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Ebola-Bonds 24.08.2019 21:39:00

Zwischen Rendite und Moral: Pandemie-Anleihen in der Kritik

Zwischen Rendite und Moral: Pandemie-Anleihen in der Kritik

Die von der Weltbank emittierten Pandemie-Anleihen, welche von Kritikern auch gern als Ebola-Bonds bezeichnet werden, stehen aufgrund ihrer ausgefeilten Konstruktion schwer in der Kritik. Denn während sich die Ebola-Seuche immer weiter ausbreitet, streichen sich gewiefte Investoren Kupons im zweistelligen Bereich ein.

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• Pandemie-Anleihen mit zweistelliger Rendite
• Risikostreuung für institutionell Investoren
• Tilgungsanspruch hängt an Todesopfern

Ähnlich wie bei Katastrophenanleihen, welche auch als Catastrophe-Bonds oder Cat-Bonds bezeichnet werden, handelt es sich bei Pandemie-Anleihen um verbriefte Schuldverschreibung, deren Zahlungsverpflichtung vom Eintritt exakt definierter Ereignisse abhängig gemacht werden.

Der Trigger bestimmt den Tilgungsanspruch

Dieses genau festgelegte Ereignis, welches den Tilgungsanspruch des Gläubigers verfallen lässt, wird unter Experten auch Trigger genannt. Der Trigger löst somit die Anleihe auf und verwendet das eingesammelte Kapital, je nach Ausgestaltung, für das auslösende Ereignis. Im Fall eines Cat-Bonds besteht dieses auslösende Ereignis in der Regel aus einem finanziellen Schaden, welcher durch eine größere Naturkatastrophe wie zum Beispiel ein Erdbeben oder einen Wirbelsturm verursacht wurde.

Pandemie-Bonds: Moralvorstellung vs. Traumrendite?

Da es sich bei Pandemie-Anleihen jedoch nicht um Cat-Bonds handelt, beziehen sich diese auch nicht auf Naturkatastrophen, sondern auf die länderübergreifende Ausbreitung von Krankheiten bzw. Seuchen. Im Vergleich zu einer Epidemie ist eine Pandemie folglich auch nicht nur auf einen bestimmten Ort beschränkt. Dieser Umstand führt nun dazu, dass die von der Weltbank emittierte Pandemie-Anleihe, welche eigentlich die Ausbreitung der Infektionskrankheit Ebola im Kongo bekämpfen soll, bisher nur stattliche Renditen an die Investoren abgeliefert hat, jedoch keinerlei Hilfen für die betroffenen Menschen vor Ort.

Grund für diesen Zustand ist die von der Weltbank definierten Trigger für die Pandemie-Anleihe, welche zum bisherigen Zeitpunkt noch nicht eingetreten sind. Denn das Geld der Investoren wird erst dann ausbezahlt, wenn die sehr makaberen Bedingungen der Schuldverschreibung erfüllt sind. So muss die Seuche in einem Land mindestens 250 Menschenleben kosten und sich darüber hinaus in einem anderen Land ausbreiten. Nur wenn auch in dem benachbarten Staat mindestens 20 Menschen an der Seuche sterben, verfällt der Tilgungsanspruch der Gläubiger. Zwar sind in der Demokratischen Republik Kongo zwischen Januar und Juli schon rund 1'700 Menschen an Ebola gestorben, in den Nachbarstaaten des Kongo wurde jedoch noch nicht die Zahl von 20 Todesopfern überschritten. So wurden beispielsweise in Uganda, ein Staat östlich der Demokratischen Republik Kongo, bislang nur drei Todesfälle offiziell bestätigt.

"Es ist ein Skandal"

Für dieses Dilemma findet unter anderem auch Gisela Schneider, die Direktorin des Deutschen Instituts für Ärztliche Mission (Difäm), deutliche Worte. "Es ist ein Skandal, dass auf dem Rücken der Menschen im Kongo Zinsen verdient werden. […] Wenn die Welt wirklich ein Interesse daran hat, die Epidemie einzudämmen, dann müssen jetzt alle verfügbaren Mittel eingesetzt werden", so die Medizinerin in einem Interview mit der Frankfurt Rundschau.

Dabei versprach der damalige Weltbankpräsident Jim Yong Kim noch im Jahr 2017, als die erste Pandemie-Anleihe emittiert wurde, dass diese schnelle und unbürokratische Hilfe leisten könne. Die Anleihe sei, laut dem ehemaligen Weltbankpräsidenten, ein "bedeutender Schritt, der Millionen Menschen retten und Volkswirtschaften vor einer der größten Bedrohungen der Menschheit bewahren kann".

Finanzierungsmechanismus wird zum Renditebringer

Die Pandemie-Anleihe der Weltbank ist ein Instrument, welches einen Teil der Pandemic Emergency Financing Facility (PEF) darstellt. Die sogenannte PEF ist somit ein spezieller Finanzierungsmechanismus der Weltbank, welcher den ärmsten Ländern der Erde als zusätzliche Finanzierungsquelle dienen soll. Gegenwärtig hat die Bargeldkomponente des PEF ein Volumen von 500 Millionen US-Dollar. Zu den größten Gläubigern des PEF gehöre neben großen Vermögensverwaltern auch Pensionskassen und Stiftungen. Die Versicherungskomponente der Pandemie-Anleihen hat die Weltbank unterdessen mit den zwei Rückversicherungsgiganten Munich Re und Swiss Re entwickelt.

Für institutionelle Investoren sind solche Ebola-Bonds von großem Interesse "weil das Risiko solcher Investments kaum mit den Entwicklungen an den Kapitalmärkten korreliert. […] Damit können Fonds die Risiken ihrer Anlagen streuen und eine zusätzliche Rendite erzielen", erklärt der Commerzbank-Analyst Michael Haid in Bezug auf die hohe Nachfrage derartiger Produkte. In der Tat - mit Renditen von jährlich zwischen acht bis 13 Prozent werden institutionelle Investoren, bei einem überschaubaren Risiko, mit großartigen Kupons abgespeist.

Ein moralisch bedenkliches Investment…

Dass es sich bei den sogenannten Ebola-Bonds um ethisch sehr fragwürdige Finanzprodukte handelt, stört dabei auch einige Menschenrechtsorganisationen. "Anleger wollen ja ihre Rendite sehen, weshalb die Gefahr besteht, dass der Eintritt der Katastrophe möglichst spät erklärt wird", spekuliert unterdessen auch Thomas Gebauer von der Hilfsorganisation medico international aus Frankfurt.

…mit einer lebensrettenden Absicht

Auch wenn sich über die Ausgestaltung der sogenannten Trigger, die exakt definierten Ereignisse, welche zur Auszahlung der Schuldverschreibungen führen, der Pandemie-Anleihen durchaus streiten lässt, möchte die Weltbank mit ihrem Rückversicherungsprodukt zwei sehr unterschiedliche Interessen unter einen Hut bekommen. Zum einen geht es darum ausreichend finanzielle Mittel am Kapitalmarkt zu erhalten, welche natürlich auch mit einer hohen Rendite angelockt werden müssen, und zum anderen geht es de facto um die Hilfe für notleidende Menschen in den jeweiligen Krisenregionen.

Pierre Bonnet / finanzen.ch

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Bildquelle: iStockphoto

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