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Fragwürdige Wallets 02.06.2022 23:10:00

Studie deckt zahlreiche Fälle von Insiderhandel bei Kryptowährungen auf

Studie deckt zahlreiche Fälle von Insiderhandel bei Kryptowährungen auf

Ein Problem, mit dem die traditionelle Finanzbranche schon seit Jahrzehnten konfrontiert ist, zeigt sich nun auch verstärkt in der Krypto-Welt: Insiderhandel.

• Token-Listing bei grosser Krypto-Börse führt oft zu Kursexplosion
• Gewinn von mindestens 1,7 Millionen US-Dollar mit anonymen Wallets
• Möglicher Insiderhandel befeuert Debatte um stärkere Regulierung

Wenn ein Token an einer der grossen Kryprobörsen gelistet wird, erfährt es häufig kurz nach Bekanntwerden der Pläne eine Kursexplosion. Wenn also ein Anleger schon im Besitz des Tokens ist und zu einem günstigen Zeitpunkt verkauft, kann er sich in der Regel über gute Gewinne durch die Börsennotierung freuen. Genau solche Transaktionen hat die Firma Argus, die Softwarelösungen zur Verwaltung des Mitarbeiterhandels anbietet, laut The Wall Street Journal im August 2021 analysiert.

Insgesamt fast 50 fragwürdige Wallets entdeckt

Argus hat insgesamt 46 nicht über die öffentliche Blockchain identifizierbare Wallets ermittelt und die Transaktionen über die Blockchain-Daten verfolgt. Die Besitzer dieser Geldbörsen hatten Token im Wert von rund 17,3 Millionen US-Dollar gekauft, die jeweils kurz darauf an einer der drei grossen Krypto-Börsen Binance, Coinbase und FTX gelistet wurden. Der Gewinn aus diesen Transaktionen wird auf rund 1,7 Millionen US-Dollar beziffert. Wie Timesnext schreibt, seien Einsätze von den Wallets aus zunächst an Krypto-Börsen transferiert worden und nur ein Teil direkt in Altcoins oder andere Währungen getauscht worden. Durch diese Transaktionen können die Einsätze nicht genau nachvollzogen werden. Daher könnten die Gewinne aus den Insiderhandelsgeschäften noch weitaus grösser sein. In der Analyse der Wallets konzentrierte sich Argus auf sich wiederholende Muster beim Ankauf von Tokens vor einer Börsenlistung (Erhebungszeitraum: Februar 2021-April 2022).

Anonyme Wallets kaufen Gnosis vor Börsenlistung

Ein Beispiel dafür ist die Kryptowährung Gnosis. Im August 2021 haben mehrere Krypto-Investoren innerhalb von sechs aufeinanderfolgenden Tagen Gnosis-Coins im Wert von 360'000 US-Dollar in einer anonymen Geldbörse angehäuft, wie die Analyse von Argus zeigt. Tags darauf machte die Krypto-Börse Binance in einem Blogbeitrag öffentlich, dass der Coin nun dort gelistet sei und gehandelt werden könne. Laut Argus sprang der Kurs von Gnosis daraufhin innerhalb einer Stunde von 300 auf 410 US-Dollar an. Das an diesem Tag gehandelte Volumen des Tokens war siebenmal höher als durchschnittlich in der Woche.

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Nur Minuten nach der Ankündigung wurde der gesamte Bestand aus der anonymen Wallet für mehr als 500'000 US-Dollar liquidiert. Der Gewinn aus diesem Verkauf betrug somit rund 140'000 US-Dollar. Danach zeigte sich der Gnosis-Kurs volatil und liegt aktuell mit rund 202,51 US-Dollar deutlich unter dem Kurs aus dem August 2021 (Stand 01.06.2022).

Compliance-Richtlinien und Front-Running

Berichte über Insiderhandel heizen die Debatte um schärfere Regulierungen im Kryptosektor an. Zentrale Frage ist natürlich, wie Krypto-Börsen verhindern können, dass marktsensible Daten an die Öffentlichkeit gelangen. Coinbase, Binance und FTX verfügen laut eigenen Angaben über entsprechende Compliance-Richtlinien. Die Analysen wurden dem Wall Street Journal zufolge von Binance und FTX geprüft. Bei den fraglichen Transaktionen seien aber keine Regelverstösse festzustellen, da sie nicht mit Mitarbeitern der Unternehmen in Verbindung gebracht werden könnten.

Coinbase engagiere sich dem eigenen Blog zufolge sehr im Bereich Handelsüberwachung und würde Mitarbeiter bei Verstössen sofort entlassen. Generell verpflichte man Mitarbeiter dazu, Kryptowährungen, die auf der eigenen Plattform gehandelt werden, auch nur auf Coinbase zu handeln. "Für uns besteht der Erfolg darin, dass alle Marktteilnehmer auf der Grundlage der gleichen Informationen handeln. Das ist unser Ziel. Krypto ist ein dynamisches Umfeld, daher suchen wir ständig nach zusätzlichen Möglichkeiten, um die Vertraulichkeit der Informationen über unsere Asset-Listings zu schützen", schreibt Paul Grewal, Leiter der Rechtsabteilung. Man wolle allen Marktteilnehmern die Möglichkeit bieten, auf der gleichen Informationsgrundlage zu handeln.

Und dennoch: Owen Rapaport, CEO von Argus, äusserte gegenüber dem Wall Street Journal seine Bedenken: "Die Unternehmen haben echte Probleme damit, sicherzustellen, dass der Ethikkodex gegen Insiderhandel - den fast jedes Unternehmen hat - tatsächlich befolgt wird und nicht nur ein träges Stück Papier ist."

Redaktion finanzen.ch

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