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Trauriger Rekord 13.01.2023 22:43:00

2022 gab es in der Schweiz so viele Firmenkonkurse wie noch nie

2022 gab es in der Schweiz so viele Firmenkonkurse wie noch nie

Bereits im Spätherbst prognostizierte die Wirtschaftsauskunftei Creditreform, dass die Firmenkonkurse in der Schweiz im Gesamtjahr 2022 einen neuen Höchststand erreichen würden. Aktuelle Zahlen zeigen, dass diese Vorhersage korrekt war.

• Firmenkonkurse 2022 auf historischem Höchststand
• Zahl der neu eingetragenen Unternehmen blieb auf hohem Niveau
• Zahl der Privatkonkurse 2022 leicht rückläufig

Mehr als 6'600 Schweizer Firmen würden im Jahr 2022 Insolvenz anmelden müssen, prophezeite Creditreform im November. Aktuelle Daten für das Gesamtjahr, die das Unternehmen im Januar in einer Pressemitteilung veröffentlichte, zeigen, dass diese Prognose korrekt war: 2022 kam es in der Schweiz zu 6'796 Firmenkonkursen aufgrund von Insolvenz. Weitere 3'330 Unternehmen mussten aufgrund von Mängeln in der Organisation Konkurs anmelden, so dass die Gesamtzahl der Firmenkonkurse in der Schweiz 2022 mit insgesamt 10'126 Stück erstmals die 10'000er-Marke geknackt hat und auf einen historischen Höchststand gestiegen ist. Allein im Dezember 2022 gab es hierzulande 959 Konkurse - und damit knapp ein Drittel mehr als 2021.

Starkes Wachstum der Konkurse heimischer Firmen überrascht kaum

Im Vergleich zum Vorjahr, als laut Creditreform 7'400 heimische Firmen Konkurs anmeldeten, ist die Gesamtzahl der Konkurse 2022 um 36,8 Prozent gestiegen. Wie aus den Daten der Wirtschaftsauskunftei hervorgeht, ist dies das zweite Jahresplus in Folge, nachdem die Anzahl der Firmenkonkurse von 2017 bis 2020 von Jahr zu Jahr abgenommen hatte. Von 2020 auf 2021 fiel das Plus mit rund 8,2 Prozent jedoch deutlich kleiner aus. Dass es 2022 nun zu einem so starken Anstieg und umgerechnet knapp 200 Konkursen pro Woche gekommen ist, sollte laut Creditreform jedoch nur wenig überraschen. Denn wer in den Vorjahren mit staatlichen Corona-Hilfen noch über die Runden gekommen sei, sei nun von der Realität - und einem womöglich von Anfang an nicht funktionierenden Geschäftsmodell - eingeholt worden. "In den beiden Corona-Jahren 2020 und 2021 wurden viele schon damals unvermeidliche Konkurse von sogenannten Zombieunternehmen durch die staatlichen Unterstützungsmassnahmen hinausgezögert. Nachdem diese ausgelaufen sind, weht wieder der normale Wind durch die Unternehmenslandschaft", heisst es in der Pressemitteilung. Zudem ist das wirtschaftliche Umfeld im vergangenen Jahr durch Ukraine-Krieg, Energiekrise und eine hohe Inflation in vielen Exportländern deutlich anspruchsvoller geworden.

Laut der Wirtschaftsauskunftei Crif wurden 2022 mit 1'227 Stück die meisten Konkurseröffnungen in der Baubranche verzeichnet. Auf Platz zwei folgt der Grosshandel mit 795 Konkursen. Der dritte Platz geht an die Gastronomie, wo im vergangenen Jahr 756 Firmen in Konkurs gingen.
Besonders auffallend war laut Creditreform 2022 auch die Entwicklung der durchgeführten Konkursverfahren bei Unternehmen, die Mängel in der Organisation aufweisen - beispielsweise fehlten bei diesen Geschäftsdomizile, Revisionsstellen oder gesetzlich vorgeschriebene Organe. Ihre Zahl stieg gegenüber 2021 um 46,2 Prozent. "Ein so grosser Zuwachs lässt vermuten, dass einige dieser Unternehmen bewusst von ihren Organen in einem verwahrlosten Zustand zurückgelassen werden, um sich so der Verantwortung zu entziehen", spekuliert die Wirtschaftsauskunftei in ihrer Pressemitteilung.

Auch für 2023 rechnet Creditreform bei den Firmenkonkursen in der Schweiz nicht mit einer Entspannung, da dafür die wirtschaftlichen Unsicherheiten zu gross seien. Die "teilweise erheblich gestiegenen Energiekosten, die hohe Inflation im Euroraum und die in vielen Ländern wohl unvermeidliche Rezession dürften für viele Firmen nicht mehr zu stemmen sein", so die trübe Prognose.

Neueintragungen machen Mut

Doch von dem auch bereits 2022 schwierigen wirtschaftlichen Umfeld liessen sich Schweizer Unternehmer offenbar nicht vom Gründen abhalten. So wurden im vergangenen Jahr laut Creditreform 50'008 Unternehmen neu eingetragen. Gegenüber dem Vorjahr sei dies zwar ein leichter Rückgang, aber die Zahl der neu eingetragenen Unternehmen habe damit erst zum zweiten Mal in der Geschichte über der Marke von 50'000 gelegen. Laut Crif entfielen die meisten Neueintragungen auf die Kantone Zürich (9'090), Waadt (4'853), Genf (4'105) und Bern (4'068).

2022 etwas weniger Privatkonkurse

Auch bei den Privatkonkursen sah die Situation 2022 nicht so düster aus wie bei den Firmenpleiten. Während 2021 laut Creditreform noch 8'678 Privatpersonen Konkurs anmelden mussten, lag ihre Zahl 2022 mit 8'228 Konkursen um 5,2 Prozent tiefer. Es könnte sich allerdings womöglich nur um eine kurze Verschnaufpause handeln, da es im Dezember 2022 bereits wieder zu mehr Konkursen von Privatpersonen kam als im Vorjahresmonat. Massgeblich dürfte auch hier die weitere wirtschaftliche Entwicklung sein. Denn wie Creditreform betont, bedeutet die steigende Anzahl an Firmenkonkursen auch, dass mehr Arbeitnehmer ihre Jobs verlieren. Hinzu kämen dann noch die höheren Ausgaben für Wohnen, Lebensmittel, Energie und Krankenkasse, so dass in den kommenden Monaten mehr Schweizer gezwungen sein könnten, in den Privatkonkurs zu gehen.

Redaktion finanzen.ch

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