Angebotsdefizit |
23.02.2023 22:10:00
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Ölpreis könnte bis auf 100 US-Dollar steigen - Goldman Sachs-Chefstratege warnt vor niedrigen Ölkapazitäten
Mit Beginn des Krieges in der Ukraine stieg der Ölpreis rasant an. Seitdem hat sich die starke Erholung wieder etwas abgeschwächt. Jeff Currie von der US-Grossbank Goldman Sachs erwartet jedoch, dass der Preis für das schwarze Gold bald wieder deutlich zunehmen könnte.
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• Warnung vor Angebotsdefizit
Corona-Krise schickte Ölpreis abwärts - Ukraine-Krieg treibt an
Die Ölpreise hatten in den letzten Jahren eine turbulente Entwicklung durchgemacht. Zu Beginn der Corona-Krise 2020 brach der Preis für das schwarze Gold aufgrund einer plötzlichen Nachfrageverknappung so stark ein, dass er sich sogar im Negativbereich bewegte. Seitdem konnte sich der Kurs wieder erholen. Besonders zu Beginn des Kriegs in der Ukraine im Februar 2022 schoss der Ölpreis dann weit in die Höhe. Mit Sanktionen gegen Russland wurde am Markt eine starke Verknappung der Ölbestände befürchtet, was dem Preis für den Rohstoff weiter Antrieb verlieh. Am 8. März 2022 sprang der Preis für ein Barrel der Sorte WTI auf ein Jahreshoch bei 123,70 US-Dollar, ein Barrel der Nordseesorte Brent kostete derweil 127,98 US-Dollar. Mittlerweile hat sich die starke Aufwärtsdynamik wieder etwas beruhigt, ein Barrel ist derzeit für 76,41 US-Dollar (WTI) bzw. 82,19 US-Dollar (Brent) zu haben (Stand vom 22. Februar 2023).
Goldman Sachs erwartet Antrieb für Ölpreis
Nun könnte der Ölpreis aber erneut nach oben ausbrechen, wie Jeff Curie, Chefstratege der US-Grossbank Goldman Sachs, Anfang Februar gegenüber der Nachrichtenagentur "Bloomberg" prognostizierte. Im Rahmen einer Veranstaltung in Saudi-Arabien äusserte der Analyst die Befürchtung, dass weitere Sanktionen gegen Russland niedrigere Ölexporte zur Folge haben. Darüber hinaus rechnet der Experte damit, dass sich die Nachfrage nach Öl aus China wieder erholen werde, nachdem die Volksrepublik ihre COVID-Beschränkungen nach und nach fallen lässt. "Im Moment haben wir immer noch einen ausgeglichenen Überschuss, weil China sich noch nicht vollständig erholt hat", so Currie gegenüber der Agentur. Dies könne sich aber im Jahresverlauf ändern, wenn die Nachfrage nach Öl das Angebot übersteige. Der Marktkenner hielt es zunächst für wahrscheinlich, dass das Defizit bis Mai auftrete.
Ölpreis könnte 100-US-Dollar-Marke knacken
Das Angebotsdefizit werde Currie nach dann dafür sorgen, dass ein Grossteil der bislang ungenutzten Kapazitäten der Ölproduzenten ausgeschöpft werden, was den Preis für den flüssigen Rohstoff antreiben soll. So rechnete das Finanzhaus damit, dass der Ölpreis die 100-US-Dollar-Marke wieder übersteige.
Auch in den folgenden Monaten dürfte das Angebot an Öl damit knapp bleiben, so Currie weiter. So seien die Investitionen in einen Ausbau der Produktionsstellen zu niedrig, um die Nachfrage zu decken. "Werden wir keine freien Produktionskapazitäten mehr haben? Möglicherweise werden wir ab 2024 ein ernsthaftes Problem haben", so der Goldman-Stratege.
Parallelen zu Rekordpreisen von 2007 und 2008
Wie Currie bereits einige Tage zuvor bei einer Präsentation in London aufzeigte, befinde sich der Rohstoffmarkt derzeit in einer ähnlichen Situation wie zwischen 2007 und 2008. "Erinnert sich noch jemand daran, was mit den Ölpreisen zwischen Januar 2007 und Juli 2008 geschah?", so der Chefanalyst laut Bloomberg. "Die Fed nimmt den Fuss von der Bremse, China gibt Gas, Europa beginnt schnell zu wachsen", liess Currie Revue passieren. Der einzige Unterschied zum Rekordanstieg der Rohstoffpreise vor knapp 15 Jahren liege in der Verfügbarkeit von europäischem Erdgas. Currie zufolge dürften die Lagerbestände hier für das Jahr 2023 ausreichen. Für fast alle anderen kritischen Rohstoffe befinden sich die Lagerbestände jedoch auf kritischem Niveau, so der Experte.
Ölpreis-Prognose mittlerweile angepasst
Nur wenige Tage nach der Konferenz in Saudi-Arabien schwächte die Grossbank ihren Ausblick aber leicht ab, wie aus einem Bloomberg-Bericht hervorgeht. So geht Goldman Sachs mittlerweile davon aus, dass der Ölpreis für die Sorte Brent nicht bereits zur Jahresmitte über 100 US-Dollar steigt, sondern erst zum Jahreswechsel die runde Marke erreicht. Bis dahin könne sich der Barrel-Preis für die Nordseesorte dann durchschnittlich auf dem Niveau von 92 US-Dollar bewegen statt bei 98 US-Dollar, was zuvor veranschlagt wurde. "Diese Anpassung spiegelt eine leichte Abschwächung unserer Bilanz für 2023 wider", erklären Currie und sein Kollege Callum Bruce in einer Mitteilung, die der Agentur vorliegt. Für den Rest des Jahres gehen die Experten von einem Angebotsüberschuss von 150'000 Barrel pro Tag aus. Nicht nur dürfte die Nachfrage damit etwas geringer ausfallen, auch dürften Russland und die USA nun doch grössere Mengen produzieren als zuvor angenommen. Im Schnitt werde der Ölpreis 2024 dann bei 100 US-Dollar liegen.
Redaktion finanzen.ch
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