Renditeaufschläge |
18.07.2020 23:02:00
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Wie Corona den Schweizer Anleihemarkt durcheinander wirbelt
Über Jahre konnten Anleger mit Schweizer Anleihen nur enttäuschende Renditen erzielen. Doch durch die Corona-Krise hat sich nun die Situation auf dem Franken-Kapitalmarkt stark verändert.
• Unternehmen in der Schweiz legen sich Kapital-Polster zu
• Anleiherenditen springen hoch
Aufgrund der wirtschaftlichen Folgen der Ausbreitung von COVID-19 haben Rating-Agenturen sowohl ihre Ratings als auch ihre Ausblicke für zahlreiche heimische Unternehmen gesenkt. Weil Investoren deshalb in der Folge höhere Risikoaufschläge einfordern, gibt es nun seit Jahren erstmals wieder positive Renditen für Franken-Unternehmensbonds mit den Rating-Noten "A".
Herabstufungen bei Kreditratings und Ausblicken
Der Shutdown der Wirtschaft und die Sorge vor einer weiteren Infektionswelle verunsichert die Marktteilnehmer. Allein die Credit Suisse hat laut ihrem diesjährigen "Kredithandbuch Schweiz" acht negative Rating-Massnahmen vorgenommen, die vornehmlich in Zusammenhang mit der Corona-Krise stehen.
Ausserdem hat Daniel Rupli, Leiter Aktien- und Obligationen-Analyse bei der CS, laut der "Neue Züricher Zeitung" gewarnt, dass für viele Emittenten die Folgen der Pandemie erst mit einer zeitlichen Verzögerung erkennbar werden. Deshalb sei das Risiko weiterer Herabstufungen derzeit grösser als in der Vergangenheit.
Alles in Allem werden heimische Unternehmen jedoch im Kredithandbuch als relativ sicher angesehen. Die meisten Firmen seien gut aufgestellt, um die Corona-Krise zu bewältigen, heisst es darin. Zwar stünden einigen Emittenten aufgrund von Corona schwierige Zeiten bevor, die allgemeine Kreditqualität von Schweizer Unternehmensemittenten schätzt die CS jedoch dank der starken Bilanzen als sehr solide ein.
Cash-Puffer durch Emissionen
Doch auch den Unternehmen scheint klar zu sein, dass das gesamte Ausmass der wirtschaftlichen Konsequenzen der Pandemie sowie der Verlauf einer Erholung derzeit kaum abzuschätzen sind. Um ihren Geschäftsbetrieb zu schützen und sicher durch die Krise zu kommen bemühen sie sich daher, einen Liquiditäts-Puffer aufzubauen.
Dazu haben sie einerseits vorsorglich ungenutzte Kreditlinien in Anspruch genommen. Zum anderen waren sie stark am Kapitalmarkt aktiv: Nach Angaben der "Neue Züricher Zeitung" haben Schweizer Emittenten im April 2020 ganze 2,7 Milliarden Franken am Primärmarkt aufgenommen. Zum Vergleich: Im entsprechenden Vorjahresmonat belief sich das Neuemissionsvolumen auf gerade mal 380 Millionen Franken.
Renditen ziehen an
Die unsicheren Aussichten in Verbindung mit dem deutlich gestiegenen Angebot am Franken-Kapitalmarkt haben jedoch zur Folge, dass Investoren höhere Risikoaufschläge verlangen. Vor diese Hintergrund war ein plötzlicher Renditesprung bei Obligationen schweizerischer Firmen zu beobachten. Bei Bonds mit der Rating-Note "A" kletterte die Rendite zeitweise von unter null auf fast ein Prozent, Anleihen mit der Note "BBB" gelang kurzzeitig sogar ein Sprung vom negativen Bereich auf nahezu zwei Prozent.
Zwar haben die Hilfsmassnahmen der Schweizerischen Nationalbank (SNB), mittels derer die Auswirkungen des Shutdowns gemildert werden sollen, die Renditen wieder etwas gedrückt, aber bei "A"- und "BBB"-Anleihen liegen sie noch immer im positiven Bereich.
Damit sei diese Assetklasse laut CS-Analyst Daniel Rupli für Anleger deutlich attraktiver als vor Ausbruch der Pandemie - selbst wenn das Renditeniveau im historischen Vergleich noch immer extrem niedrig sei.
Redaktion finanzen.ch
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