Blockchain-Trend |
28.01.2022 22:13:00
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Uhrwerke auf der Blockchain: So macht sich DuBois et fils den Krypto-Trend zunutze
Für Sammler von Luxusuhren geht der Kauf von Gebrauchtware auch immer mit Sicherheitsrisiken einher - immerhin könnten die Schmuckstücke gefälscht oder gar gestohlen sein. Der Schweizer Traditionshersteller DuBois et fils will hier Abhilfe schaffen - und lanciert Krypto-Token, die an historische Uhrwerke gekoppelt sind.
• Verkaufsaktionen mit grossem Erfolg
• Branche könnte von NFT-Trend profitieren
Älteste Uhrenfabrik der Schweiz wagt sich an Blockchain-Technologie heran
Seit der Gründung durch Philippe DuBois im Jahr 1785 im Schweizerischen Le Locle hat sich das Unternehmen DuBois et fils auf die Herstellung von Uhren spezialisiert. Eigenen Angaben zufolge handelt es sich bei dem Manufakteur um die älteste Uhrenfabrik der Schweiz. Seit der Manager Thomas Steinemann die Firmenleitung 2010 übernommen hat, positioniert sich der Konzern immer mehr in Richtung Digitalisierung. Im vergangenen Jahr wagte sich DuBois erstmals in den Bereich Blockchain vor.
Token bei Kauf von Uhrwerk enthalten
Im Juli 2021 stellte DuBois et fils erstmals einen eigen Token vor. Zum Start der Aktion konnten Interessenten insgesamt 330 Uhrwerke des Kalibers AS-1895 erstehen, deren "digitaler Zwilling" als Token in der Blockchain gespeichert wurde. Die historischen Originalwerke stammen dabei aus der Herstellung des Uhrenmachers Adolf Schild und wurden laut Ankündigung Ende der 1950er und Anfang der 1960er Jahre gefertigt. Sie wurden zum Preis von jeweils 95 Schweizer Franken im Online-Shop des Unternehmens verkauft - mit Erfolg: Bereits nach vier Tagen waren alle Exemplare ausverkauft. Käufer erhielten damit sowohl das Eigentumsrecht am Originalwerk sowie den Token. Dass dem realen Uhrwerk ein digitales Äquivalent gegenübersteht, hat für Kunden des Uhrenherstellers den Vorteil, dass dieses als Echtheitszertifikat und Eigentumsnachweis gilt und dabei fest mit dem erstandenen Uhrwerk verknüpft ist.
"Geschichte der Uhr" auf Blockchain-Plattform verfolgbar
Das Uhrwerk selbst bleibt auch nach dem Kauf des Tokens zunächst bei DuBois et fils. In den eigenen Firmenräumen wird das Sammlerstück dann fachgerecht gelagert, verspricht das Unternehmen. Später kann der Käufer dann entscheiden, ob er das Uhrwerk in eine Armbanduhr einbauen lassen will. Dann wird der Kaufpreis des Tokens sowie ein besonderer Nachlass vom Auftragswert abgezogen. Über die Herstellung der Uhr wird der Kunde ausserdem online informiert. So sind nicht nur die einzelnen Schritte des Fertigungsprozesses einsehbar, sondern werden auch noch mit Bildern und Videos dokumentiert. Auch eigene Erinnerungen des Armschmucks können der digitalen Plattform hinzugefügt werden, um "die Geschichte der Uhr" weiterzuschreiben, wie es bei DuBois et fils heisst.
Entscheidet sich der Kunde jedoch gegen die Anfertigung einer Uhr und stattdessen für den Verkaufs des Uhrwerks, erhält er dafür eine Vergütung über den 2,5-fachen Wert des Kaufpreises, wie es in einer Pressemitteilung heisst.
DuBois-Tochter SwissValueCHain wickelt Technologie ab
Um die technischen Voraussetzungen für den Blockchain-Dienst zu schaffen, gründete der Uhrenhersteller im Januar 2021 das Tochterunternehmen SwissValueCHain. Die Arbeit des neuen Blockchain-Dienstleisters soll sich laut Steinemann damit nicht nur auf den Uhrenmarkt beschränken. "Dieses Modell - ein digitaler, fälschungssicherer Token - ist für Produkte von Wert eine ideale Möglichkeit, die Echtheit und Authentizität über Generationen fortschreiben zu können", so der Unternehmensleiter in einer Pressemitteilung. Damit soll die Blockchain nicht nur zur Absicherung gegen Fälschungen eingesetzt werden, sondern auch zu Nachhaltigkeit und der Verknüpfung der Vergangenheit mit der Gegenwart beitragen. Ausserdem setze man sich auch bei DuBois et fils für die Wiederverwendung und Weiterverarbeitung von Rohstoffen und Materialien ein und nutze möglichst kurze Transportwege mit Fokus auf Produkte und Technologien aus der Schweiz.
Auch zweite Serie ausverkauft
Nach dem grossen Erfolg der ersten 330 Tokens startete DuBois et fils im September 2021 eine zweite Verkaufsaktion. Erneut wurden 330 Uhrwerke aus der AS-1985-Serie zum Kauf angeboten, die mittlerweile ebenfalls vergriffen sind. Der Preis betrug dieses Mal 115 Franken, die Konditionen zur weiteren Verarbeitung und zum Rückkauf blieben aber gleich. "Wir sind überwältigt von der enormen Nachfrage", freute sich Steinemann laut einer Pressemeldung. "Es möchten sich über diesen Weg mehr Menschen an der Geschichte von DuBois et fils beteiligen als wir uns je erhofft haben. Wir haben als erstes Unternehmen eine historische Ware mit der Blockchain verbunden, und der Erfolg gibt uns bei diesem Konzept Recht."
"Weitere spannende Projekte" geplant
Der grosse Erfolg der beiden vorherigen Verkaufsaktionen führt dazu, dass das Unternehmen Ende des Monats erneut eine Serie von historischen Uhrwerken verkaufen will. Auch diese werden voraussichtlich im Online-Shop des Uhrenherstellers angeboten. Die hohe Nachfrage der Verkaufsevents im Juli und September zeigen, dass Interessenten schnell zuschlagen sollten, wenn sie am Blockchain-Trend rund um die Originalwerke teilhaben wollen.
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Auch über die kommende Token-Aktion hinaus will das Unternehmen aber an der Blockchain-Technologie festhalten, wie es auf dessen Internetauftritt heisst. DuBois et fils kann demnach mehr als 1'000 Aktionäre aus 31 Ländern zu seinen Unterstützern zählen. "Das Tokenisieren unseres Aktienkapitals ist deshalb eines der Themen, die in Zukunft auf der Blockchain realisiert werden sollen. Weitere spannende Projekte sind bereits in der Umsetzungsphase», so Thomas Steinemann."
Auch Czapek & Cie arbeitet an digitaler Plattform
Auch wenn DuBois et fils mit seiner Verkaufsaktion zu den Vorreitern der Branche zählen dürfte, ist die Kombination aus Blockchain-Technologie und Luxusuhren nicht ganz neu. So tat sich der Genfer Uhrenhersteller Czapek & Cie bereits 2019 mit dem Distributed-Ledger-Startup Adresta zusammen, um fälschungssichere Echtheitszertifikate für seine Produkte erstellen zu lassen. Die Vorteile für Besitzer der Schmuckstücke sollen vielseitig sein, wie es auf der Webseite des Unternehmens heisst. So müssen Käufer ihre Uhrenzertifikate nicht mehr mit sich führen, was vor allem bei Reisen komfortabel sei. Auch könne die Reparatur der Uhren in der App verfolgt werden, bei Verlust oder Diebstahl können die Sammlerobjekte ausserdem identifiziert werden. Die lückenlose Besitzhistorie habe ausserdem den Vorteil, dass auf dem Gebrauchtmarkt höhere Preise erzielt werden können. "Jahrelang haben die Uhrmacher befürchtet, dass die Digitalisierung ihnen die Leidenschaft für schöne mechanische Zeitmesser verderben würde. Heute wird die Digitalisierung in den Dienst der Haute Horlogerie gestellt, um Objekte zu schützen, die den neuesten Stand der mechanischen Intelligenz und Handwerkskunst verteidigen", erklärte Czapek-CEO Xavier de Roquemaurel in einer Pressemitteilung. "Wir laden alle Uhrmacher ein, sich dieser Reise mit Adresta anzuschliessen, zum Wohle der gesamten Gemeinschaft der Uhrenliebhaber."
NFT-Markt eignet sich für Uhrenhersteller
Auch der momentan florierende Markt um NFTs könnte von der Uhrenbranche profitieren, wie Jackson Ng vom Online-Blog "Medium" prognostiziert. So könnte mittels Smart Contract auf der Ethereum-Blockchain mit dem Verkauf einer Luxusuhr auch ein entsprechendes NFT-Token an den Kunden übergehen - also ganz ähnlich wie es bei DuBois et fils bereits der Fall ist. Die Vorteile liegen auf der Hand: Nicht nur ist der digitale Nachweis, im Gegensatz zu gängigen Echtheitszertifikaten in Papierform, beständig, sondern auch fälschungssicher. Ng sieht in der Nachverfolgbarkeit der bisherigen Eigentumsverhältnisse ebenfalls grosses Potenzial.
Möglich werden könnte dies langfristig mit der Online-Datenbank ChronoBase, die bereits für Nutzer zugänglich ist. Neben Eigentums- und Echtheitsnachweisen für derzeitige Besitzer will die Plattform auch potenzielle Käufer dabei unterstützen, originale Artikel zum besten Preis zu finden. Aktuell befinden sich etwa 100'000 Uhren in der Datenbank, weitere können manuell von Besitzern hinzugefügt werden.
Redaktion finanzen.ch
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