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05.03.2025 11:00:37

Bayer vor weiterem schwierigen Jahr - Hoffnung auf Besserung 2026

(Ausführliche Fassung)

LEVERKUSEN (awp international) - Der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer steht nach einem erneuten Gewinnrückgang 2024 vor einem abermals schwierigen Jahr. Das operative Ergebnis dürfte sinken und der freie Finanzmittelfluss wird wohl niedriger ausfallen. Bayer-Chef Bill Anderson hofft allerdings, den Konzern bald aus der Misere führen zu können. Ab 2026 soll es auch dank der fortschreitenden Neuorganisation wieder besser laufen. Zudem wurde ein mehrjähriges Programm angestossen, um im Agrargeschäft das Ruder herumzureissen. Bei den US-Glyphosat- und PCB-Rechtsstreitigkeiten hofft Anderson weiterhin perspektivisch auf eine Eindämmung der Risiken. Die Börse reagierte positiv auf die Nachrichten.

Die seit Jahren arg gebeutelten Bayer-Aktien knüpften am Mittwoch an ihren jüngsten Erholungsversuch an und stiegen am Vormittag zuletzt um über sechs Prozent, auch unterstützt durch den starken Gesamtmarkt. Seit der ersten Niederlage in einem US-Glyphosat-Prozess im Sommer 2018 summieren sich die Kursverluste allerdings noch immer auf rund 75 Prozent.

In der Agrarsparte will Bayer künftig die Profitabilität steigern. Geplant seien Massnahmen nicht nur im Produktportfolio, sondern auch in der Forschung und Entwicklung sowie in Produktion und Vertrieb. Bis 2029 sollen sich die deren Gewinnbeiträge auf mehr als eine Milliarde Euro jährlich summieren. Die um Sondereinflüsse bereinigte Marge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigte Ebitda-Marge) soll dann im mittleren 20-Prozent-Bereich liegen. 2024 war die operative Marge in der Agrarsparte von im Vorjahr 21,7 auf 19,4 Prozent gesunken, da Bayer vor allem den Preisdruck im Glyphosat-Geschäft zu spüren bekam.

Auch in der Pharmasparte sank das operative Ergebnis im vergangenen Jahr. Hier belasten rückläufige Erlöse mit dem Blutgerinnungshemmer Xarelto, einem Milliarden-Kassenschlager, für den in den verschiedenen Regionen der Welt nach und nach Patente auslaufen. Der Wettbewerbsdruck durch Generika nimmt daher zu. Das starke Wachstum noch junger Medikamente wie Nubeqa gegen Prostatakrebs und Kerendia zur Behandlung einer chronischen Nierenerkrankung von Diabetikern kann das noch nicht ganz auffangen - auch weil bei noch recht neuen Medikamenten in der Regel erst einmal vergleichsweise höhere Marketing- und Vertriebskosten anfallen. Einen nur leichten Gewinnrückgang verzeichnete das Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten der Sparte Consumer Health.

Konzernweit knickte das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) im vergangenen Jahr um 13,5 Prozent auf 10,1 Milliarden Euro ein, während die Erlöse um 2,2 Prozent auf 46,6 Milliarden Euro fielen. Negative Währungseffekte sowie den Kauf und Verkauf von Unternehmensteilen ausgeklammert ergab sich indes ein Umsatzplus von 0,7 Prozent. Für 2025 peilt Bayer - Effekte aus Wechselkursveränderungen ausgeklammert - einen Umsatz von 45 bis 47 Milliarden Euro an. Das bereinigte Ebitda dürfte inklusive Währungseffekten auf 9,3 bis 9,8 Milliarden Euro zurückgehen. Analysten hatten mit solch einer Entwicklung gerechnet. Die Konsensschätzung liegt eher am unteren Ende der Spanne.

Entlastungen auf der Gewinnseite sollen dabei fortgesetzte Kostensenkungen durch den Umbau im Management liefern. Das Programm soll dieses Jahr Einsparungen von zusätzlich 800 Millionen Euro bringen, nachdem Bayer den Angaben zufolge im vergangenen Jahr bereits die Ausgaben plangemäss um 500 Millionen Euro gekürzt hatte. In dem von Anderson eingeführten Modell bekommen Mitarbeiter etwa in Forschung, Produktion und Vertrieb mehr Eigenverantwortung und Handlungsfreiheiten, weniger Manager sind notwendig. 2024 fiel die Mitarbeiterzahl denn auch deutlich. Per Ende 2024 beschäftigte Bayer auf Vollzeitstellen umgerechnet noch gut 92.800 Menschen. Ein Jahr zuvor waren es noch fast 100.000 gewesen.

Unter dem Strich schrieb 2024 wegen abermaliger Wertberichtigungen im Agrargeschäft mit minus 2,55 Milliarden Euro erneut tiefrote Zahlen. Ein Jahr zuvor hatte der Konzern einen Fehlbetrag von 2,94 Milliarden verbucht.

Der freie Finanzmittelzufluss stieg derweil auf mehr als das Doppelte und erreichte 3,1 Milliarden Euro. Angesichts der hohen Verschuldung des Konzerns steht der Free Cashflow besonders im Fokus. Die Nettofinanzverschuldung fiel bis Ende 2024 im Jahresvergleich um 5,4 Prozent auf 32,6 Milliarden Euro. Wegen der hohen Schulden hatte der Konzern Anfang 2024 angekündigt, für drei Jahre nur die vorgeschriebene Mindestdividende zu zahlen. Für 2024 bedeutet dies erneut elf Cent je Aktie.

Die hohen Schulden sind auch eine Folge der Übernahme des US-Agrarchemiekonzerns Monsanto, mit der sich Bayer unter anderem die milliardenteuren US-Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten ins Haus geholt hatte. Bis zum 31. Januar 2025 wurden laut aktuellem Geschäftsbericht von insgesamt circa 181.000 angemeldeten Ansprüchen rund 114.000 verglichen, oder sie erfüllen aus verschiedenen Gründen nicht die Vergleichskriterien. Bayer hofft weiterhin perspektivisch auf ein Grundsatzurteil des obersten US-Gerichts, des Supreme Courts. Allerdings ist offen, ob sich die Richter der Sache überhaupt annehmen werden. Zudem zielt Bayer seit einer Weile durch Lobby-Arbeit auf Gesetzesänderungen ab./mis/tav/stk

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