Experten-Kolumne |
17.03.2022 13:07:53
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Tauziehen: Die Fed beginnt einen Zinserhöhungszyklus, da die Inflation die Unsicherheit übertrumpft
Wie erwartet, hat die Federal Reserve (Fed) auf ihrer März-Sitzung den Leitzins um 25 Basispunkte (Bp) angehoben und angesichts des angespannten Arbeitsmarktes und der anziehenden Inflation weitere Zinserhöhungen angedeutet.
Der Ausbruch des Krieges in Europa hat den politischen Entscheidungsträgern der Fed einen schwierigen Balanceakt abverlangt. Sie müssen die unsicheren Wachstumsaussichten gegen einen weiteren Anstieg der Inflation abwägen. Die Fed hat signalisiert, dass die Inflationsrisiken die Abwärtsrisiken für das Wachstum wesentlich überwiegen. Daher gehen wir davon aus, dass die Fed ihren Weg in Richtung höherer Zinsen und einer geringeren Bilanz fortsetzen wird. Die Fed müsste wahrscheinlich eine deutliche Konjunkturabschwächung und Marktstörungen feststellen, bevor sie von ihrem Zinserhöhungspfad abweicht, da ein höherer und breiter angelegter Preisanstieg das Risiko weiter erhöht, dass die Inflationserwartungen nicht mehr verankert sind. Während die erhöhten Inflationsrisiken eine straffere Geldpolitik rechtfertigen, dürfte ein schnelleres Tempo der Zinserhöhungen das Wachstum im Laufe der Zeit belasten, da sich die finanziellen Bedingungen abrupter verschärfen.
Hawkisher Ton schafft die Voraussetzungen für weitere Straffung
Neben der erwarteten Anhebung der Leitzinsen vermittelte die Fed in der Federal Open Market Committee (FOMC)-Erklärung vom März, in den Wirtschaftsprognosen sowie in der Pressekonferenz des Vorsitzenden Jerome Powell einen insgesamt hawkishen Ton, indem sie mehrere wichtige Änderungen vornahm: Erstens fügte die Fed der Erklärung eine Vorankündigung bestimmter Geldpolitik (Forward Guidance) hinzu. In dieser wies sie darauf hin, dass "weitere Erhöhungen" des Leitzinses und eine Verringerung der Bilanz wahrscheinlich seien. Zweitens hat die Fed ihre Wirtschaftsprognosen vom März gegenüber den vorherigen Prognosen vom Dezember 2021 erheblich überarbeitet. Die Inflation in den USA lag insbesondere im Januar deutlich über den Konsenserwartungen. In Verbindung mit zusätzlichen Inflationsimpulsen durch den Krieg in Europa veranlasste das die Fed-Beamten dazu, ihre Inflationsprognosen für 2022 um mehr als einen Prozentpunkt anzuheben. Auch für die Jahre 2023 und 2024 wurde ein moderaterer Inflationsrückgang prognostiziert, so dass die Inflation über den Prognosehorizont hinweg deutlich über dem Zwei-Prozent-Ziel der Fed bleibt. (Das von der Fed bevorzugte Inflationsmass ist PCE - persönliche Konsumausgaben.)
Da nicht mehr damit gerechnet wird, dass die Inflation im Prognosehorizont wieder auf das Ziel zurückgeht, und die Fed-Beamten den Inflationsdruck auf breiterer Basis sehen, haben die Beamten ihre Zinsprognosen deutlich nach oben korrigiert. Es wird erwartet, dass die Politik bis Ende nächsten Jahres über dem neutralen Niveau liegt. Der Median der Prognosen geht nun von einem Leitzins von 1,875 Prozent Ende 2022 (gegenüber 0,875 Prozent im Dezember) und 2,750 Prozent Ende 2023 (gegenüber 1,625 Prozent zuvor) aus. Die meisten Fed-Vertreter sehen die Zinssätze allerdings etwas über dem Median ihrer neutralen Schätzung von 2,4 Prozent. Das deutet darauf hin, dass sie der Meinung sind, dass die Politik zumindest etwas kontraktiv sein muss, um die Inflation wieder auf das Zielniveau zu bringen.
Auf der Pressekonferenz erläuterte der Fed-Vorsitzende Powell die Hintergründe dieser optimistischen Prognosen, wobei er sich gleichzeitig die Möglichkeit offenhielt, den geldpolitischen Kurs in den kommenden Wochen und Monaten nach Bedarf zu ändern. Ähnlich wie bei seinen Äusserungen zu Beginn dieses Jahres hat der Vorsitzende Powell die Möglichkeit grösserer Zinserhöhungen nicht vom Tisch genommen.
Bilanzabbau
Nachdem die Fed Anfang des Monats ihr Programm zum Ankauf von Vermögenswerten beendet hatte, bestätigte der Vorsitzende Powell unsere Erwartung, dass auf einer der nächsten beiden Sitzungen wahrscheinlich ein früherer und schnellerer Beginn des Bilanzabbaus im Vergleich zum vergangenen Zyklus angekündigt werden wird. Eine geringere Bilanz würde auch zu einer Straffung der Geldpolitik in diesem Jahr beitragen. Powell deutete an, dass viele Beamte den Abbau der Bilanz als gleichwertig mit einer weiteren Zinserhöhung betrachten.
Risiken des Ausblicks
Über die März-Sitzung hinaus erwarten wir, dass höhere Inflation und Bedenken hinsichtlich der Inflationserwartungen die Fed-Vertreter in den kommenden Monaten stärker belasten werden als Abwärtsrisiken für das Wachstum. Infolgedessen bleibt unsere Basisprognose bestehen, dass es bei den folgenden Fed-Sitzungen zu Zinserhöhungen kommen und im Laufe des Jahres eine weitere deutliche Straffung der Geldpolitik erfolgen wird. Dieses schnellere Tempo der Straffung erhöht das Risiko einer harten Landung im weiteren Verlauf und deutet auf ein höheres Rezessionsrisiko in den nächsten zwei Jahren hin.
Von Allison Boxer, US-Ökonomin bei PIMCO
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