmarkt für eine Investition nur wertvolle Einzelstücke von Klassikern oder in einzelnen Fällen Editionswerke von berühmten Künstlern in Frage. Bei NFTs gelten laut der Kunstexpertin ähnliche Regeln wie auf dem klassischen Kunstmarkt, auch hier eigneten sich nur wenige Kunstwerke als Anlage - zudem sei der Wert von NFTs schwer vorauszusagen.

Da der Markt noch sehr jung sei, haben die meisten reinen NFT-Künstler, wie Polleit Riechert gegenüber Springer Professional erklärt, bisher noch wenig Historie und so sei es wichtig, sich gut zu informieren und den Künstler kennenzulernen. Neben bestimmten Kriterien für Qualität gelte es auch Marketingaspekte zu beachten - diese seien bei NFTs von noch grösserer Bedeutung. Wie auch auf dem klassischen Kunstmarkt sei es der Expertin zufolge wichtig, kurzfristige Trends von langfristigen Werten zu unterscheiden.

Werk physisch vorhanden - oder nicht

Ob es bei der Geldanlage einen Unterschied mache, ob das Werk physisch vorhanden ist oder nicht, kann Polleit Riechert, wie sie im Interview mit Springer Professional sagt, nicht pauschal beantworten, das komme auf den Einzelfall an.

Einzelne NFTs aus Sammlungen wie CryptoPunks und Bored Ape Yacht Club, zu denen es kein physisches Pendant gibt, werden zu Höchstpreisen gehandelt, jedoch könnten diese Werke laut Polleit Riechert keine langfristige Performance vorweisen, wie zum Beispiel ein Gemälde von Picasso. Und so gelte auf jeden Fall, dass ein Investment in NFTs mit einem höheren Risiko einhergehe, als eine Investition in ein bekanntes Ölgemälde.

Anlagestrategien auf dem Kunstmarkt

Spezielle Anlagestrategien gebe es laut der Expertin auf dem digitalen Kunstmarkt - soweit ihr bekannt - noch keine. Allerdings gebe es generell kaum Strategien auf dem Kunstmarkt. Polleit Riechert erklärt, dass ihre Beratung und Arbeit jedoch davon geprägt sei, sich eine Strategie zu überlegen und eine Sammlung mit einem Thema aufzubauen, sodass am Ende kein Sammelsurium entstehe.

Polleit Riechert empfiehlt beim Thema Kunst als Geldanlage, wie man es auch bei anderen Investments handhaben sollte, eine Analyse zu machen, eine Zielsetzung zu formulieren und anschliessend eine Strategie zu entwickeln. Laut der Expertin könnten einige Anwendungen, wie Warren Buffetts Prinzipien aus dem Finanzmarkt, auch auf dem Kunstmarkt angewendet werden.

Digitaler Kunstmarkt als Teil des Finanzmarktes

Laut der Expertin könne der "Kunstmarkt 2.0" wirklich Teil des Finanzmarktes werden, da es aufgrund der neuen Technologien möglich ist, klassische Meisterwerke zu tokenisieren und Anteile davon am Markt zu verkaufen. So könnten auch Kleinanleger Teile eines Meisterwerkes besitzen. Allerdings sei es laut Polleit Riechert auch wichtig, den Einkaufspreis eines Kunstwerkes einschätzen zu können, da auch hier die Rendite im Einkauf liege, so die Expertin.

Redaktion finanzen.ch

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Bildquelle: archy13 / Shutterstock.com
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